„Es tut mir leid. Entschuldigung“
Mann stand vor Gericht, weil er seine Frau mit mehreren Messerstichen fast getötet hatte. Bei der Verhandlung entschuldigte er sich für seine Tat und gab sich reumütig.
WIEN. Die Erkenntnis kam dem Afghanen (53) erst vor Gericht. Er räumte ein, dass er „kein guter Ehemann gewesen ist“. Eine Aussage, die ein wenig untertrieben sein dürfte. Der Mann stand am Mittwoch vor den Geschworenen, weil er versucht hatte, seine Frau zu töten. Das Urteil: 18 Jahre Haft wegen
versuchten Mordes. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Was sich am 10. Jänner dieses Jahres in der Wohnung des Ehepaares abgespielt hatte, schilderte die Staatsanwältin. Demnach hatte die Frau (52) am Handy ihres Mannes das Foto einer nackten Frau entdeckt und ihn damit konfrontiert, wobei sie ihm eine Thermoskanne vor die Füße warf. Daraufhin stach er ihr ein Messer mit einer zwölf
Zentimeter langen Klinge in den Bauch und danach in den Hals und
meinte, er werde ihr nun den Kopf abschneiden. Die 52-Jährige konnte sich losreißen und ins Stiegenhaus
flüchten. Ihr Ehemann holte sich aus der Küche ein Fleischermesser, folgte ihr und stach ihr die 20 Zentimeter lange Klinge mehrfach in den Körper. Ein Nachbar kam der Frau zu Hilfe und versuchte zunächst, den bewaffneten Mann am Handgelenk zu packen, um ihm das Messer zu entwinden. Der 53-Jährige
machte jedoch Anstalten, nun auf ihn loszugehen, worauf der Nachbar die am Boden liegende Frau an den Beinen packte und sie kurzerhand die Stufen im Stiegenhaus hinunterzog. Während der Nachbar die Einsatzkräfte alarmierte, rannte
der Ehemann auf die Straße. Er fuhr ziellos mit der Straßenbahn umher,
bis er sich später auf einer Polizeiinspektion stellte. Die Staatsanwältin sagte, dass die Frau nur wegen der funktionierenden Rettungskette
und der couragierten Nachbarn noch am Leben sei. Sonst wäre sie vermutlich verblutet.
Der Angeklagte entschuldigte sich schließlich für seine Tat. „Es
tut mir leid. Entschuldigung“, sagte er. „Ich möchte mich beim Richter,
bei den Anwesenden entschuldigen, dass das passiert ist“, betonte er. Seine Frau habe ihn „aufs Ärgste
beschimpft und beleidigt. Es sind Schimpfwörter gefallen, die ich
nicht über die Zunge bringen kann.“Da habe er zu einem Messer gegriffen: „Ich habe sie verletzt. Ich wollte sie nicht umbringen.“Er habe keine
Erinnerung daran, wie oft er tatsächlich zugestochen habe, davon
habe er erst im Gefängnis gelesen. Die psychiatrische Sachverständige Sigrun Roßmanith stellte fest, dass der Afghane auf jeden Fall zurechnungsfähig sei. Außerdem sei er intelligenter als ein Test ergeben hatte, was sie auf sprachliche Barrieren zurückführte.
Der Angeklagte war 2012 nach Österreich gekommen. „Er war durchgehend eifersüchtig“, führte die Staatsanwältin aus. Gegenstand der meisten Konflikte waren sowohl die Tatsache, dass seine Frau im Gegensatz zu ihm eine Arbeit gefunden hatte, als auch ein angebliches außereheliches Verhältnis mit
ihrem Chef, welches er ihr ohne reelle Basis unterstellte. Überdies verlangte er mehr Geld von ihr und
bedrohte sie immer wieder mit dem Umbringen. „Aufgrund der Vielzahl der Drohungen hat sie diese nicht ernst genommen“, sagte die Anklägerin. Sie warf ihn schließlich aus der Wohnung, nahm ihn nach einigen Monaten aber wieder auf.
Dabei hatte die Staatsanwaltschaft zu diesem Zeitpunkt schon
mehrere Strafverfahren gegen den Mann geführt. 2018 gab es zwei Ermittlungsverfahren wegen Nötigung und Sachbeschädigung zulasten der Ehefrau und eines Stiefsohnes, 2019 zwei weitere wegen Nötigung und fortgesetzter Gewaltausübung gegen einen weiteren Sohn.
Alle vier Verfahren wurden aus Beweisgründen im Zweifel eingestellt.