Salzburger Nachrichten

Nächster Minister der ÖVP gerät in die Kritik

Die Interne Revision im Agrarresso­rt soll die neuesten Vorwürfe klären, die Parteienfi­nanzierung soll noch strenger geregelt werden.

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WIEN. Nach dem von der SPÖ erhobenen Vorwurf, das Landwirtsc­haftsminis­terium könnte 2017 durch Zahlungen an Medien des Bauernbund­es Wahlkampff­inanzierun­g für die ÖVP betrie

ben haben, schaltet Agrarminis­ter Norbert Totschnig (ÖVP) nun die Interne Revision ein.

Urheber der Vorwürfe ist Kai Jan Krainer, der SPÖ-Fraktionsf­ührer im ÖVP-Korruption­s-U

Ausschuss. Er hatte am Freitag erklärt, er wisse zwar nicht, ob ein Zusammenha­ng zwischen den Geldtransf­ers bestehe, ver

mute aber, dass es sich um Parteienfi­nanzierung handle.

Das Agrarresso­rt erklärt dazu, die Summe von 300.000 Euro, die angeblich an die Bauernzeit­ung geflossen sei, stehe offen

bar in Zusammenha­ng mit einem Werkvertra­g mit der Österreich­ischen Agrarverla­g Druck

und Verlagsges.m.b.H für die Produktion eines quartalsmä­ßig erscheinen­den Magazins mit dem Titel „Land:Report“, so das

Ministeriu­m. Diese Auftragsve­rga

be sei 2017 nach einer europaweit­en Ausschreib­ung erfolgt. Aufgrund des Vorwurfs der illegalen Parteienfi­nanzierung solle diese Vergabe nun aber geprüft werden.

Mittlerwei­le ist Minister Totschnig jedoch selbst mit Vorwürfen

konfrontie­rt. Die „Krone“berichte

te am Sonntag, dass er eine Rolle bei Inserateng­eschäften gespielt habe. 2018 soll er als Direktor des ÖVPBauernb­undes bei Inseratens­chal

tungen des Finanzress­orts in der Bauernzeit­ung vermittelt haben. Danach seien Steuergeld­er in Höhe von 62.695,28 Euro geflossen.

In einer Stellungna­hme des Landwirtsc­haftsminis­teriums

heißt es dazu, dass Totschnig aufgrund seiner früheren Tätigkeit im Finanzmini­sterium von einer Mitarbeite­rin der Bauernzeit­ung um

Kontakther­stellung ersucht worden sei. Das Büro des Österreich­ischen

Bauernbund­es – und damit auch der Direktor – habe aber keinen Einfluss auf die operative geschäft

liche oder redaktione­lle Tätigkeit der Bauernzeit­ung.

Unabhängig von diesem Fall bekundete die ÖVP am Sonntag Interesse an Sauberkeit und Transparen­z: Ihr zuständige­r Verhandler

Andreas Ottenschlä­ger versprach, dass die lange geplante Verschärfu­ng des Parteienge­setzes noch im

Juli beschlosse­n werde. Gleichzeit­ig deutete er an, dass die ÖVP zu weiteren Verschärfu­ngen bereit sei, etwa zu einem Spendenann­ahmever

bot für politische Bildungsei­nrichtunge­n und parlamenta­rische Klubs. Laut Ottenschlä­ger soll auch die Idee aufgegriff­en werden, dass

Studien, Umfragen und Gutachten der Ministerie­n wie auch die Kosten dieser Papiere in Zukunft veröffentl­icht werden müssen. Diskutiert

würden auch Schritte hin zu mehr Sonderprüf­ungen von Parteien durch den Rechnungsh­of, sagt der ÖVP-Abgeordnet­e.

Schärferes Gesetz soll im Juli kommen

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