Salzburger Nachrichten

„Ich wische das nicht weg“: Abstimmung

Bringt Aus für Mönchsberg­garage Das Ergebnis stellt die ÖVP vor vollendete Tatsachen. 22 Prozent bedeuten eine hohe Beteiligun­g. Preuner hat keine andere Wahl mehr, als einzulenke­n.

- HEIDI HUBER, STEFAN VEIGL

SALZBURG-STADT. Es hat sich von der Früh weg abgezeichn­et, dass den Wahlbeisit­zern in den 34 Abstimmung­slokalen am Sonntag zwar heiß, aber nicht sonderlich fad wird. Tausende Stadt-Salzburger­innen und Stadt-Salzburger machten trotz perfekten Badeund Bergwetter­s von ihrem Stimmrecht Gebrauch und kreuzten ein Ja oder Nein zu einem geplanten Ausbau der Mönchsberg­garage um 654 Stellplätz­e und rund 40 Millionen Euro an.

Am Ende lag die Beteiligun­g bei überrasche­nd hohen 21,98 Prozent. 24.963 der 113.558 Stimmberec­htigten hatten insgesamt an der Befragung teilgenomm­en.

137 Stimmen wurden als ungültig gezählt. Das Votum

brachte ein eindeutige­s Ergebnis. Mit Nein stimmten demnach 20.948 Personen, das sind 84,38 Prozent. 15,62 Prozent, das waren

3878 Personen, stimmten mit Ja zum Ausbau der Mönchsberg­garage.

Das endgültige Ergebnis muss die Hauptwahlb­ehörde am Montag beschließe­n. Doch schon

jetzt ist klar, dass es ein Riesenerfo­lg für die verschiede­nen Initiative­n und Plattforme­n ist. Roland Huber, der in der Brunnhausg­asse wohnt und seit acht Jahren gegen das Garagenpro­jekt mobilmacht, gab seine NeinStimme Sonntagmit­tag in der

Volksschul­e Herrnau ab. Er war da bereits zuversicht­lich, dass die Marke von 15.000 Stimmen geknackt wird. „Und daran kann die Politik dann nicht mehr vorbeigehe­n“, sagte Huber.

Die Ausbauplän­e der Parkgarage­ngesellsch­aft sind nach diesem Sonntag erledigt, und das wenige

Tage vor dem geplanten Baustart. Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) sagte in einer ersten Reaktion: „Die heutige Abstimmung­sbeteiligu­ng von rund 25.000 Wahlberech­tigten ist in jedem Fall ein kräftiges Zeichen von gelebter direkter Demokratie. Bei einer solchen Beteiligun­g ist es in

jedem Fall müßig, darüber zu

spekuliere­n, wie die restlichen

rund 78 Prozent abgestimmt hätten.“

21,98 Prozent bedeuten, dass die Beteiligun­g sogar um einen

Hauch höher ausfiel als im April 2005, als es um Salzburgs Bewerbung für die Olympische­n Winterspie­le ging. „Bei einer Beteiligun­g, die in Richtung der Olympia-Volksbefra­gung 2005 geht, ist das erzielte Ergebnis zur Kenntnis zu nehmen. Ich werde diese hohe Beteiligun­g nicht vom Tisch wischen, wie das mein Vorgänger getan hat“, sagt Preuner.

Er werde daher der Magistrats­direktion den Auftrag erteilen, dem Gemeindera­t unverzügli­ch einen Amtsberich­t „mit einem dem Abstimmung­sergebnis entspreche­nden Amtsvorsch­lag“vorzulegen. Diesen Amtsberich­t will Preuner im Gemeindera­t am 6. Juli zur Abstimmung bringen.

Die ÖVP war zuletzt die einzige Partei, die noch am Ausbau der Parkgarage festgehalt­en hat. Daher ist klar, dass die politische Mehrheit im Gemeindera­t den Ausbau der Mönchsberg­garage

beerdigen wird. KPÖplus-Gemeindera­t Kay-Michael Dankl etwa meinte am Sonntagabe­nd etwas süffisant: „Harry, es ist vorbei. Die Bürger haben die Notbremse gezogen.“Neben dem Bürgermeis­ter müsse auch der Landeshaup­tmann das Votum zur Kenntnis nehmen. „Ich hoffe, dass Preuner und Haslauer daraus lernen. Wir brauchen Lösungen für die Probleme der

vielen, nicht millionent­eure Prestigepr­ojekte für wenige“, meint Dankl.

Rund 2,6 Millionen Euro hat die Parkgarage­ngesellsch­aft in

„Ich mache nicht denselben Fehler wie mein Vorgänger.“Bürgermeis­ter

„Politik sollte das Thema fix behandeln, egal wie die Abstimmung ausgeht.“Anton Steiner, Schüler

den vergangene­n elf Jahren in das Projekt zur geplanten Erweiterun­g gesteckt – wie sich nun herausstel­lt, umsonst. Helmut Sattler, Geschäftsf­ührer der Parkgarage­ngesellsch­aft, war von der

hohen Beteiligun­g an der Befragung überrascht. Wie es nun weitergeht? „Wir müssen Geduld

haben und schauen, was bei der Gemeindera­tssitzung passiert.“Dann sehe man weiter. Eine Auftragsve­rgabe an Baufirmen sei noch nicht erfolgt, sagt Sattler.

Vor etlichen Abstimmung­slokalen bildeten sich am Sonntag lange Schlangen. Die Wartenden nahmen bis zu 25 Minuten in Kauf, um ihre Stimme abgeben zu

können. Die Befürworte­r waren eindeutig in der Minderheit. Eine Seniorin, die gerade aus dem

Wahllokal kam, meinte spontan: „Für mich käme der Ausbau nur infrage, wenn es auch eine Zuund Ausfahrt zur Garage im Nonntal gäbe.“Aus ihrer Sicht sei

der Ausbau ohnehin nur im Sinne „der Großkopfer­ten“. Dass am Krauthügel der Baustellen­aushub

umgelagert werde, sei „sowieso der Wahnsinn“.

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Harald Preuner,
 ?? BILDER: SN/KOLARIK (3), RATZER (1) ?? Großer Jubel um 19 Uhr bei den Initiative­n, als das Ergebnis feststand. Der Anstrom zu den Abstimmung­slokalen hielt den ganzen Tag über an. In der Herrnau stimmte Roland Huber, Mitbegründ­er der Bürgerinit­iative, mit Nein ab.
BILDER: SN/KOLARIK (3), RATZER (1) Großer Jubel um 19 Uhr bei den Initiative­n, als das Ergebnis feststand. Der Anstrom zu den Abstimmung­slokalen hielt den ganzen Tag über an. In der Herrnau stimmte Roland Huber, Mitbegründ­er der Bürgerinit­iative, mit Nein ab.
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