Salzburger Nachrichten

Nach Covid mit neuer Lunge zurück im Leben

Der 50-jährige Elektriker Jürgen Schöndorfe­r war so schwer erkrankt, dass er eine neue Lunge benötigte. Jetzt kann er wieder Rad fahren.

- ANTON PRLIĆ

„Ich bin kein Impfgegner, wartete aber auf einen heimischen Impfstoff.“Jürgen Schöndorfe­r, Elektriker

PLAINFELD. 40 Kilometer mit dem

Fahrrad gehen für Jürgen Schöndorfe­r schon wieder. „Ich bin auch schon rund um den Hintersee gegangen“, sagt der 50-jährige Elektriker. Dabei war vor einem halben Jahr noch gar nicht

klar, ob der Plainfelde­r sich jemals wieder sportlich betätigen würde können.

Am 6. November hatte er sich mit Husten und Erkältungs­symptomen wegen einer Coronainfe­ktion ins Bett gelegt. „Meine Frau

hat mich dann in der Nacht röcheln gehört und mich nicht mehr aufwecken können.“Er kam noch in der Nacht ins Salzburger Unikliniku­m. Zwei Wochen später hatte das Virus seine

Lunge so stark angegriffe­n, dass er an eine Lungenersa­tzmaschine (ECMO) angeschlos­sen wurde.

Mitte Dezember war klar, dass Jürgen Schöndorfe­r eine Lungentran­splantatio­n benötigen würde. Am 30. Dezember wurde er

mit dem ÖAMTC-Hubschraub­er ins AKH nach Wien verlegt, wo er die Lunge eines verstorben­en Menschen bekam.

Am 13. Jänner wachte er im Krankenhau­s in Wien wieder auf. „Ich wusste gar nicht, was passiert war, und habe meine Schwester gefragt, ob die Dinge in der Firma erledigt wurden, die ich im November aufgetrage­n

hatte. Da hat sie lachen müssen.“Für seine Familie war es keine

leichte Zeit. Heute bedankt er sich beim Spitalstea­m, das seine

Angehörige­n damals stützte.

Nach der Transplant­ation begann für Jürgen Schöndorfe­r der mühsame Weg zurück. 20 Kilogramm Muskelmass­e hatte er auf der Intensivst­ation verloren. „Ich musste wieder sitzen und gehen

lernen. Ein Riesenerfo­lg war es, zum ersten Mal wieder allein duschen zu können.“

Dabei hatte Jürgen Schöndorfe­r davor nie gesundheit­liche Probleme gehabt. „Noch im Oktober bin ich mit meinem Bruder auf den Dopplerste­ig gegangen.“

Das Coronaviru­s hatte ihn kalt erwischt

– und ungeimpft. „Ich bin kein Impfgegner, wollte aber auf einen österreich­ischen Impfstoff warten. Das war wohl ein Fehler.“

Jetzt kann Jürgen Schöndorfe­r dank modernster Medizin wieder aktiv sein – auch arbeiten kann er

mittlerwei­le wieder: In seinem Zwei-Personen-Elektriker­betrieb wird er auch dringend benötigt. „Ich muss aber noch vorsichtig sein. Ein Jahr lang gibt es laufend medizinisc­he Kontrollen,

um sicherzuge­hen, dass mein Körper die Lunge nicht abstößt.“

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BILD: SN/CHRIS HOFER Jürgen Schöndorfe­r kann wieder Rad fahren.

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