In der Ruhe liegt die Schönheit
Stille Stunden am Klopeiner See. Ein Besuch im oft unterschätzten Südkärnten.
Mitternacht auf dem Hotelbalkon, darunter breitet sich der Klopeiner See aus, und es herrscht: Stille. Aber was für eine, kaum zu glauben, dass es das noch gibt. Nur ein paar Straßenlaternen am anderen Ufer oder vereinzelte Hauslichter spiegeln sich in der glasglatten Wasserfläche. Und dann: „Platsch“! Ein Fischerl.
Es ist, nicht nur wegen pandemiebedingter Hindernisse, wieder schick geworden, den Sommer in Österreich zu verbringen. Und wenn man Glück hat und ein richtiger Altweibersommer mit Sonne und herrlicher Wärme über die freundliche Gegend hereinbricht, locken die Stege der
Kärntner Hotels bis Anfang Oktober mindestens zum Auffrischen der Restbräune, wenn nicht gar zum Schwimmen. Besonders eben hier am Klopeiner See, einem der wärmsten Badeseen Europas bis in den Herbst hinein. Und wenn
man in einem der Viersternehäuser wie dem Hotel „Sonne“in Seelach Quartier bezogen hat, bringt man sich an kühleren Tagen vor dem Sprung ins erfrischende Nass in der Seesauna auf Betriebstemperatur.
Es sind meist familienbetriebene Häuser rund um dieses knapp zwei Kilometer lange, tiefblaue Auge in der grünen Südkärntner Sommerlandschaft, fast alle über Generationen auf- und ausgebaut. So erzählt auch Michael Matheidl, Besitzer der „Sonne“, gerne von den bescheidenen Anfängen, als sein Vater das bestehende Haus erweitern wollte und erst – sozusagen auf venezianische Art – Baumstämme als Piloten in den Boden rammen musste. Und natürlich gibt’s auch für die Kleinen mittlerweile zahlreiche Spielplätze und etwa einen Bummelzug, der die ganze Familie zu Zielen wie den Vogelpark beim Turnersee oder zum Tierpark bringt.
Junge wie auch ältere erwachsene Urlauber schwingen sich – elektrisch oder nicht – gern aufs Rad, um die hügelige Gegend zu erkunden. Unterkärnten wird oft unterschätzt, so viel steht fest. Im Süden bilden die Karawanken jene Grenze, hinter der Slowenien beginnt. Gottlob regen zweisprachige Ortstafeln heutzutage wohl niemanden mehr auf.
Zweisprachigkeit hat ja auch ihren Reiz. Etwa wenn der
Pfarrer die Weinverkostung bei der Winzerfamilie Hren in Sittersdorf – auch so ein „Geheimtipp“– auf Deutsch und Slowenisch vornimmt. Ob das zweisprachige Vaterunser dem Wein besonders gut tut, ist schwer zu beweisen, aber die Tröpferln sind ausgezeichnet – und natürlich bio.
Und dann ist da noch „die Kultur“. Literaturfreunde zieht es zum Stift Griffen, die Dauerausstellung zu Peter
Handke zeichnet seit 2018 den Weg des jungen Rebellen bis zum Nobelpreisträger anhand von Manuskripten und Fotos
nach. Immer wieder eine Empfehlung: Das berührende Handke-Buch „Wunschloses Unglück“ist eine höchst passende Lektüre für einen Aufenthalt .
Die Region beherbergt zudem zwei Museen der Spitzenklasse. In Bleiburg wird in einer großartigen Ausstellung das Andenken an Werner Berg (1904 bis 1981) hochgehalten, herausragender Porträtist vieler „einheimischer“Menschentypen und kritisch-stimmungsvoller Umweltmaler.
Mittlerweile wird Bergs Schaffen alljährlich auch zeitgenössischen Künstlern gegenübergestellt, darunter Berühmtheiten wie Manfred Deix oder Gottfried Helnwein.
Zu einem Publikumsmagneten hat sich die Sammlung des Industriellen Herbert W. Liaunig entwickelt, der für seine – nicht nur zeitgenössische – exquisite Kunst von den „Querkraft“-Architekten 2008 ein einzigartiges Museum in Neuhaus errichten ließ. Man kommt aus dem Staunen
kaum heraus, nach weiteren Umbauten ist eine Art Konzertsaal hinzugekommen, der Musikern oder Kammerensembles wie dem Altenberg Trio zur Verfügung steht, was – neben Kunstinteressierten – auch Musikfreunde anlockt.
Die haben es in dieser Region ohnehin gut. Nicht nur wegen der vielen Chöre. In den letzten Septembertagen wird sogar zu Operetten-Freuden eingeladen. Bei Völkermarkt
beeindrucken dann multimediale Bühnenbilder und aufwendige Kostüme im „Kulturglashaus“der Gärtnerei Sattler, und auch beim Klangkörper lässt man sich nicht lumpen, zum beachtlichen Völkermarkter Operettenchor gesellen sich Gäste wie die Camerata Sinfonica und Solisten wie Maximilian Schells Witwe Iva Schell oder Regisseur und
Tenor Dominik Am Zehnhoff-Söns. Die Sattlers nennen ihr Haus nicht zu Unrecht „Erlebnisgärtnerei“.
Ein Erlebnis ist Südkärnten allemal. Zu Lande und zu Wasser. Letzteres in traumhaften Türkistönen und mit fast karibischen Temperaturen.