Ein Stern für die Brot-und-Butter-Liga
Mit der neuen T-Klasse startet Mercedes-Benz den nächsten Versuch, die Kooperation mit Renault/Nissan zu einer Erfolgsgeschichte zu drehen. Die Voraussetzung bringt der Hochdachkombi auf jeden Fall mit – spätestens als Vollstromer.
Sie sind das Beste aus zwei Welten: Fahrmanieren wie ein moderner Pkw, dazu die Robustheit und der Stauraum wie bei einem kleinen Van – die Rede ist von den sogenannten Hochdachkombis. Auch wenn Designpreise wohl immer noch die Ausnahme darstellen, so muss man sich zumindest nicht
mehr schämen, wenn man den Nachwuchs damit von der Schule abholt und per Knopfdruck die Schiebetüre aufgleiten lässt.
Ob es nun an den schier unerschöpflichen Ladefähigkeiten oder doch an den praktischen Vorzügen seitlicher Schiebetüren liegt, Fakt ist, dass die Schnittmenge zwischen den Fahrzeugwelten wohl nirgendwo so groß ist
wie bei den Hochdachkombis. Dass Mercedes die T-Klasse ausgerechnet jetzt auf den Markt
bringt, bekommt nicht nur durch die Absicht zusätzliche Brisanz, A- und B-Klasse und damit die bis dato günstigeren Baureihen in den kommenden Jahren ersatzlos zu streichen. Vielmehr ist es der mittlerweile bereits dritte Versuch, die Kooperation mit dem Hersteller Renault/Nissan doch noch zu einem Erfolg für die Schwaben zu machen. Zur Erinnerung: Weder die Nutzfahrzeug-Version des T, der Citan, noch der Pick-up X-Klasse (auf Basis von Nissan Navara bzw. Renault Alaskan)
waren echte Verkaufserfolge. Was wohl auch daran liegt, dass der Mittelweg zwischen gemeinsamer Technik und individuellem Design oft nur schwer zu treffen ist. Die T-Klasse
teilt sich die technische Basis also mit dem Renault Kangoo, möchte allerdings dessen elegantere und fahrdynamischere Alternative sein.
Optisch fühlt man sich in der T-Klasse auf jeden Fall wie in einem „echten“Mercedes,
was vor allem an den in fast allen Ausstattungen serienmäßigen LED-Lichtern, den optionalen 17-Zöllern, den sportiven Kanten auf der Motorhaube sowie der relativ knackigen
Seitenansicht liegt. Im Cockpit dominiert das sieben Zoll große MBUX-Display, seine Stärken hat die T-Klasse aber definitiv weiter hinten. Mit fünf Insassen fasst der Kofferraum 520 Liter, legt man die Rücksitzbank komplett um, steigt das Volumen auf über 2000 Liter an. Vor allem die ebene Ladefläche und die verhältnismäßig niedrigen Ladekanten
machen sich nicht nur beim nächsten IKEAEinkauf bezahlt. Wer möchte, kann alternativ auch bis zu vier Kindersitze zeitgleich montieren. Neben den obligatorischen Verstauund Lademöglichkeiten für diverse elektronische Geräte fallen vor allem die Ausstellfenster in den Schiebetüren positiv auf. Diese sind
mindestens so praktisch wie die KeylessStart-Funktion.
Ein echtes Unterscheidungsmerkmal ist die Geräuschkulisse: Dank der im Vergleich zum Renault spürbar verbesserten Innenraumdämmung übt sich die T-Klasse auch bei Tempo 130 in nobler Zurückhaltung. Motorisch
beginnt der Einstieg bei einem TurboBenziner namens T160 mit 102 PS, der T180
wiederum kommt auf 131 PS. Auch zwei Diesel sind zum Marktstart im Angebot, mit 95
bzw. 116 PS. Die Benzin-Basismotorisierung wird fix mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe kombiniert, für die drei übrigen Motorisierungen steht wahlweise auch eine Siebengang-Automatik zur Auswahl. So richtig spannend wird es spätestens dann, wenn Mercedes die versprochene vollelektrische T-Klasse namens EQT auf den Markt bringt.
Wann und mit welchen Spezifikationen das geschieht, ist allerdings noch unbekannt.