Sauwohl oder doch hundeelend?
Mehr Transparenz im Kühlregal: Bis Jahresende soll ein Label zeigen, wie ein Tier gehalten wurde.
SALZBURG. Aufgewachsen am umstrittenen Vollspaltboden, oder doch ein glückliches Schwein, das
im Stroh und auf der Wiese toben durfte? „Viele Konsumentinnen und Konsumenten wollen wissen,
wie die Tiere gelebt haben, deren Fleisch sie an der Ladentheke oder
im Supermarkt kaufen“, erklärte Gesundheitsminister Johannes Rauch am Freitag nach einem Treffen mit Vertretern der größten heimischen Lebensmittelketten Spar, Rewe, Hofer und Lidl. Gemeinsam
habe man sich darauf geeinigt, bis Ende des Jahres ein Kennzeichen zu entwickeln, das dem Konsumenten
möglichst auf den ersten Blick auf die Verpackung zeigen soll, in welcher Haltungsform ein Tier aufgewachsen ist. Die Handelskonzerne hatten sich schon im Vorfeld für die Kennzeichnung ausgesprochen. „Wichtig ist, dass für alle Handelsunternehmen die gleiche Kennzeichnung gilt und dass es sich um eine freiwillige Branchenvereinbarung handelt“, betonte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.
Geplant ist laut Rauch auch, die Agrarmarketing Austria (AMA) einzubeziehen. Dort wird mit Vertretern des Handels und der Bauern
bereits seit Monaten an einer entsprechenden Kennzeichnung getüftelt. „Wichtig ist, dass das Label so
klein ist, dass es auf jede Verpackung passt. Dass es so groß ist, dass es Konsumenten auch noch lesen
können. Dass es so übersichtlich ist, dass der Kunde sich auskennt, und dass es für alle Produkte, ob Schweinefleisch, Milchprodukte oder Huhn, geeignet ist“, erklärt AMASprecherin Manuela Schürr. In
Deutschland gibt es ein ähnliches Gütesiegel, das von Stufe 1 (Stallhaltung) bis zu Stufe 4 (Premium) geht. Im Grunde sei ein ähnliches Modell geplant mit fünf Stufen, von Stallhaltung bis zu Bio als höchster Stufe. Details freilich und auch das
Aussehen müssten erst ausverhandelt werden, betont man im Handel.
Kritik an dem Gipfel kam von der Landwirtschaftskammer, die Bauern seien nicht zu dem Gipfel eingeladen worden, kritisierte LK-Präsident Josef Moosbrugger. Vor dem Ministerium protestierten aber auch Umweltschützer. Selbst AMAzertifiziertes Fleisch würde nicht einmal die deutschen Tierhaltungsmindestkriterien erfüllen, so Greenpeace. Erst am Donnerstag wurden
Bilder vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) veröffentlicht, die dramatische Zustände in einem AMAzertifizierten Mastbetrieb im Bezirk Korneuburg zeigten. So sollen tote
Tiere unter lebenden gelegen sein. Der VGT erstattete Anzeige.
Tierschützer hoffen, dass Konsumenten durch klarere Kennzeichnung zu Produkten mit besseren Haltungsbedingungen greifen. Bio-, aber auch Tierwohl-Siegel gibt es
freilich bereits jetzt. Transparenz sollte zudem nicht nur für den Handel gelten, sondern auch für die Gastronomie, forderte Rewe.