Der Beinbruch, sieben Monate und die EURO
Dass es Virginia Kirchberger in den EM-Kader geschafft hat, grenzt an ein Wunder. Nun fühlt sich die Verteidigerin bereit für einen Einsatz.
BAGSHOT. „Ich bin bereit.“Diesen Satz sagt Virginia Kirchberger mehrmals. Am 30. November 2021 zog sich die Innenverteidigerin im WM-Qualifikationsspiel in Luxemburg (8:0) einen
Schien- und Wadenbeinbruch zu. Sieben Monate waren es da
noch bis zur Europameisterschaft. „Im ersten Moment ist mir eingeschossen: Oje, das kann
knapp werden.“Kirchberger (29) ist 87-fache Teamspielerin. Nicht nur bei der EURO 2017, beim legendären „Sommermärchen“in den Niederlanden mit dem Halbfinaleinzug, war sie eine wichtige Stütze des ÖFB-Teams.
Nach dem ersten Schock über die Verletzung dachte sich Kirchberger: „Ich habe jetzt ein halbes Jahr Zeit. Ich werde alles dafür tun, fit zu werden.“Und sie wurde fit. Seit ein paar Wochen trainiert
die Frankfurt-Legionärin mit dem Nationalteam. Wegen ihres
Trainingsrückstands wurde sie nur als „Back-up“-Spielerin für die EM nominiert. Als Lisa Kolb (Covid) und Maria Plattner (Schlüsselbeinbruch) ausfielen, rückte Kirchberger in den 23-Frau-Kader nach.
Teamchefin und Psychologin halfen
Kirchberger arbeitete hart an ihrem Comeback. „Wenn es nicht für die EURO gereicht hätte, hätte ich
trotzdem sagen können, dass ich jeden Tag alles gegeben habe.“Sie
wollte sich nichts vorwerfen. Vier Mal wurde sie operiert, sie hat noch immer Metall im Bein.
Dass sie jetzt schon wieder trainiert, ist bei der Schwere der Verletzung durchaus außergewöhnlich.
Während ihrer Auszeit sei es ihr mental gut gegangen. „Ich war kom
plett in meinem Tunnel, habe mich immer Schritt für Schritt weiter
vorgearbeitet.“Gedanken daran, es nicht zu schaffen, habe sie nicht zugelassen: „Das bringt nichts. Ich habe auf meinen Körper gehört und mich nicht von meinem Weg abbringen lassen.“Unterstützung bekam sie von ihren Teamkolleginnen, von der Teamchefin und der Psychologin. „Sie haben mir extrem geholfen.“
Im ÖFB-Camp im Pennyhill Park holt sich Kirchberger mit jedem Training mehr Selbstbewusstsein. In Sachen Fitness sei sie auf einem
guten Level. Nur die Matchpraxis fehlt der Wienerin. „Ich habe zwar ein halbes Jahr nicht gespielt, aber
ich habe viel Erfahrung und viele Matches gespielt.“Kirchberger ist sich ihrer Rolle bei der EURO bewusst. Wahrscheinlich wird sie nicht zum Einsatz kommen: „Aber ich bereite mich so vor, als ob ich spielen würde.“