Salzburger Nachrichten

Geschlosse­n, aber nicht verschloss­en

- Dorina Pascher DORINA.PASCHER@SN.AT

Einmütig und entschloss­en, so

präsentier­ten sich die Staats- und Regierungs­chefs der sieben führenden Industrien­ationen am ersten Gipfeltag in Elmau. Es war ein

klares Zeichen gegen Russland und seinen Krieg in der Ukraine. Doch Einigkeit allein reicht angesichts des Ausmaßes dieser Krise nicht mehr aus.

Umso wichtiger ist es, mit anderen Ländern, vor allem des globalen Südens, zusammenzu­arbeiten. Das haben auch Biden, Scholz und Co. erkannt. Beim zweiten Gipfeltag waren Indien, Indonesien, Argentinie­n, Senegal und Südafrika zu Beratungen eingeladen. Auch sie sind stark vom Ukraine-Krieg

betroffen. Indonesien zum Beispiel zählt zu den wichtigste­n Abnehmerlä­ndern von ukrainisch­em

Weizen – 22 Millionen Tonnen davon stecken aktuell in ukrainisch­en Häfen fest.

Zugleich könnten diese Länder Teil der Lösung sein. So ist Indien nach China der zweitgrößt­e Weizenprod­uzent der Welt. Weil aber auch dort die Vorräte nicht ausreichen, hat das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land die Ausfuhr von Weizen gestoppt.

Wie bedeutend Länder wie Indien oder Südafrika in einer globalisie­rten Welt sind, haben aber nicht nur die G7 verstanden. Russland und China wollen die Staaten

Afrikas, Asiens und Lateinamer­ikas davon überzeugen, dass nicht

Wladimir Putins Krieg schuld an der Hungerkris­e sei – sondern die westlichen Sanktionen.

Die G7 müssen daher schnell handeln. Sie müssen Ländern wie Indonesien oder Senegal, die enorm betroffen sind, konkrete wirtschaft­liche Unterstütz­ung anbieten. Sonst kommen ihnen Moskau und Peking zuvor.

Letztlich ist das Werben um Verbündete auch ein Kampf um die globale Deutungsho­heit. Und den müssen die G7 gewinnen, um die Hoffnung auf Frieden und ein Ende der Krisen aufrechtzu­erhalten.

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