Ein Kraftkörper ist bereit für den großen Wurf
Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger bereitet sich in den USA in aller Ruhe auf die WM vor.
EUGENE, MONMOUTH. Die Zeit der
hektischen Last-Minute-Blitzreisen ist vorbei für Lukas Weißhaidinger. Bei der WM 2019 in Doha und bei Olympia 2021 in Tokio war der österreichische Diskuswerfer jeweils
ganz spät angereist, hatte damit Hitze und Jetlag elegant umkurvt. Vor
der Weltmeisterschaft in Eugene (USA) gönnt sich der Oberösterreicher gleich eine ganze Woche zur
Akklimatisierung. Am Freitag beginnen die Titelkämpfe, „Luki“ist in der Nacht von Sonntag auf Montag (MESZ) mit der Qualifikation erstmals im Wurfring.
Von WM-Hektik spürt der Olympiabronzegewinner noch wenig, zumal er sich mit seinem Team auf dem Campus der Western Oregon
University in Monmouth, knapp 110 Kilometer von der WM-Stadt Eugene entfernt, einquartiert hat. In ruhiger Umgebung genießen auch rund 30 weitere Athletinnen und
Athleten aus der Schweiz, Neuseeland und Tschechien optimale Bedingungen. Auch 400-Meter-Läuferin Susanne Walli ist mit ihrem Coach in Monmouth eingetroffen. Das ÖLV-Trio bei der WM komplettiert Speerwerferin Victoria Hudson.
So gut versorgt wie Weißhaidinger dürften wenige im Camp sein: Coach Gregor Högler, Masseurin Patricia Hana und ÖLV-Teamarzt Richard Högler sind mit dabei. „Ich
fühle mich top vorbereitet“, sagt der Sportler. „Die Zeitumstellung habe ich gut verkraftet. Keine Spur
von Müdigkeit. Alles läuft nach Plan.“
Sich genügend Zeit zum Eingewöhnen zu nehmen war dem Olympia-, WM- und EM-Dritten gerade nach dem intensiven Frühjahr besonders wichtig. Viele Wettkämpfe in kurzer Zeit mit vielen Flügen hatten ihren Tribut gefordert. Rückenschmerzen
waren die Folge. „Aufgrund meiner Körpergröße und -breite fühle ich mich selbst in
der Businessklasse sehr eingeengt“, sagt der 1,97 Meter große und 150 Kilogramm schwere Koloss. „Man
versucht dazwischen immer aufzustehen, ein paar Dehnungsübungen zu machen. Ich habe die Anreise diesmal wirklich gut überstanden.
Die Reise an sich hat – via Amsterdam nach Portland – fast 24 Stunden gedauert.“
Umso wichtiger ist die eigene Masseurin, die ihn gleich nach der
Ankunft behandelt und gelockert hat. Damit der Kraftkörper in
Schuss bleibt, muss auch die Ernährung passen. „Die Verpflegung im Campus ist ganz okay. Typisch amerikanisch, low fat, much sugar“, schildert Weißhaidinger den „Salzburger Nachrichten“. „Aber für die paar Tage macht uns das keine Probleme. Darüber hinaus haben wir auch spezielle sogenannte Nahrungsergänzungsmittel mit, um meinen Kalorienverbrauch von bis zu 4500 Kalorien pro Tag abzudecken.“
Am Mittwoch zog der Tross weiter an den WM-Schauplatz Eugene. In der Qualifikation (mit
31 Teilnehmern aus 20 Nationen) qualifizieren sich die besten zwölf Athleten fürs Finale in der Nacht auf Dienstag. Nach drei Mal Bronze bei Großereignissen
hat Lukas Weißhaidinger Lust auf mehr. Er wirft in dieser Saison konstant starke Weiten und
hat seinen Rekord auf 69,11 Meter geschraubt. Ein „lucky
punch“wird aber notwendig sein. Ein solcher gelang Saisondominator Kristjan Čeh (SLO)
beim Diamond-League-Meeting im Mai: 71,27 Meter waren die zehntbeste Weite der Diskusgeschichte.