Österreich rüstet sich für Totalausfall bei russischem Gas
WIEN. Derzeit kann in Österreich das fehlende russische Gas durch andere Lieferanten ersetzt und damit
weiter eingespeichert werden. In 14 Tagen soll die Nord-Stream-Pipeline allerdings vorübergehend ganz abgedreht werden – aus Wartungsgründen, wie es aus Moskau heißt.
Wie lange, ist unklar, ebenso, wie sich das auf die Preise und Gasmärkte auswirkt. „Wir überwachen die Situation rund um die Uhr. Und wir
bereiten uns auf den absoluten Ernstfall vor“, betonte Energieministerin
Leonore Gewessler (Grüne) am Wochenende.
Gleichzeitig gab sie weitere Details aus dem Gasnotfallplan bekannt. Kommt es zu Alarmstufe zwei – wo Deutschland bereits ist –, müssten Großverbraucher ihren geplanten Verbrauch täglich an die E-Control melden und würden aufgefordert, Gas einzusparen und, wo möglich, durch Biomasse, Öl oder Kohle zu substituieren.
Sollten die Lieferungen aus Russland vollständig eingestellt werden, tritt Alarmstufe drei in Kraft. Dann
kommt es zu einer gesetzlichen Energielenkung, also Maßnahmen zur Reduktion des Gasverbrauchs. In der Notfallstufe werden große
Verbraucher verpflichtet, am Handelssystem FlexMOL teilzunehmen. Das heißt, sie würden mitteilen, auf wie viel Gas sie zu welchem Preis verzichten können. Das Klimaministerium will versuchen, so lange wie möglich die Zuteilung von Gas nach marktwirtschaftlichen Kriterien zu ermöglichen.
Sollte das nicht mehr funktionieren, werde bei 35 großen Industrieunternehmen, die nicht in einem systemrelevanten Bereich tätig sind,
begonnen, Gas zu reduzieren. Mit diesen sei die E-Control bereits im intensiven Austausch, so das Ministerium. Sollte auch dieser Schritt – entgegen den meisten Szenarien der
Regierung – nicht reichen, könnte es auch bei den rund 7500 Unternehmen mit einem Gasverbrauch von
über 400.000 Kilowattstunden pro Jahr zum Tragen kommen.