Seit Anfang 2021 wurden knapp 1000 Operationen verschoben
Das brachte eine Landtagsanfrage der Salzburger FPÖ ans Licht. Auch Krebs-OPs wurden abgesagt. Die Hälfte der Eingriffe wurde während der Delta-Welle zum Jahresende verschoben.
SALZBURG. Mehr als 1000 Operationen wurden während des ersten Corona-Lockdowns im Jahr 2020 in den Salzburger Landeskliniken verschoben. Die Ressourcen im Spital wurden damals für die Versorgung von Coronapatienten frei gehalten.
Aber auch danach wurden viele Patienten nicht zu ihrem vereinbarten Termin operiert. Von
Anfang 2021 bis zum Mai 2022 wurden in den Salzburger Landeskliniken (SALK) weitere 1000 Operationen verschoben. Das ergab die Beantwortung einer Landtagsanfrage der Salzburger FPÖ durch Gesundheitsreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP).
Am meisten Operationen wurden im November und Dezember 2021 verschoben: Damals waren
bis zu 49 Coronapatienten gleichzeitig auf den Intensivstationen,
was große Einschränkungen für die Operationsmöglichkeiten mit sich brachte. 504 Operationen
wurden in den SALK in den beiden Monaten verschoben, genauso viele wie in den restlichen 13
Monaten der Erhebung. Zwischenzeitlich hatte man auch das
Angebot von privaten Krankenanstalten angenommen, dort Operationen durchzuführen.
Auch in der Omikron-Welle, als die Intensivstationen kaum
belastet waren, wurden weiter Patienten vertröstet. Seit Jahresbeginn waren es zwischen 65 und 89 Patienten pro Monat. Der Grund dafür sei der Personalmangel vor allem im Pflegebereich, sagt Christian Pirich, stellvertretender ärztlicher Direktor des Uniklinikums. „Durch die
mangelnde Verfügbarkeit von Personal ist unsere Gesamtkapazität gesunken“, sagt Pirich.
Unter den verschobenen Operationen sind etwa 40 Herz-OPs
und 30 gynäkologische Eingriffe,
„Angesetzte Operationen zu verschieben ist unzumutbar.“FPÖ
auch zwei Hirntumoroperationen wurden verschoben. Pirich
versichert aber, dass man akute Operationen stets durchgeführt
habe. Bei den Eingriffen müsste man sich jeweils im Detail ansehen, welche Dringlichkeit diese hatten. „Es ist sicher nicht so, dass der Termin eines Patienten mit einem potenziell heilbaren Tumor verschoben wurde.“
Da der Personalmangel weiter anhalte, müsste auch weiter mit
Verschiebungen gerechnet werden. Die Salzburger Patientenanwältin Isabel Rippel-Schmidjell
berichtet, dass sich seit Pandemiebeginn laufend Patienten wegen verschobener Operationen melden würden. „Bei manchen wurden diese schon zwei Mal verschoben, sie kennen sich
nicht aus und bekommen keinen neuen Termin.“
Die Patientenanwaltschaft urgiere dann auch immer wieder im Spital. „Für viele ist das psychisch belastend: Man stellt sich auf eine Operation ein, hat vielleicht Schmerzen und dann wird das verschoben. Bei vielen ist der Ärger natürlich groß.“
Für die Salzburger FPÖ ist die von den SALK gelieferte Statistik eine Bankrotterklärung der Gesundheitspolitik. „Es fließen immense Mittel in das Krankenhauswesen und die Menschen müssen auf lebenswichtige Operationen verzichten“, sagt Landesparteisekretär Andreas Schöppl. Auch bei nicht lebensnotwendigen Eingriffen sei der Leidensdruck groß. „Jeder kann sich die Schmerzen eines kaputten Knies oder einer kaputten Hüfte vorstellen.“Unverständlich seien die vielen verschobenen Operationen seit Jahresbeginn. „Das geht auf die Kappe einer verfehlten Personalpolitik“, sagt Schöppl.