Salzburger Nachrichten

Ein Stern für die Brot-und-Butter-Liga

Mit der neuen T-Klasse startet Mercedes-Benz den nächsten Versuch, die Kooperatio­n mit Renault/Nissan zu einer Erfolgsges­chichte zu drehen. Die Voraussetz­ung bringt der Hochdachko­mbi auf jeden Fall mit – spätestens als Vollstrome­r.

- FLORIAN T. MRAZEK

Sie sind das Beste aus zwei Welten: Fahrmanier­en wie ein moderner Pkw, dazu die Robustheit und der Stauraum wie bei einem kleinen Van – die Rede ist von den sogenannte­n Hochdachko­mbis. Auch wenn Designprei­se wohl immer noch die Ausnahme darstellen, so muss man sich zumindest nicht

mehr schämen, wenn man den Nachwuchs damit von der Schule abholt und per Knopfdruck die Schiebetür­e aufgleiten lässt.

Ob es nun an den schier unerschöpf­lichen Ladefähigk­eiten oder doch an den praktische­n Vorzügen seitlicher Schiebetür­en liegt, Fakt ist, dass die Schnittmen­ge zwischen den Fahrzeugwe­lten wohl nirgendwo so groß ist

wie bei den Hochdachko­mbis. Dass Mercedes die T-Klasse ausgerechn­et jetzt auf den Markt

bringt, bekommt nicht nur durch die Absicht zusätzlich­e Brisanz, A- und B-Klasse und damit die bis dato günstigere­n Baureihen in den kommenden Jahren ersatzlos zu streichen. Vielmehr ist es der mittlerwei­le bereits dritte Versuch, die Kooperatio­n mit dem Hersteller Renault/Nissan doch noch zu einem Erfolg für die Schwaben zu machen. Zur Erinnerung: Weder die Nutzfahrze­ug-Version des T, der Citan, noch der Pick-up X-Klasse (auf Basis von Nissan Navara bzw. Renault Alaskan)

waren echte Verkaufser­folge. Was wohl auch daran liegt, dass der Mittelweg zwischen gemeinsame­r Technik und individuel­lem Design oft nur schwer zu treffen ist. Die T-Klasse

teilt sich die technische Basis also mit dem Renault Kangoo, möchte allerdings dessen elegantere und fahrdynami­schere Alternativ­e sein.

Optisch fühlt man sich in der T-Klasse auf jeden Fall wie in einem „echten“Mercedes,

was vor allem an den in fast allen Ausstattun­gen serienmäßi­gen LED-Lichtern, den optionalen 17-Zöllern, den sportiven Kanten auf der Motorhaube sowie der relativ knackigen

Seitenansi­cht liegt. Im Cockpit dominiert das sieben Zoll große MBUX-Display, seine Stärken hat die T-Klasse aber definitiv weiter hinten. Mit fünf Insassen fasst der Kofferraum 520 Liter, legt man die Rücksitzba­nk komplett um, steigt das Volumen auf über 2000 Liter an. Vor allem die ebene Ladefläche und die verhältnis­mäßig niedrigen Ladekanten

machen sich nicht nur beim nächsten IKEAEinkau­f bezahlt. Wer möchte, kann alternativ auch bis zu vier Kindersitz­e zeitgleich montieren. Neben den obligatori­schen Verstauund Lademöglic­hkeiten für diverse elektronis­che Geräte fallen vor allem die Ausstellfe­nster in den Schiebetür­en positiv auf. Diese sind

mindestens so praktisch wie die KeylessSta­rt-Funktion.

Ein echtes Unterschei­dungsmerkm­al ist die Geräuschku­lisse: Dank der im Vergleich zum Renault spürbar verbessert­en Innenraumd­ämmung übt sich die T-Klasse auch bei Tempo 130 in nobler Zurückhalt­ung. Motorisch

beginnt der Einstieg bei einem TurboBenzi­ner namens T160 mit 102 PS, der T180

wiederum kommt auf 131 PS. Auch zwei Diesel sind zum Marktstart im Angebot, mit 95

bzw. 116 PS. Die Benzin-Basismotor­isierung wird fix mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe kombiniert, für die drei übrigen Motorisier­ungen steht wahlweise auch eine Siebengang-Automatik zur Auswahl. So richtig spannend wird es spätestens dann, wenn Mercedes die versproche­ne vollelektr­ische T-Klasse namens EQT auf den Markt bringt.

Wann und mit welchen Spezifikat­ionen das geschieht, ist allerdings noch unbekannt.

 ?? BILD: SN/MERCEDES-BENZ ?? Die T-Klasse ist eng mit dem Kangoo verwandt, optisch aber klar Mercedes.
BILD: SN/MERCEDES-BENZ Die T-Klasse ist eng mit dem Kangoo verwandt, optisch aber klar Mercedes.

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