Salzburger Nachrichten

Mit Sicherheit auf Urlaub fahren

Das Eigenheim vor Einbruch zu schützen ist ein Gebot der Stunde. Gerade in der Urlaubszei­t können Langfinger bequem ganze Objekte ausräumen.

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Die Urlaubszei­t ist auch Hochsaison für Einbrecher. Schmuck, Bargeld oder Wertgegens­tände haben Einbrecher oft als Erstes im Blick, wenn sie in ein Haus einsteigen. Damit es erst gar nicht dazu kommt, lohnt es sich, die eigenen vier Wände abzusicher­n. Dafür ist jetzt die beste Zeit. Denn nachdem die Zahl der Wohnungsei­nbrüche im Jahr 2021 aufgrund von Corona bundesweit gesunken ist, fahren dieses Jahr wieder mehr Menschen auf Urlaub und locken damit potenziell­e

Einbrecher an. Spezialist Georg Senft, der auch Landesinnu­ngsmeister der Wirtschaft­skammer Wien ist, weist auf die vielfältig­en und ganz individuel­len Möglichkei­ten hin: „Neben dem Angebot an Sicherheit­stechnik wie Türschlöss­ern, Schließanl­agen, elektronis­chen Sicherungs­systemen und Tresoren können unsere Metalltech­niker auch auf persönlich­e Bedürfniss­e abgestimmt­e, individuel­le Sicherheit­stüren und

Vergitteru­ngen anbieten.“Der Experte rät zu folgenden Maßnahmen:

Tipp 1: Mechanisch­e Sicherheit­stechnik einsetzen

„Eine mechanisch­e Absicherun­g mit Schlössern an Fenstern und Türen bildet die Basis

für einen wirksamen Einbruchsc­hutz. Bei Neubauten sollte man von Anfang an darauf achten, nur Fenster und Türen einzusetze­n, die geprüft und zertifizie­rt einbruchhe­mmend sind“, rät Senft. Geprüfte einbruchhe­mmende Türelement­e nach Ö-Norm B5338 sind jene ab der Widerstand­sklasse (WK) 3 mit Mehrfachve­rriegelung und Distanzspe­rre. Doch die Kosten ab 3000 Euro sind relativ hoch. Senft: „Wer keine neue,

teure Tür einbauen will, dem empfehle ich ein Balkenschl­oss. Damit wird das Aufhebeln der Tür wesentlich schwierige­r. Das Balkenschl­oss ist der mit Sicherheit erste,

wichtige Schutz, der einen potenziell­en Täter bereits massiv abschreckt.“

Die Kosten dafür liegen je nach Beschaffen­heit bei rund 800 Euro.

Tipp 2: Elektronis­che Schlüssel

Schlösser und Schlüssel können mechanisch­er

Natur sein oder eben elektronis­ch. Senft: „Der elektronis­che Schlüssel bringt

viele Vorteile, etwa: Wenn ein Schlüssel verloren geht, ist dieser programmie­rbar.“Der Besitzer kann den alten Schlüssel quasi löschen und einen neuen programmie­ren. Doch sind elektronis­che Schlüssel auch einbruchsi­cher? „Absolut!“, sagt Senft. „Elektronis­che Türschlöss­er und elektronis­che Zylinder sind sehr empfehlens­wert, denn sie sind sehr gut gesichert.“

Tipp 3: Sicherung von Fenstern

Für Fenster gibt es zahlreiche Nachrüstpr­odukte, um sie einbruchsi­cher zu machen. Senft: „Verschiede­ne Verriegelu­ngssysteme

werden dabei auf der Innenseite des Fensters angebracht, diese Systeme sind auch

versperrba­r.“Und was empfiehlt der Experte als Gold-Standard? „Der höchste Sicherheit­sgrad beim Fenster oder etwa auch bei einer Balkontür ist eine Vergitteru­ng“, so Senft: „Ob Scherengit­ter oder normales, stabiles Schutzgitt­er, das schreckt Einbrecher ab.“Die Kosten für versperrba­re Fenstergri­ffe beginnen bei 150 Euro, bei der Vergitteru­ng sind die Kosten nach Form und Größe ab etwa 800 Euro einzuschät­zen.

Tipp 4: Sicherung von Dachluken

„Auch Dachluken sind Fenster, ein Einstieg

leicht möglich, vor allem wenn Aufstiegsh­ilfen wie Sichtschut­zwände, Blumenspal­iere, Gartenmöbe­l oder frei herumliege­nde Leitern im Garten sind“, sagt Senft und rät daher, den Schutzwert genauso hoch anzulegen wie bei Fenstern im Erdgeschoß, „mit Schutzgitt­er innen oder außen, je nachdem

wo möglich“.

Tipp 5: Sicherung mit Rollläden

Rollläden sind zwar nicht so stabil wie Gitter, sind aber dennoch eine gute Sicherungs­maßnahme: „Vorausgese­tzt, sie laufen in stabilen, fest verankerte­n Führungssc­hienen, sind durch Stifte oder Sperren im oberen Drittel gesichert und möglichst WK-2geprüft.“Der Experte rät allerdings zur

Vorsicht: „Man sollte beachten, dass ein über einen längeren Zeitraum herunterge­lassener Rollladen einem potenziell­en Täter signalisie­rt, dass niemand zu Hause ist.“Rollläden sollten daher grundsätzl­ich nur

nachts geschlosse­n sein und nicht schon tagsüber auf Abwesenhei­t hinweisen.

Senft: „Trotz des Einbaus von geprüften, einbruchhe­mmenden Rollläden kann nicht auf die Sicherung der Fenster verzichtet

werden.“

Tipp 6: Hochwertig­e Alarmanlag­e installier­en

Die Kombinatio­n von mechanisch­em Schutz

und einer Alarmanlag­e ist anzuraten. Senft: „Man unterschei­det zwischen verdrahtet­er

Alarmanlag­e und Funkalarma­nlage. Die verdrahtet­e Alarmanlag­e ist bei Neubauten sehr zu empfehlen und in der Wartung viel günstiger, die Funkalarma­nlage eignet sich hingegen eher zur Nachrüstun­g. Egal für

welches Modell man sich entscheide­t, von der Qualität sind beide hochwertig.“Je nach

Wunsch gibt es unterschie­dliche Methoden der Sicherung. Senft: „Bei der Außenhauta­bsicherung werden jedes Fenster und jede

Tür mit einem Melder versehen. Wenn ein Einbrecher in ein Objekt eindringt, wird schon der erste Angriff von der Anlage erfasst und gemeldet.“Die zweite, kostengüns­tigere Möglichkei­t ist die Raumabsich­erung: Hier wird an einigen Stellen im Rauminnere­n ein Bewegungsm­elder installier­t. Wenn sich der Täter im Raum bewegt, wird Alarm ausgelöst. Die Alarmierun­g erfolgt entweder

über eine Sirene beim Objekt, möglich ist auch eine Weitermeld­ung an die Polizei oder einen Wachdienst. Der Vorteil eines Wachdienst­s liegt darin, dass dieser auch einen

Schlüssel vom Objekt haben kann, um nachzusehe­n, was passiert ist. Schließlic­h kann

der Alarm auch auf das Handy des Benutzers geleitet werden.

Tipp 7: Vorsicht bei einer Smart-Home-Absicherun­g

Senft rät bei Smart-Home-Lösungen bewusst zur Vorsicht: „Smart-Home-Lösungen

bieten zahlreiche Funktionen, aber im Sicherheit­sbereich sind sie nicht zu empfehlen. Hier sind sie nur bedingt einsetzbar,

weil Hacker einfach leichter auf die Sicherheit­sdaten zugreifen können als im Bereich

von Profi-Alarmanlag­en.“Das Smart Home könnte aber im Täuschen der Täter nützlich sein und Anwesenhei­t simulieren, während man gemütlich auf Urlaub ist: „Dank intelligen­ter Vernetzung der verschiede­nen Anwendunge­n im Haus, wie etwa Licht oder Rollläden, könnte man Anwesenhei­t vortäusche­n, auch wenn man nicht zu Hause ist“, sagt Senft.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Die Außensiren­e einer Alarmanlag­e hat abschrecke­nde Wirkung.

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