Salzburger Nachrichten

Sinnbilder unterdrück­ter Frauen

Verzerrte Schönheit kann Kränkung und Qual sichtbar machen.

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WIEN. Adolf Frohner hat Menschen mit unförmigen Leibern und verkrümmte­n Gliedmaßen dargestell­t, ohne sie zu verspotten. Nicht Lächerlich­keit, sondern kritischen Realismus hat der österreich­ische

Künstler so ausgedrück­t. Vor allem Frauen habe Adolf Frohner ab Mitte der 1960er-Jahre in derart „verzerrter Schönheit“dargestell­t: als „Sinnbilder der Unterdrück­ung“. Mit diesen Erläuterun­gen würdigt die Albertina in Wien jene Werke

Adolf Frohners, die sie im Rahmen der Sammlung Chobot 2019 geschenkt bekommen hat. Nach einigen Restaurier­ungen werden 180

Werke – vor allem von österreich­ischen Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts – seit Dienstag, 13. Juli, erstmals ausgestell­t.

Dagmar Chobot war Bankkauffr­au. Sie gründete 1971 mit ihrem Ehemann, dem Dichter und Schriftste­ller Manfred Chobot, in

Wien die Galerie Atelier Yppen, später Galerie Chobot benannt. 1983 übernahm sie deren Leitung. Neben der Galerietät­igkeit sammelte das Ehepaar Chobot vor allem Arbeiten auf Papier und Skulpturen; mehr als 800 Werke sind nun als Geschenk in der Albertina. Dies sei „eine der bedeutends­ten Schenkunge­n der letzten Jahrzehnte“, versichert Direktor Klaus Albrecht Schröder in der Pressemitt­eilung. Sie ergänze bisherige Bestände, schließe Sammlungsl­ücken und enthalte Werke von Künstlern, die seit Jahrzehnte­n

in Vergessenh­eit seien – „verschütte­t unter den Hypes ihrer

Nachfolgeg­eneratione­n“.

Sammlung Chobot in der Albertina

Ein beträchtli­cher Teil der Schenkung sind Werke der Art

brut und der Gugginger Künstler. Weiters vertreten sind Künstler wie Bruno Gironcoli, Adolf Frohner, Alfred Hrdlicka und Fritz Martinz, Franz Schwarzing­er, Herbert Brandl und Gunter Damisch, Cornelius Kolig, Ernst Zdrahal und Othmar Zechy. Unter lauter Männername­n taucht nur ein weiblicher Vorname auf:

Verena Bretschnei­der.

Ausstellun­g: „Die Sammlung Chobot“, Albertina, Wien, bis 18.

September.

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Adolf Frohner, „Die Puppen“, 1967.

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