Die Bevölkerung feiert „ihr“Schloss Hellbrunn
Wie anno dazumal verwandelt sich die Schlossanlage in Hellbrunn Anfang September in einen lustvollen Ort des Feierns.
SALZBURG-STADT. Das Schloss und der Park von Hellbrunn ziehen als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Österreichs
nicht nur Scharen von Touristen an. Das denkmalgeschützte Ensemble ist auch eines der beliebtesten Ausflugsziele und Naherholungsgebiete
der Salzburger Bevölkerung. Heuer feiert die Schlossanlage ein rundes Jubiläum: Seit 100 Jahren gehören das einstige Lustschloss sowie der Park und die Wasserspiele der Stadtgemeinde Salzburg. Sie hatte die Anlage 1922 per Vertrag vom k. u. k. Hofärar erworben.
„Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, im September in Hellbrunn ein Fest zu feiern, das
für alle Salzburgerinnen und Salzburger offen ist“, kündigt
Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler (ÖVP) an. Als Termin
wurde der 9. September fixiert. Ehe die Detailplanung für das Fest beginnen kann, gilt es die Finanzierung zu sichern. „Wir haben dafür Kosten in Höhe von rund 30.000 Euro veranschlagt“, sagt Unterkofler. 20.000 Euro davon sollen aus der Betriebsmittelrücklage bereitgestellt werden. Für die Entnahme ist ein Beschluss des Stadtsenats bzw. des Gemeinderats nötig, der das nächste Mal am 4. Juli tagt.
„Mit dem Fest möchten wir die Vielfältigkeit von Hellbrunn präsentieren und für die Öffentlichkeit sichtbar machen“, betont die Leiterin des Schlosses, Ingrid Sonvilla. „Die Einheimischen haben eine starke Bindung zu Hellbrunn, viele haben dort einen Lieblingsplatz, von einem bestimmten Bankerl bis zur Laufstrecke.“Zur Bühne wird am Tag des Festes unter anderem der englische Teil des Schlossparks. „Bespielt“werden bei Schönwetter auch der Schlosshof, die Wiese vor der Orangerie, das Wasser
parterre und der Wasserwundergarten mit dem Fitness-Parcours. Geplant sind Lesungen, künstlerische Interventionen, diverse Führungen, ein Kinderprogramm sowie Musikdarbietungen – etwa
von einem Streichquintett der Philharmonie Salzburg sowie
von der Akkordeon-Vielharmonie Salzburg.
Die Besucherinnen und Besucher werden außerdem erleben,
welche Gesellschaftstänze früher
„Schloss und Park sind ein einmaliges Ensemble.“Leiter Stadtgärten
Ch. Stadler,
en vogue waren. Sie dürfen nicht nur zuschauen, sondern auch mittanzen. Für die Jugend sind Breakdance-Shows sowie eine Parkour-Show und ein Parkour-Wettstreit geplant. Chris Bacher vom Verein Onemove wird einen Workshop anbieten,
bei dem Jugendliche diese Trendsportart ausprobieren können.
Außerdem besteht die Möglichkeit, an Sportworkshops teilzu
nehmen, Yoga zu machen oder zu kneippen.
„Wir werden auch die Werkstätten öffnen, damit die Bevölkerung sieht, welche Arbeiten unsere Steinmetze, Tischler, Schlosser, Maurer und Maler hinter den Kulissen erledigen“, sagt Sonvilla. Sie legen etwa Hand an,
wenn in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt die mit Lärchenholzschindeln gedeckten historischen Dächer ausgebessert werden müssen. Zugänglich wird am Tag des Festes in den Wasserspielen der Mechanikraum mit dem „Zwitscherautomaten“sein, in
dem mithilfe von Luft und Wasser Vogelstimmen erzeugt werden. Auch die Gärtnerinnen und Gärtner werden Einblick in ihre
Arbeit geben. Zwölf Profis kümmern sich um die Anlage. Im Park stehen rund 1000 Bäume, 250 davon sind Eichen. Jedes Jahr werden 50.000 Blumen gepflanzt.
Am Tag des Festes sind Besucherinnen und Besucher eingeladen, nach einem bestimmten Muster Hunderte Blumenzwiebeln zu setzen.
„Hellbrunn ist ein einzigartiges Gesamtkunstwerk im manieristischen Stil“, sagt StadtgärtenChef
Christian Stadler, der Interessierte durch den Schlosspark führen und dabei aus dessen 400-jähriger Geschichte erzählen wird. „Um hinauszukommen, sind der Fürsterzbischof und sein Gefolge im Sommer mit der Kutsche von der Residenz nach Hellbrunn gefahren, um hier vergnügte Stunden zu verbringen.“Auch Tiere seien bejagt worden.
Viele Hellbrunn–Fans erleben die Anlage als Kraftort. Auch dazu wird es Führungen geben. Künstlerin Marianne Ewaldt, die im Schlosspark u. a. schon ein Tulpenlabyrinth gestaltet hat,
wird in die Geschichte und Bedeutung von Labyrinthen einführen. Möglicherweise wird auch das 2012 von der Künstlerin gestaltete Spiegeloktogon zu bestaunen und zu begehen sein. In diesem Werk bezieht sie sich auf eine Oktogonal-Skizze von Leonardo da Vinci. Derzeit steht das zwei Meter hohe Werk in der Villa Sinnenreich im Museum der
Wahrnehmung in Rohrbach (OÖ). Ein Labyrinth bringe die Menschen mit ihrem Innersten in
Kontakt, sagt Ewaldt. „Der Weg in die Mitte ist der Weg zu sich selbst.“