Nach dem Sturz hat der Glaube Berge versetzt
Mit 28 Jahren erfüllt sich der Innviertler Sebastian Schönberger den Lebenstraum – drei Monate nach einem schweren Trainingsunfall.
Sechs Österreicher – und damit so viele wie noch nie in der Geschichte dieser Rundfahrt –
nehmen ab kommendem Freitag an der Tour de France, die in diesem Jahr in Kopenhagen beginnt, teil.
Während mit Patrick Konrad sogar ein heimischer Etappensieger aus dem Vorjahr am Start steht oder sein Bora-Teamkollege Marco Haller bereits seine siebte Tour bestreitet, überrascht ein Name in der Liste doch ein wenig: Sebastian Schönberger. Der 28-jährige Innviertler ist nach eigenen Worten „zwar nicht mehr jung, aber doch ein Tourdebütant“.
Schönbergers Weg zur Tour de France lässt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen, den er
gleich zu Beginn des Gesprächs sagt: „Ich habe immer nur von der
Tour geträumt.“Aber zunächst ging es einmal in einen Brotberuf,
Schönberger lernte Installateur und arbeitete in dem Beruf auch. „Das
war nicht der einfachste Weg, aber ich würde es jederzeit wieder so
machen.“Nebenbei fuhr er als Semiprofi in den heimischen Continental-Teams Simplon Wels (zwei Jahre) und Cycling Tirol (drei Jahre). Zu dem Zeitpunkt war die jährliche Österreich-Rundfahrt sein SaisonHighlight,
Sechs Österreicher bei der Tour sind Rekord
umso bitterer, dass diese nun zum dritten Mal ausgefallen ist.
Vor zwei Jahren wechselte er in das bretonische Pro-Cycling-Team
BB-Hotels-KTM, das vom französischen Ex-Profi Jérôme Pineau geführt wird. Und dieses Team bekam
heuer eine Wildcard für die Tour de France – zu einem Zeitpunkt, an dem die Karriere Schönbergers an einem seidenen Faden gehangen ist.
Im April kollidierte der in Schalchen an der Salzburger Landesgrenze lebende Radsportler bei einer
Trainingsfahrt in der Nähe von Braunau mit einem Auto. „Mein erster Gedanke war: Ich bin froh, dass ich noch lebe, aber das Jahr ist zum
Vergessen.“Acht Brüche an den Händen und zahlreiche Cuts hat er sich zugezogen, dazu für einen Radsportler besonders unangenehm: Muskelbündelrisse im Oberschenkel. Doch zusammen mit dem Salzburger Sportarzt Florian Müller und der Teamführung „haben wir vom ersten Tag an zusammengearbeitet, um die Tour doch noch möglich zu machen“. Der Glaube hat Berge versetzt. „Wir waren im Heilungsprozess sechs Monate schneller als angenommen.“
Nun fährt er ab Freitag für ein französisches Team die „Grande Boucle“. „Was Größeres gibt es für
mich und auch für das Team nicht.“Mit welchen Zielen er das tut? „Ganz locker. Wir haben keinen Druck, wir wollen uns einfach mutig und aktiv präsentieren.“