Schockanrufer lockte 91-Jährigem in Salzburg 28.000 Euro heraus
SALZBURG. Bei der Salzburger Polizei, aber auch bei Polizeidienststellen im benachbarten Landkreis Berchtesgadener Land
häufen sich Anzeigen wegen sogenannter Schockanrufe. Dabei
versuchen Täter, telefonisch ältere Menschen mit erfundenen Horrorgeschichten über Angehörige angeblich erforderliche Kautionen herauszulocken. Wahlweise geben sich die Anrufer als Polizisten oder Mitarbeiter der Justiz aus.
Die Kriminellen suchen in Telefonbüchern gezielt nach Festnetzanschlüssen, die auf Menschen mit traditionellen Vornamen angemeldet sind. Sie gehen davon aus, dass es sich dabei um ältere Personen handelt, was oftmals ja auch zutrifft.
In zwei Fällen konnten die Kriminellen zuletzt betagten Menschen in Salzburg fast 60.000 Euro herauslocken. Nun liegt erstmals ein Phantombild eines Gesuchten vor.
Dieser Fall ereignete sich bereits am 14. Juni. Ein Unbekannter rief als „Staatsanwalt“einen 91-Jährigen in der Stadt Salzburg an und sagte, seine Tochter sei in
einen schweren Verkehrsunfall
verwickelt. Eine Kaution könne die Frau vor dem Gefängnis bewahren. Das eingeschüchterte Opfer händigte schließlich einem zirka 180 bis 190 cm großen stämmigen Mann slawischer Herkunft Philharmoniker-Münzen und Bargeld im Gesamtwert von mehr als 28.000 Euro aus.
Ein weiteres Opfer fanden die Täter am Montag dieser Woche ebenfalls in der Stadt Salzburg.
Eine angebliche Mitarbeiterin des Landesgerichts Salzburg teilte einer 81-Jährigen mit, dass die Schwiegertochter in einen Verkehrsunfall verwickelt sei, bei dem eine zweitbeteiligte Frau ihr
ungeborenes Kind verloren hätte. Das Horrorszenario zeigte Wirkung: Die 81-Jährige übergab einer unbekannten Frau 20.000 Euro in bar.
Ein „Detlef Braun“der nicht existierenden „Polizeiinspektion Rudolfskai“blitzte mit seiner Kautionsforderung bei einem 87Jährigen hingegen ab.
Auch im benachbarten Bayern gab es zuletzt mehrere dieser Schockanrufe. Betroffen waren Freilassing, Ainring, SaaldorfSurheim sowie Bad Reichenhall
und Piding. Sowohl die Polizeidienststellen in Salzburg als auch jene in Bayern betonen – zum
wiederholten Mal –, dass die Exekutive nie Geld für Kautionen verlangt.
Bei Betrugsfällen dieser Art gleicht die Fahndung nach den Tätern der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Die betagten Opfer sind kaum in der Lage,
verwertbare Beschreibungen der Kautionskassierer zu liefern. Der Fall von Mitte Juni in Salzburg ist eine Ausnahme. Die Polizei setzt daher auf Prävention und die Mitarbeit von Angehörigen, um ältere Menschen zu schützen.