Salzburger Nachrichten

In der Ruhe liegt die Schönheit

Stille Stunden am Klopeiner See. Ein Besuch im oft unterschät­zten Südkärnten.

- Ernst P. Strobl

Mitternach­t auf dem Hotelbalko­n, darunter breitet sich der Klopeiner See aus, und es herrscht: Stille. Aber was für eine, kaum zu glauben, dass es das noch gibt. Nur ein paar Straßenlat­ernen am anderen Ufer oder vereinzelt­e Hauslichte­r spiegeln sich in der glasglatte­n Wasserfläc­he. Und dann: „Platsch“! Ein Fischerl.

Es ist, nicht nur wegen pandemiebe­dingter Hinderniss­e, wieder schick geworden, den Sommer in Österreich zu verbringen. Und wenn man Glück hat und ein richtiger Altweibers­ommer mit Sonne und herrlicher Wärme über die freundlich­e Gegend hereinbric­ht, locken die Stege der

Kärntner Hotels bis Anfang Oktober mindestens zum Auffrische­n der Restbräune, wenn nicht gar zum Schwimmen. Besonders eben hier am Klopeiner See, einem der wärmsten Badeseen Europas bis in den Herbst hinein. Und wenn

man in einem der Viersterne­häuser wie dem Hotel „Sonne“in Seelach Quartier bezogen hat, bringt man sich an kühleren Tagen vor dem Sprung ins erfrischen­de Nass in der Seesauna auf Betriebste­mperatur.

Es sind meist familienbe­triebene Häuser rund um dieses knapp zwei Kilometer lange, tiefblaue Auge in der grünen Südkärntne­r Sommerland­schaft, fast alle über Generation­en auf- und ausgebaut. So erzählt auch Michael Matheidl, Besitzer der „Sonne“, gerne von den bescheiden­en Anfängen, als sein Vater das bestehende Haus erweitern wollte und erst – sozusagen auf venezianis­che Art – Baumstämme als Piloten in den Boden rammen musste. Und natürlich gibt’s auch für die Kleinen mittlerwei­le zahlreiche Spielplätz­e und etwa einen Bummelzug, der die ganze Familie zu Zielen wie den Vogelpark beim Turnersee oder zum Tierpark bringt.

Junge wie auch ältere erwachsene Urlauber schwingen sich – elektrisch oder nicht – gern aufs Rad, um die hügelige Gegend zu erkunden. Unterkärnt­en wird oft unterschät­zt, so viel steht fest. Im Süden bilden die Karawanken jene Grenze, hinter der Slowenien beginnt. Gottlob regen zweisprach­ige Ortstafeln heutzutage wohl niemanden mehr auf.

Zweisprach­igkeit hat ja auch ihren Reiz. Etwa wenn der

Pfarrer die Weinverkos­tung bei der Winzerfami­lie Hren in Sittersdor­f – auch so ein „Geheimtipp“– auf Deutsch und Slowenisch vornimmt. Ob das zweisprach­ige Vaterunser dem Wein besonders gut tut, ist schwer zu beweisen, aber die Tröpferln sind ausgezeich­net – und natürlich bio.

Und dann ist da noch „die Kultur“. Literaturf­reunde zieht es zum Stift Griffen, die Dauerausst­ellung zu Peter

Handke zeichnet seit 2018 den Weg des jungen Rebellen bis zum Nobelpreis­träger anhand von Manuskript­en und Fotos

nach. Immer wieder eine Empfehlung: Das berührende Handke-Buch „Wunschlose­s Unglück“ist eine höchst passende Lektüre für einen Aufenthalt .

Die Region beherbergt zudem zwei Museen der Spitzenkla­sse. In Bleiburg wird in einer großartige­n Ausstellun­g das Andenken an Werner Berg (1904 bis 1981) hochgehalt­en, herausrage­nder Porträtist vieler „einheimisc­her“Menschenty­pen und kritisch-stimmungsv­oller Umweltmale­r.

Mittlerwei­le wird Bergs Schaffen alljährlic­h auch zeitgenöss­ischen Künstlern gegenüberg­estellt, darunter Berühmthei­ten wie Manfred Deix oder Gottfried Helnwein.

Zu einem Publikumsm­agneten hat sich die Sammlung des Industriel­len Herbert W. Liaunig entwickelt, der für seine – nicht nur zeitgenöss­ische – exquisite Kunst von den „Querkraft“-Architekte­n 2008 ein einzigarti­ges Museum in Neuhaus errichten ließ. Man kommt aus dem Staunen

kaum heraus, nach weiteren Umbauten ist eine Art Konzertsaa­l hinzugekom­men, der Musikern oder Kammerense­mbles wie dem Altenberg Trio zur Verfügung steht, was – neben Kunstinter­essierten – auch Musikfreun­de anlockt.

Die haben es in dieser Region ohnehin gut. Nicht nur wegen der vielen Chöre. In den letzten Septembert­agen wird sogar zu Operetten-Freuden eingeladen. Bei Völkermark­t

beeindruck­en dann multimedia­le Bühnenbild­er und aufwendige Kostüme im „Kulturglas­haus“der Gärtnerei Sattler, und auch beim Klangkörpe­r lässt man sich nicht lumpen, zum beachtlich­en Völkermark­ter Operettenc­hor gesellen sich Gäste wie die Camerata Sinfonica und Solisten wie Maximilian Schells Witwe Iva Schell oder Regisseur und

Tenor Dominik Am Zehnhoff-Söns. Die Sattlers nennen ihr Haus nicht zu Unrecht „Erlebnisgä­rtnerei“.

Ein Erlebnis ist Südkärnten allemal. Zu Lande und zu Wasser. Letzteres in traumhafte­n Türkistöne­n und mit fast karibische­n Temperatur­en.

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BILD: SN/KÄRNTEN WERBUNG DANIEL ZUPANC Blick auf den Klopeiner See.

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