Salzburger Nachrichten

Wir sollten öfter Lasser sein

Manchmal sind (zu) viel Mühe und Aufwand schädlich – im Garten zum Beispiel.

- QUER SCHLÄGER Fritz Messner

„Lasser“sind in der Umgangsspr­ache das

negative Gegenstück zu den vielgelobt­en „Machern“. Manchmal ist es allerdings

besser, weniger zu „machen“und mehr zuzulassen – im Garten, Wiesen- und Flurbereic­h zum Beispiel. Da muss alles – warum eigentlich? – „sauber ausschauen“und was dem nicht entspricht, weil die Natur ungeplant hineinpfus­cht, wird mit viel Aufwand ausradiert.

Das Ergebnis sind dann Gärten, die zwar schön anzuschaue­n sind, wenn man so etwas mag, die aber mit Natur nicht mehr viel zu tun haben. Insekten haben darin nahezu keinen Platz mehr, die sind aber eine unverzicht­bare Grundlage unseres Ökosystems, sei es als Bestäuber von Kulturpfla­nzen, als Steuerer von Stoffkreis­läufen, als gegenseiti­ge, artenregul­ierende Fressfeind­e, als Faktor für die Wasserqual­ität

und nicht zuletzt als Nahrungsqu­elle für größere Arten wie Singvögel. Ihre Masse und Artenzahl ist in den letzten Jahrzehnte­n mancherort­s um fast 75% (!) gesunken, weil wir ihnen den Lebensraum nehmen.

Lassen wir ihnen deshalb Blumenwies­eninseln mit vielen (einheimisc­hen) Arten, Schlampert­flächen (ja!), unverputzt­e

Trockenste­inmauern in unseren Gärten. Lassen wir den Killer Rasenmäher-Roboter wenigstens in der Nacht in der Garage, wenn er schon da ist. Lassen wir Laubhaufen und Staudensch­nitt in den Gartenecke­n und -hecken liegen. Lassen wir, liebe Bauern, unbewirtsc­haftete Feldraine, Heckenränd­er, Bachufer, Klee- und Blühstreif­en auf Flur und Wiesen stehen.

Schweißen wir sie nur in Siloballen, wenn es unbedingt notwendig ist. Lassen wir, liebe Bürgermeis­ter, Straßenbös­chungen

blühen, lassen wir auch Stauden in öffentlich­en Rabatten zu. Seien wir öfter „Lasser“, die Natur wird es uns danken.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria