Neulich im Schwimmbad mit Hieronymus Bosch
Nach langer Zeit endlich wieder im Schwimmbad. Versuchen, einige Längen schmerzfrei zu kraulen. Sich im kühlen
Wasser spüren. Ja, und dann auf dem Handtuch in der frisch gemähten Wiese liegen
und ein wenig schlafen. Aber das war gar nicht so einfach. Denn es tauchten jede Menge
Ungeheuer auf! Schlangen. Große und kleine. Schwarze. Blaue. Blau-schwarze. Manche mit einem Kopf. Andere mit mehreren. Und auch immer mehr feuerspeiende Drachen näherten sich bedrohlich. Mit
weit aufgerissenen Mäulern und bösem Blick. Aus dem Halbschlaf aufgeschreckt stellte ich fest: Diese Monster sind nicht in mir, vergraben in meiner Fantasie. Nein: Die nisteten auf den Körperteilen von
ganz vielen! Von Jungen, fast noch Jungen und gar nicht mehr Jungen. Von Baucherten
und Zaundürren. Kasweißen, knallig Roten (jaja, der Sonnenbrand) und Gebräunten. Wo? Fast überall. Auf Händen, Füßen, Oberschenkeln, Rücken, Oberkörpern, Hälsen. Tattoos, wohin das
Auge blickte! Doch leider keine schönen, ansprechenden. Die gäbe es ja auch …
Die Großmeister der Schreckensbilder, Hieronymus Bosch
und Alfred Kubin, hätten an diesem Tag im Bad ihre Freude gehabt. Bei so vielen Monstern auf
blanker Haut rundummadum (rundherum). Irgendwann, dachte
ich, werden die zu Schrumpelwesen. Zodareg (faltig, weich) – so
wie die Haut ihrer Träger. Die Schlange zum Wurm, der Drache
mit dem teuflischen Blick zur zahnlosen Blindschleiche. Ich nickte erschöpft wieder ein. Tat nicht gut. Weil: Plötzlich war da der Traum von dieser Landkarte. Einer Landkarte Salzburgs. Tätowiert auf einen Rücken. Angesengt, zerbissen und zerrissen
von Drachen, die aus Chaletfenstern und Zweitwohnsitzen krochen. Ich eilte raschest zur Beruhigung schnell ins Wasser …