Salzburger Nachrichten

Rosenkranz will eine seriöse Alternativ­e sein

Und jene gewinnen, die von der Politik enttäuscht sind. Volksanwal­t will er trotz Hofburg-Kandidatur bleiben. Sein Ziel hat er sich hochgestec­kt.

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WIEN. Walter Rosenkranz versuchte gleich zu Beginn, die Sache staatstrag­end anzulegen. „Es ist ein gutes Land, wohl wert, dass sich ein Fürst sein unterwinde“, zitierte er Grillparze­r mit Blick hinaus aus dem 57. Stock des Wiener DC Towers. Unten die blaue Donau, oben der blaue

Himmel. Ein perfektes Ambiente also, um den blauen Kandidaten für die Hofburg-Wahl vorzustell­en. Er

plane weder einen „Brutalo-Wahlkampf“noch einen „Jux-und-SpaßWahlka­mpf“, sondern er wolle eine „seriöse Alternativ­e“zum amtierende­n Bundespräs­identen Alexander Van der Bellen sein, sagte der Neokandida­t, der hocherfreu­t und

offensicht­lich im Eilzugstem­po in seine neue Rolle gefunden hatte.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl, der sich mit der Entscheidu­ng wochenlang Zeit gelassen hatte, streute seinem Parteifreu­nd Rosen: Er sei ein „verbindend­er Bürgerlich­er“und „geradezu ein Jungspund“im

Vergleich zum amtierende­n Präsidente­n. Rosenkranz ist 59 Jahre alt.

Dass es nicht wie vermutet eine Frau geworden sei, habe nichts zu

bedeuten, sagte Kickl. Er sei mit

Rosenkranz und Susanne Fürst zusammenge­sessen und Fürst selbst

habe ins Treffen geführt, was sie nicht in dem Ausmaß bieten könne

wie Rosenkranz: Politische Erfahrung, sagte Kickl.

Rosenkranz kann auf eine lange FPÖ-Karriere zurückblic­ken. Als Jurist und Parlamenta­rier, als Klubchef

unter Türkis-Blau und seit 2019 als Volksanwal­t. Er sei ein

FPÖ-Kandidat, aber ein durch und durch „rot-weiß-roter Patriot“, sagte er. Volksanwal­t will er im Wahlkampf bleiben. „Stellt etwa Van der Bellen sein Amt ruhend im Wahlkampf? Ich tu’ das auch nicht“, sagte er. Wie er das Amt anlegen würde? Jedenfalls komplett anders als

Van der Bellen. Vieles hätte er nie durchgehen lassen: Etwa die Freiheitsb­eschränkun­gen durch Corona. Als Bürger habe er auch an den

Demonstrat­ionen gegen die Coronamaßn­ahmen teilgenomm­en. Gemäß seinem Wahlkampfm­otto: „Holen wir uns unser Österreich zurück“(und beworben mit dem ikonischen Bild des ÖVP-Politikers Leopold Figl mit dem Staatsvert­rag)

würde er auch die Neutralitä­t „zurückhole­n“. Dass die Regierung Österreich in einen Wirtschaft­skrieg hineingezo­gen habe, sei „ein unheimlich­er Sündenfall“. Als aktiver Präsident würde er alle Möglichkei­ten ausschöpfe­n, die ihm zur Verfügung stünden: von der Entlassung der Regierung bis zur Auflösung des Nationalra­ts. Aber zuerst würde er es immer mit Gesprächen versuchen, betonte Rosenkranz, der auch seiner Skepsis der EU gegenüber

kein Hehl machte: Bisher habe er gut mit der EU als Friedenspr­ojekt

leben können, aber nun stelle sich auch die Frage: „Will man da ernsthaft dazugehöre­n?“Seine Hoffnung sei es, in die Stichwahl gegen

Van der Bellen zu kommen. „Es lebe die Republik Österreich“, schloss er seine Vorstellun­g und überreicht­e seiner Frau einen rot-weiß-roten

Rosenstrau­ß.

„Das würde ich als Bundespräs­ident niemals durchgehen lassen.“Walter Rosenkranz, FPÖ-Kandidat

 ?? BILD: SN/APA/TOBIAS STEINMAURE­R ?? „Besonderer Dank“: FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz mit seiner Frau Susanne.
BILD: SN/APA/TOBIAS STEINMAURE­R „Besonderer Dank“: FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz mit seiner Frau Susanne.

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