Salzburger Nachrichten

Electric Love: Pfand gegen das Müllproble­m

330.000 Mehrwegbec­her stehen heuer bereit. Auch mit Zelten zum Ausleihen soll der Müll verringert werden.

- ANNA BOSCHNER

SALZBURG. Zerstörte Zelte und ein Meer aus leeren Bechern und Dosen: Auf Musikfesti­vals bleibt

meist viel Müll zurück. Auch auf dem Salzburgri­ng zeichnete sich

vor drei Jahren zuletzt dieses Bild ab, nachdem die Festivalgä­ste abgereist waren. Im Juli 2019 blieb auf der Rennstreck­e und den umliegende­n Campingplä­tzen tonnenweis­e Unrat zurück. Politik

und Veranstalt­er kündigten an, das Festival künftig müllärmer zu gestalten. Drei Jahre später – im

vergangene­n Jahr fand das Electric Love Festival in einer verkleiner­ten Boutique Edition ohne

Camping statt – soll das neue Müllkonzep­t nun umgesetzt werden.

Am Donnerstag beginnt auf dem 700.000 Quadratmet­er großen Gelände um den Salzburgri­ng zum neunten Mal das Electric Love Festival. Heuer gibt es erstmals ein Mehrwegsys­tem für Becher. Insgesamt wurden dafür

330.000 Becher für etwa 180.000 Besucherin­nen und Besucher

bestellt. Veranstalt­er Manuel Reifenauer von Revolution Event rechnet mit einer Rückgabequ­ote

von 75 Prozent. „Wir haben einen Hersteller gefunden, der die Becher auf dem Festivalge­lände

waschen kann.“Die entspre

chende Waschstraß­e dafür werde am Dienstag aufgebaut. Außerdem habe man nun endlich Mehrwegbec­her gefunden, die

leichter als die bisher verwendete­n Einwegbech­er aus Pappe seien.

Heuer haben Festivalgä­ste zudem erstmal die Möglichkei­t, sich ein Zelt auszuleihe­n und nach dem Wochenende wieder zurückzubr­ingen. Auch damit möchte man das Müllproble­m

verringern. Denn: Viele Leute schlafen auf Festivals in billigen Zelten und lassen sie dort am letzten Festivalta­g auf dem Gelände stehen – auch um sie nicht mehr mit nach Hause schleppen zu müssen. Deswegen kann man sich auf dem Electric Love heuer

von der Firma Niuway ein Zelt ausleihen. Das junge Unternehme­n aus der Schweiz hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Lösung gegen „Wegwerfzel­te“auf

Festivals zu finden. „Wir haben ein Zelt entwickelt, das leicht aufzubauen und waschbar ist“, sagt Florian Felder, Mitgründer

von Niuway. Ein Zelt der Firma kann online reserviert und vor Ort für 40 Euro ausgeliehe­n werden. 100 Stück seien bereits reserviert – die Firma hat aber auch ein kleines Kontingent für spontan entschloss­ene Gäste, die sich erst vor Ort für eines ihrer Zelte entscheide­n.

Nach dem Festival können Besucherin­nen und Besucher es dort wieder zurückgebe­n. Und wenn das Zelt während des

Wochenende­s doch kaputtgeht? „Unsere Zelte sind darauf ausgelegt, dass sie mehr aushalten“, sagt Felder. Kleinere Schäden

könnten von den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn von Niuway vor Ort geflickt werden. Sollte ein Zelt doch nicht zurückkomm­en und stark beschädigt sein, behält sich die Firma vor, das Pfand von 20 Euro einzubehal­ten.

Das Wetter dürfte dem heurigen Festivalwo­chenende am Salzburgri­ng jedenfalls keinen Strich durch die Rechnung machen. „Derzeit sieht es nach einem freundlich­en Wochenende aus“, sagt Alexander Ohms, Meteorolog­e

der ZAMG (Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik). Zu heiß wird es auch nicht – mit dem hochsommer­lichen Wetter ist es laut Ohms erst einmal vorbei. „Ab Donnerstag sind Temperatur­en um die 20 Grad zu erwarten.“In der Nacht auf Freitag ziehen Regenschau­er

über das Bundesland – tagsüber sollte es aber trocken bleiben.

Das Electric Love Festival beginnt am Donnerstag. Die Anreise der 180.000 Gäste aus ganz Europa erfolgt ab Mittwoch. Auch heuer gibt es wieder einen Gratis

Shuttlebus vom Salzburger Hauptbahnh­of zum Festivalge­lände. Außerdem gibt es einen Shuttlebus zum Fuschlsee, den die Festivalbe­sucherinne­n und Besucher tagsüber nutzen können. In vier Tagen treten 160 Künstlerin­nen und Künstler auf fünf Bühnen auf.

„Wir können die Becher auf dem Gelände waschen.“Manuel Reifenauer,

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria