Wir sollten öfter Lasser sein
Manchmal sind (zu) viel Mühe und Aufwand schädlich – im Garten zum Beispiel.
„Lasser“sind in der Umgangssprache das
negative Gegenstück zu den vielgelobten „Machern“. Manchmal ist es allerdings
besser, weniger zu „machen“und mehr zuzulassen – im Garten, Wiesen- und Flurbereich zum Beispiel. Da muss alles – warum eigentlich? – „sauber ausschauen“und was dem nicht entspricht, weil die Natur ungeplant hineinpfuscht, wird mit viel Aufwand ausradiert.
Das Ergebnis sind dann Gärten, die zwar schön anzuschauen sind, wenn man so etwas mag, die aber mit Natur nicht mehr viel zu tun haben. Insekten haben darin nahezu keinen Platz mehr, die sind aber eine unverzichtbare Grundlage unseres Ökosystems, sei es als Bestäuber von Kulturpflanzen, als Steuerer von Stoffkreisläufen, als gegenseitige, artenregulierende Fressfeinde, als Faktor für die Wasserqualität
und nicht zuletzt als Nahrungsquelle für größere Arten wie Singvögel. Ihre Masse und Artenzahl ist in den letzten Jahrzehnten mancherorts um fast 75% (!) gesunken, weil wir ihnen den Lebensraum nehmen.
Lassen wir ihnen deshalb Blumenwieseninseln mit vielen (einheimischen) Arten, Schlampertflächen (ja!), unverputzte
Trockensteinmauern in unseren Gärten. Lassen wir den Killer Rasenmäher-Roboter wenigstens in der Nacht in der Garage, wenn er schon da ist. Lassen wir Laubhaufen und Staudenschnitt in den Gartenecken und -hecken liegen. Lassen wir, liebe Bauern, unbewirtschaftete Feldraine, Heckenränder, Bachufer, Klee- und Blühstreifen auf Flur und Wiesen stehen.
Schweißen wir sie nur in Siloballen, wenn es unbedingt notwendig ist. Lassen wir, liebe Bürgermeister, Straßenböschungen
blühen, lassen wir auch Stauden in öffentlichen Rabatten zu. Seien wir öfter „Lasser“, die Natur wird es uns danken.