Salzburger Nachrichten

Tragödie bei Einsturz einer Stierkampf­arena

Vier Menschen starben in Kolumbien, unter den Opfern ist auch ein 14 Monate altes Kind. Der Bürgermeis­ter verteidigt­e die Veranstalt­ung.

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BOGOTÁ. Es sollte ein ausgelasse­nes Fest werden, endete aber in einer Katastroph­e: Beim Einsturz einer Tribüne in einer Stierkampf­arena in Kolumbien starben mindestens vier Menschen. Etwa 300 Besucherin­nen und Besucher seien verletzt worden, 30 von ihnen schwer, sagte der Gouverneur des Department­s Tolima, Ricardo Orozco, am Sonntagabe­nd (Ortszeit) im Rundfunk. Unter den Toten sind ein 14 Monate altes Kind, zwei Frauen und ein Mann. „Angesichts des Ausmaßes dessen, was auf den Videos zu sehen ist, hätte die Tragödie noch viel schlimmer ausgehen können“, sagte Orozco dem Sender RCN. Aufnahmen in sozialen Medien zeigen, wie auf einer Seite der Arena der Stadt El Espinal, gut 150 Kilometer südwestlic­h der Hauptstadt Bogotá, die mit Hunderten Zuschauern

besetzten Holztribün­en einstürzen und nach vorn in die Arena kippen. Die Ursache war unklar.

Auf dem eingestürz­ten Teil

der Konstrukti­on saßen etwa 800 Menschen. Laut einem Bericht der Zeitung „El Tiempo“verbreitet­e nach dem Vorfall ein aus der Arena

geflüchtet­er Stier Panik in den Straßen der rund 75.000 Einwohner zählenden Stadt. Gouverneur Orozco rief die Bürgermeis­ter in der Region auf, ähnliche Feste abzusagen.

In El Espinal fand zum traditione­llen Peter-und-Paul-Fest eine „Corraleja“statt, eine für Kolumbien typische Stierkampf­veranstalt­ung, bei der Reiter und wagemutige Läufer den Bullen auf dem sandigen

Platz herausford­ern. Das von Tierschütz­ern kritisiert­e Spektakel hat

Volksfestc­harakter, nicht selten rennen auch Menschen aus dem Publikum in das Rund.

Die mehrstöcki­gen Arenen werden aus Holz und Guadua, einer lokalen Bambusart, gebaut – oft eigens für Veranstalt­ungen zu Ehren des lokalen Schutzpatr­ons. Ihren

Ursprung haben „Corralejas“in der spanischen Kolonialze­it, als auf

großen Haciendas das Vieh zusammenge­trieben wurde.

El Espinals Bürgermeis­ter Juan Carlos Tamayo bedauerte das Unglück, verteidigt­e aber die Tradition der „Corraleja“in seiner Stadt. „Es

gibt sie schon seit 141 Jahren, und immer wird diese Struktur benutzt“, sagte er Caracol Radio. Nach Informatio­nen des Senders bereitet die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen den Bürgermeis­ter und andere Beamte vor. Sie hätten nicht auf eine Anfrage reagiert, in der sie aufgeforde­rt worden seien, über Sicherheit­skonzepte Auskunft zu

geben.

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BILD: SN/APA/AFP/SAMUEL ANTONIO GALINDO CAMPOS Stierkampf­arena stürzte zum Teil ein.

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