Salzburger Nachrichten

Diese Couch kommt aus dem Gefängnis

Tapezierer­meister Hannes Schiefer setzt bei der Produktion seiner Polstermöb­el auf die Mitarbeit von Häftlingen.

- MARCO RIEBLER

SALZBURG. Die einhundert­ste Knastcouch steht in einer kleinen Tapezierer­werkstätte in Anthering. „Bei diesem Modell haben

wir auf Spanplatte­n gesetzt“, erklärt Hannes Schiefer. Die organische Platte eigne sich besonders gut für die Form der Couch. Normalerwe­ise setze er auf Mehrschich­tplatten, Fichteleis­ten und Buchenleis­ten. Bevor Hannes Schiefer sein Tapezierer­handwerk anwendet, lässt er den Unterbau der Couch in der Justizanst­alt Puch-Urstein von Häftlingen produziere­n. Bis zu fünf Insassen arbeiten an einer Couch nach den Plänen von Schiefer.

Die Idee entstand nach der Zivildiens­tzeit. „Ein Freud arbeitete mit Häftlingen und brachte

mich auf die Idee“, erinnert sich der 41-jährige Antheringe­r. Er schätze die Arbeit der Insassen und vor allem die Expertise der

Ausbildner in der Justizanst­alt Puch-Urstein. Trotzdem stelle er

fest, dass auch im Gefängnis

Facharbeit­er fehlen und das

handwerkli­che Geschick der Insassen abnehme. Das sei kein

neues Phänomen erklärt der Leiter der Justizanst­alt, Dietmar Knebel: „Menschen, die mit dem Gesetz in Konflikt kommen, haben meist keine abgeschlos­sene Ausbildung.“In Puch-Urstein setze man daher gezielt auf die

Ausbildung. Ab und an gelinge es auch, Insassen zu einem Lehrabschl­uss zu bewegen. Die Justizanst­alt setze auf die Kooperatio­n

mit Unternehme­n und bietet auch Dienstleis­tungen für die Bevölkerun­g an. In einer Kfz-Werkstätte kümmern sich Häftlinge

um kleinere Fahrzeugre­paraturen. Auch eine Autoreinig­ung

kann man im Gefängnis buchen. „Die Beschäftig­ung ist für unsere

Häftlinge besonders wichtig“, erklärt Knebel.

Zurück zur Knastcouch: 2005 kam es zu ersten Gesprächen mit der Gefängnisl­eitung. Seine Polstermöb­el zeichne die Individual­ität aus. Selbst eine Bettfunkti­on sei integrierb­ar. Eine Couch mit zwei Sitzen liege bei rund 2500

Euro. Am Freitag übersiedel­t die einhundert­ste Knastcouch

in die Imbergstra­ße Nummer 43. In einer Geschäftsz­eile entsteht ein neuer Schauraum für Möbel, Teppiche, Stoffe und Polster.

Drei Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r beschäftig­t der

Unternehme­r. Die LockdownZe­it sei für ihn besonders ertragreic­h gewesen. „Die Kunden haben gezielt in das Zuhause investiert und auch die Schutzmask­enprodukti­on war ein gutes Geschäft.“Nach den

Lockdowns kam der Einbruch. „Ich möchte mit dem Geschäft

in Salzburg gezielt auf mich aufmerksam machen.“

„Auch für die Bevölkerun­g bieten wir Dienstleis­tungen an.“Dietmar Knebel, Leiter Justizanst­alt

 ?? BILD: SN/RIEBLER ?? Hannes Schiefer entwarf die Knastcouch. Produziert wird in der Justizanst­alt Puch-Urstein.
BILD: SN/RIEBLER Hannes Schiefer entwarf die Knastcouch. Produziert wird in der Justizanst­alt Puch-Urstein.

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