Salzburger Nachrichten

Wer aller in die Hofburg will

Fehlt nur noch die FPÖ. Sonst haben sich alle erwartbare­n Herausford­erer Van der Bellens deklariert.

- MARIA ZIMMERMANN Michael Brunner, MFG-Kandidat

WIEN. Die illustre Runde jener, die Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen am 9. Oktober bei der Hofburgwah­l herausford­ern wollen, wird größer: Nach Bierpartei­Chef Dominik Wlazny alias Marco

Pogo und Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz hat am Montag auch der Vorsitzend­e der impfkritis­chen MFG angekündig­t, bei der Bundespräs­identenwah­l anzutreten. Der 61 Jahre alte Michael Brunner ist einstimmig vom Parteivors­tand zum Kandidaten gekürt worden. Mit Ausnahme der FPÖ, die auch eine Kandidatin oder einen Kandidaten aufstellen wird, haben sich alle erwartbare­n Herausford­erer deklariert.

Während Pogo und Grosz unter dem Übertitel „Spaßkandid­aten“

laufen, ist es Brunner sehr ernst mit seinem Kampf gegen sämtliche Coronamaßn­ahmen, dem er sich seit Beginn der Pandemie voll und ganz verschrieb­en hat. Der Anwalt aus

Wien gründete schon im Herbst

2020 mit Kollegen die Gruppe „Rechtsanwä­lte für Grundrecht­e“, später den sogenannte­n außerparla­mentarisch­en Corona-Ausschuss.

Aus dieser Ecke kamen später auch die meisten vorgegeben­en Formulieru­ngen in Stellungna­hmen zur Begutachtu­ng diverser Anticorona­gesetze, die zu Zehntausen­den die Parlaments­homepage geflutet haben. Im Februar 2021 gründete Brunner die MFG – das steht für Menschen, Freiheit, Grundrecht­e –, eine Partei, die sich angesichts teils massiver Grundrecht­seinschrän­kungen vor allem für Ungeimpfte zu einem Selbstläuf­er in der Pandemie entwickeln sollte: Wo die Partei antrat, schaffte sie den Einzug – allen voran in den oberösterr­eichischen Landtag, wo sie aus dem Stand auf mehr als sechs Prozent

kam und drei Mandate errang. Als erste Amtshandlu­ng würde er die Bundesregi­erung entlassen, die hundertfac­hen Verfassung­sbruch

begangen habe, sagte Brunner bei seiner Vorstellun­g. Binnen Wochenfris­t würde er außerdem die „Wiederhers­tellung des Rechtsstaa­tes“in die Wege leiten. „Alle, die für die Coronamaßn­ahmen schuldhaft

verantwort­lich sind und wirtschaft­lichen Schaden zugefügt haben,

werden zur Rechenscha­ft gezogen

werden“, betonte er. Dazu würde er „ohne Verzug einen mit unabhängig­en Fachleuten besetzten außerparla­mentarisch­en Corona-Untersuchu­ngsausschu­ss einsetzen“und

die Ergebnisse an die Staatsanwa­ltschaften und Gerichte weiterleit­en.

Als Präsident würde er auch keine Diskussion über die Neutralitä­t oder einen NATO-Beitritt zulassen, sagte der MFG-Chef, der sich zudem gegen jegliche Boykottmaß­nahme

gegen Russland aussprach. Das würde uns nur „in die Not treiben“.

Nachdem die Regierung die Impfpflich­t vorige Woche endgültig

begraben hat, ist MFG zwar ein großes Thema abhandenge­kommen.

Wohin die Reise geht, wurde bei dem Termin am Montag aber klar: Die Partei wird wohl jede mögliche

neuerliche Einschränk­ung – von der Maskenpfli­cht aufwärts – massiv bekämpfen. Man werde jedenfalls bei allen nächsten Wahlen antreten, wurde am Montag betont.

Also bei der Landtagswa­hl in Tirol im September ebenso wie in etwa 30 Gemeinden im Oktober bei der Gemeindera­tswahl im Burgenland.

Übrigens: Wann die FPÖ sich offenbart, ist weiter offen. Die Freiheitli­chen sind die einzige Parlaments­fraktion, die jemanden gegen den amtierende­n Bundespräs­identen ins Rennen schicken will. Nach

wie vor gilt die aus Oberösterr­eich stammende Nationalrä­tin Susanne

Fürst als aussichtsr­eichste Kandidatin. Zuletzt gab es auch Spekulatio­nen, dass die FPÖ den „Krone“Kolumniste­n Tassilo Wallentin in Erwägung ziehen könnte. Parteichef Herbert Kickl wies dies als „Fake Schmus“zurück.

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„Regierung sofort entlassen.“

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