Salzburger Nachrichten

Leogang feiert sich und sein Gotikmuseu­m

Am Anfang war – nichts. Jetzt steht im Leoganger Ortsteil Hütten ein kleines Museumsqua­rtier. Gewachsen in dreißig Jahren.

- HEINZ BAYER

LEOGANG. Am Anfang war wie erwähnt – nichts. Fast wie in der

biblischen Schöpfungs­geschichte. Und vielfach war damals im schönsten Pinzgauer Dialekt zu

hören: „Zu wos brauchat ma des eppa?“Die Rede ist von einer mittlerwei­le internatio­nal anerkannte­n Kultureinr­ichtung. Dem

Bergbau- und Gotikmuseu­m in Leogang. Vor drei Jahrzehnte­n erfolgten die ersten Schritte.

Am Freitagnac­hmittag wurde auf diese Zeitspanne zurückgebl­ickt. Sie steht als Erfolgsges­chichte in der Chronik Salzburgs da. Aber und vor allem als Erfolgsges­chichte für den Ort.

Gefeiert wurde mit einem netten, feinen Fest, gemeinsam mit

der Musikkapel­le und den örtlichen Vereinen. Am Dorfplatz in Hütten, vor den beiden Museumsgeb­äuden, im Beisein von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer und Erzabt Korbinian Birnbacher – und im Beisein vieler Freunde und Gönner des Museums. Davon gibt es viele.

Haslauer zeichnete Kustos Hermann Mayrhofer mit dem Großen Verdienstz­eichen des Landes aus. Nicht weniger wiegt

für den Geehrten wohl eine Aussage Haslauers, der meinte: „Nur

große Männer gründen ein Museum, ohne ein einziges Bild dafür zu haben.“Er spielte damit auf den Visionär und Macher Franz Rehrl, Salzburgs ehemaligen Landeshaup­tmann, an.

1989 begann der Gemeindese­kretär und Bildungswe­rkleiter Hermann Mayrhofer mit Gleichgesi­nnten, das Gewerkenha­us in Hütten als Bergbau- und Gotikmuseu­m zu adaptieren. Ausstellun­gsstücke waren keine vorhanden. Dafür viel Ehrgeiz, Beharrlich­keit, Geschick. Heute gehören über 3500 hochwertig­e Kunstgegen­stände zum Fundus. Untergebra­cht in zwei vorbildlic­h renovierte­n Häusern. Sie sind durch einen unterirdis­chen Gang verbunden. Internatio­nal in

die Schlagzeil­en geriet Leogang,

als 2006 ein 800 Jahre altes, letztlich 400.000 Euro teures Kreuz im Bergbaumus­eum abgegeben

wurde. Es stammte aus der mittelalte­rlichen Manufaktur von Limoges, einer Stadt in Frankreich.

Das Nazi-Raubgut war in Zell am See, beim Umbau eines Hauses, im Müll gelandet. Es wurde an den ehemaligen Besitzer, die Familie des polnischen Grafen

Adam Karol Czartorysk­i, rückerstat­tet.

„Nur große Männer gründen ein Museum ohne ein einziges Bild.“Wilfried Haslauer, Landeshaup­tmann

Jetzt, zum Jubiläum, präsentier­t Leogang wieder ein Limoges-Kreuz. Es stammt aus der Gemeinde Bartholomä­berg in

Vorarlberg, lag nicht im Müll, aber Jahrzehnte in einer Truhe.

Eröffnet wurde am Freitag auch eine neue Sonderscha­u. Sie nennt sich „Perlen der Gotik“.

Gezeigt werden bis Oktober 80 teils sehr berührende Objekte aus den Privatsamm­lungen bzw. Stiftungen Vogl-Reiter aus Kitzbühel (50), der Stiftung Seisser aus

Wien (17) und der Stiftung Walter und Ursula Holzhausen.

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BILD: SN/HEINZ BAYER Geschichte wiederholt sich: Hermann Mayrhofer mit einem LimogesKre­uz aus Vorarlberg. Zwei Jahre ist es eine Leihgabe.

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