„Extremstandpunkte helfen nicht weiter“
Der Naturschutz werde in vielerlei Hinsicht instrumentalisiert, um Dinge zu verhindern oder in ein bestimmtes Licht zu rücken, kritisiert die Landesrätin.
SALZBURG. Die BMX-Strecke in der Josefiau ist Geschichte. Nach einem Einspruch der Landesumweltanwaltschaft hat das Landesverwaltungsgericht die Renaturierung des Parcours in dem geschützten Landschaftsteil der Stadt Salzburg angeordnet. Daraufhin entzündete sich zum Thema Naturschutz eine breite Debatte mit teils empörten Reaktionen. Kinder seien doch jahrzehntelang hier Rad gefahren; es sei doch erwünscht, dass sie draußen in der Natur seien und nicht daheim vor PC oder Smartphone. In der Zwischenzeit dürfte die Stadt ein Alternativgrundstück für einen neuen Parcours gefunden haben. Details dazu gibt es noch nicht, im Hintergrund arbeitet das Gartenamt aber eifrig an einer Lösung.
Die hitzige Naturschutzdebatte gibt es nicht nur wegen eines BMX-Parcours. Auf dem Windsfeld in Flachau sollen Windräder entstehen – großen Widerstand
gibt es seitens des Alpenvereins. Zwischen Werfen und Tenneck soll ein Radweg entlang der Salzach entstehen – sehr zum Missfallen der Landesumweltanwaltschaft. Auch beim geplanten
Kraftwerk Stegenwald gibt es einen Einspruch seitens der LUA.
Die Konflikte – Natur- und Artenschutz auf der einen, Projekte auf der anderen Seite – häufen
sich. Naturschutzlandesrätin Daniela
Gutschi (ÖVP) sagt: „Ich bedauere, wie der Naturschutz in die eine oder andere Richtung instrumentalisiert wird, um Dinge zu verhindern oder Dinge in ein
bestimmtes Licht zu rücken, die so nicht stimmen.“Als Bildungslandesrätin habe sie bei dem Thema BMX-Strecke das SchwarzWeiß-Denken sehr beschäftigt. Wobei Gutschi die Landesumweltanwaltschaft hier in Schutz nimmt. Diese sei erst tätig geworden, als zwei Magistratsabteilungen unterschiedliche Ansichten gehabt und die Stadt beim Parcours zu bauen begonnen hätte. Herausgekommen sei eine Situation, in der alle verloren hätten. „Es hätte eine ganz einfache
Lösung gegeben, indem man mit
Projekte bergen viel Konfliktpotenzial
Betroffenen spricht und eine Ersatzfläche ausmacht“, sagt Gutschi. Es mangle aber sehr häufig an der Kommunikation.
Gutschi kritisiert aber auch „militante“Haltungen. Daraus
folge nämlich, dass die Leute den Naturschutz als etwas erleben
würden, das sie gar nicht wollten. „Beim Thema erneuerbare Energie haben wir auch so einen Zielkonflikt. Auf der einen Seite wissen wir, dass wir das brauchen.
Auf der anderen Seite gibt es Interessenvertreter, die einen
Windstandort infrage stellen. Das kann nicht das gemeinsame Ziel sein.“Entwicklung müsse
man zulassen, und wenn möglich auch die Biodiversität steigern. „Aber diese Extremstandpunkte
helfen uns nicht weiter.“So sei es auch bei der Gnadenalm in Obertauern, wo die Errichtung eines Parkplatzes geplant sei. „Aus
meiner Sicht wäre das eine Winwin-Situation. Aber durch eine extrem dogmatische Haltung einiger Interessenvertreter wird das infrage gestellt.“Nun sei die Situation für alle unbefriedigend.
Was den Radweg in Werfen betrifft, so hat die Landesrätin kein
Verständnis für die Haltung der Umweltanwaltschaft. „Man kann einen Radweg so gestalten, dass er naturverträglich ist. Wir wollen, dass die Menschen möglichst viel Rad fahren, und dann haben wir keinen sicheren Radweg.“Es sei leicht, Nein zu sagen. „Aber wo bleibt der Weg der Ermöglichung?“Prinzipiell müsse die Umweltanwaltschaft in ihrer Rolle auf mögliche Probleme hinweisen. „Schwierig wird es für mich nur, wenn es keinen Weg mehr Richtung Lösung gibt. Aus meiner Sicht nimmt die LUA in
gewissen Bereichen Extremstandpunkte ein, die eine Weiterentwicklung sehr erschweren.
Was ich mir von der LUA wünschen würde: dass sie weniger den Standpunkt hat, was verhindere ich, sondern, was ermögliche ich.“Und da werde der Mensch zu wenig mitgenommen, meint Gutschi. „Das sehen wir
beim Thema Natur im Garten oder Natur in Gemeinden. Da ist das Mitnehmen der Bevölkerung ein Leichtes. Und mit vielen kleinen Schritten würde man viel mehr erreichen als mit der Holzhammer-Verbotsmethode.“Beim erhobenen Zeigefinger gebe es automatisch inneren Widerstand. Die Landesrätin nennt das
Blinklingmoos in Strobl als Beispiel. Das Hochmoor wurde renaturiert. „Wir hatten zuerst
Verbotstafeln angebracht. Seit es Informationstafeln anstatt Verbotstafeln gibt, funktioniert das dort.“