Opernparty eröffnete reiselustiges Festival
Die styriarte steuert 30 Stationen in Graz und Umgebung an. „La Corona d’Arianna“von Johann Joseph Fux bildet den Festivalauftakt.
GRAZ. Ein Chor reiste mit heftigem Geklingel per Rad an. Andere Sänger wurden per Straßen- oder Eisenbahn in die Helmut-List-Halle
transportiert. Die Anreise war Teil des Werks „Die Sternfahrt zu Graz“des Komponisten und Dirigenten
Denovaire, mit der am Freitag die styriarte eröffnet wurde. Das passte zum Festivalmotto „Reisen“, in den
kommenden vier Wochen werden mehr als 30 Stationen in Graz und in der Steiermark angesteuert.
Einmal im Konzertsaal angekommen, zeigten die vier Chöre rund 40 Minuten lang, welche Geräusche
und Töne in welchen Kombinationen vier Chöre hervorbringen können. Musik gemacht wurde nicht nur mit den Stimmen, sondern auch mit Scheibtruhen, Stäben und stampfenden Füßen.
Ihren regulären Spielbetrieb nahm die styriarte am Samstag im romantischen Ambiente des Schlosshofs Eggenberg auf. Für das Festival wurde „La Corona d’Arianna“ von Johann Joseph Fux stark
gekürzt. Durch den eingeschränkten Platz begnügte man sich mit Stehen und Herumtanzen, die Musik diente eher der Untermalung. Unter der Leitung von Alfredo Bernardini spielte das Zefiro Barockorchester wieder gekonnt stimmungsvoll.
Im Schlosshof wurden ein paar Versatzstücke im grellbunten Look der 1970er-Jahre aufgestellt, auch die Kostüme wirkten wie aus einem
leicht zugekifften Gute-Laune-Film dieser Zeit (Ausstattung: Lilli Hartmann). Die Damen erschienen mit
hochtoupierten Haaren, die Herren in bunten, offenen Hemden, mit
langen Haaren und spiegelnden Sonnenbrillen. Auf der Party hatten alle Spaß, die Liebesnöte von Arianna (bruchlos und eindrucksvoll gesungen von Carlotta Colombo) und
Thetis (warm tönend: Marianne Beate Kielland) waren eher Nebensache, wurden aber musikalisch
punktgenau umgesetzt.
Die Fäden im Liebesspiel wurden von Venus im goldenen Kleid – eine Mischung aus Maria Callas und
Prinzessin Margret – gezogen, der Monica Piccinini gesanglich und darstellerisch Format verlieh. Rafal
Tomkiewicz als Bacchus und Meili Li als Peleus durften in kurzen Momenten ihre Klasse beweisen. Der
Arnold Schoenberg Chor sang wie immer hervorragend und Adrian Schvarzstein zeichnete für die launige Regie verantwortlich.
Eine Produktion für alle, die einen stimmungsvollen Sommerabend mit hervorragend gespielter Musik und heiterem Drumherum erleben wollen. Für Liebhaber von großen Opern war die extrem gekürzte Fassung mit ihren 70 Minuten dann doch eine kleine Enttäuschung – von der exzellent aufgeführten Musik hätte man sich mehr
gewünscht.
Festival: styriarte, in Graz, Pöllau,
Stainz und St. Lambrecht, bis 24. 7.