Salzburger Nachrichten

Strafmaß für Maxwell wird verkündet

Der Fall Epstein sendete Schockwell­en bis ins britische Königshaus. Nun soll seine bereits verurteilt­e Vertraute ihre Strafe bekommen.

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NEW YORK. Zuletzt hatte Ghislaine Maxwell Richterin Alison Nathan noch einmal um Milde gebeten. „Sie hatte eine schwierige, traumatisc­he Kindheit mit einem überheblic­hen, narzisstis­chen und fordernden Vater“, schrieb einer der Anwälte an das Gericht über Maxwells berühmten Verlegerva­ter Robert Maxwell (1923–1991). Dies habe die heute 60-Jährige anfällig für die

Verführung durch Jeffrey Epstein für dessen Missbrauch Minderjähr­iger gemacht. Am Dienstag wird Nathan das Strafmaß gegen Epsteins Vertraute

wegen Sexualverb­rechen verkünden – ihr drohen mehrere Jahrzehnte Haft.

Ende 2021 hatten Geschworen­e Maxwell in mehreren Anklagepun­kten, darunter Menschenha­ndel mit Minderjähr­igen zu Missbrauch­szwecken, schuldig

gesprochen. Sie stellten damit fest, dass Epsteins Ex-Partnerin eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von Mädchen spielte. Die Gerichtsve­rhandlung hatte weltweit für Aufmerksam­keit gesorgt, weil sie vielen als Stellvertr­eterprozes­s galt, nachdem sich Epstein nach offizielle­n Angaben im Gefängnis umgebracht hatte.

Der Missbrauch zahlreiche­r Minderjähr­iger durch Epstein

und Maxwell soll über Jahrzehnte auf dessen Anwesen in New

York, Florida, Santa Fe und auf den Virgin Islands stattgefun­den haben. Der Fall schlug auch deshalb hohe Wellen, weil der Unternehme­r mit Prominente­n wie den Ex-Präsidente­n Bill Clinton und Donald

Trump, Milliardär Bill Gates und dem britischen Prinzen Andrew bekannt war. Eine frühere Anklage gegen ihn mündete in einem für Epstein sehr vorteilhaf­ten Deal. Spätestens dadurch wurde er zum Symbol einer gesellscha­ftlichen Elite, die mit allem durchkommt.

In dem von Epstein betriebene­n Missbrauch­sring galt Maxwell laut

Anklage als „rechte Hand“. Sie

spielte nach Überzeugun­g der Jury eine entscheide­nde Rolle dabei, das

Vertrauen von Mädchen zu gewinnen und sie Epstein zuzuführen. Einige Male sei Maxwell bei Übergriffe­n sogar anwesend gewesen.

Eine Folge von Epsteins Verbrechen waren heftige Wirbel im britischen Königshaus: Prinz Andrew

konnte einen Zivilproze­ss in den USA wegen Missbrauch­svorwürfen mit einem wohl millionens­chweren

Vergleich zwar stoppen – doch der Schaden für die Royals ist immens, auch wenn Andrew Würden und Titel aberkannt wurden. Eine Rückkehr in den engeren Kreis gilt als so gut wie unmöglich.

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BILD: SN/AP Ghislaine Maxwell droht eine jahrzehnte­lange Haft.

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