Salzburger Nachrichten

„Tatort“: Mordgeschi­chte im zeitlichen Pingpong

- Martin Behr

Warum liegen Polizeiche­fs und Staatsanwä­lte in TV-Krimis mit ihren Einschätzu­ngen so oft daneben? Weil sie eine Reibebaumf­unktion haben und so die Kommissare besser glänzen können. In der aus Mainz kommenden „Tatort“-Folge „In seinen Augen“(Sonntag, ORF 2, ARD, 20.15 Uhr)

hat es andere Gründe, warum die Staatsanwä­ltin nicht den Theorien der

Ermittler Ellen Berlinger

(Heike Makatsch) und

Martin Rascher (Sebastian Blomberg) folgen will.

Mehr soll an dieser Stelle

nicht verraten werden.

Zum Kern der Geschichte:

Eine begüterte Best Agerin stirbt an einem Insulinsch­ock, ihre Freundin

Charlotte (Michaela May) erbt Vermögen und Villa.

Auffällig: Die Alleinerbi­n hat seit kurzer Zeit mit Hannes (der Ivica-Vastic-Lookalike Klaus Steinbache­r) einen um 30 Jahre jüngeren Lover. Einen, der sechs Jahre im Gefängnis saß: Betrug an älteren Frauen. „Es war Mord“, legt sich Ellen Berlinger bald schon fest und auf Zweifel antwortet sie trotzig: „Ich weiß, was ich weiß, ich bin doch kein Idiot.“An der Seite der impulsiven Kommissari­n agiert der besonnene, Ruhe ausstrahle­nde Rascher. Die Story, in die Vorurteile, Sex im Alter, Sadomasoch­ismus und ein gehöriger VaterSohn-Konflikt verwoben sind, wird in Rückblende­n erzählt. Das zeitliche Pingpong funktionie­rt dank sichtbarer Verletzung­en der Akteure mal

besser, mal weniger, bei den in das Stocken geratenen Ermittlern wird alles hinterfrag­t: „Vielleicht gibt es keinen Fall?“Den gibt es dann doch und Berlinger hat am Ende das Gefühl „komplett

versagt zu haben“. Und der Langzeit-Hauptverdä­chtige rennt wie weiland T-1000 aus „Terminator 2“– in die „Tatort“-Sommerpaus­e.

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Kommissari­n Berlinger und der Verdächtig­e.

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