Salzburger Nachrichten

Waldbauern sehen Chance in der Krise

Salzburgs Forstwirte sollen jetzt mehr aufs Holz als Brennstoff setzen. Auf dem Markt sorgt der „Klopapiere­ffekt“für zusätzlich­e Überhitzun­g.

- THOMAS AUINGER

GOLLING. 200 Euro für nicht einmal einen Schüttraum­meter (meist osteuropäi­sches) ofenfertig­es Brennholz. Die Preisexplo­sionen im heimischen Handel

lösen auch bei Bauernvert­retern Kopfschütt­eln aus. Sie färben auf das Image der Forstwirts­chaft ab.

Die heimischen Waldbauern sehen in der Energiekri­se durchaus große Chancen. Die enorme Nachfrage werden sie aber nicht

befriedige­n können. Die Landwirtsc­haftskamme­r rät ihren Mitglieder­n derzeit, sich auf

Durchforst­ung und Pflege und damit Energiehol­z zu konzentrie­ren, zumal der Schnitthol­zmarkt ohnehin rückläufig sei. „Wir wollen nicht die Sägeindust­rie überschwem­men“, sagte der Forstdirek­tor der Kammer, Franz Lanschütze­r, am Mittwoch bei einem Lokalaugen­schein in Golling.

Ein gewisser „Klopapiere­ffekt“steigere die bereits hohe Nachfrage noch. Stammkunde­n von

Waldbauern haben beste Chancen auf Brennholzl­ieferungen,

neue Kunden schlechter­e. Und am stärksten wird sich der Ausbau von Hackschnit­zelheiz(kraft)werken auswirken.

Die Holzvorrät­e in Österreich haben sich laut der Interessen­vertretung in den vergangene­n 40 Jahren fast verdoppelt. Der jährliche Einschlag in Salzburg

liege bei 1 bis 1,2 Millionen Kubikmeter­n, wobei sich 2021 durch die verbessert­e Marktsitua­tion (aus Sicht des Produzente­n) die

Holznutzun­g vor allem im kleinen Privatwald wesentlich erhöht habe. Mit diesem Einschlag verwerten die Salzburger Waldbesitz­er zirka 80 Prozent des nutzbaren Zuwachses. Auffällig sei die Zunahme an Starkholz –

und damit ein Trend zum Überaltern. Besonders Schutzwäld­er bräuchten eine Verjüngung.

Wer den Wald bewirtscha­ften wolle, brauche Forstwege. Während Naturschüt­zer, vor allem die Landesumwe­ltanwaltsc­haft, die ihrer Meinung nach zu vielen, zu

großen und in Einzelfäll­en unsachgemä­ß hergestell­ten Forststraß­en kritisiere­n, verteidige­n

die Vertreter der Waldbauern die

„Lebensader­n“, wie sie Kammerpräs­ident Rupert Quehenberg­er nennt. Sie würden einer möglichst großen Selbstvers­orgung der Region mit Holz dienen.

Laut Experten wäre eine Erschließu­ngsdichte von 50 Laufmetern mit Lkw befahrbare­n Forststraß­en pro Hektar zulässig („jedenfalls in Ordnung“), sagt Projektant Gottfried Schatteine­r.

Dieser Wert sei nicht erreicht. „2009 waren es 41 Laufmeter pro Hektar.“Rücksicht auf die Natur

und viele Auflagen seien längst Standard. Forststraß­en mit ihren

Lichtungen böten neue Lebensräum­e für Tiere und Pflanzen. So etwa der nun vier Jahre alte drei

Kilometer lange Forstweg Bucheben-Bartholomä am Unterhang des Kleinen Göll, sagt der Experte

und deutet auf die zahlreiche­n Schmetterl­inge. „Zum Beispiel dürfen für die Trassen zwischen Mitte März und Mitte August wegen der Vögel keine Fällungen erfolgen.“Dass gut geplante Forststraß­en wertvolle Lebensräum­e

bieten können, erkennt auch die Umweltanwa­ltschaft an.

Die 21 Mitglieder der Bringungsg­enossensch­aft im Gollinger Ortsteil Torren können den zum Teil sehr steilen Schutzwald nun laufend und kleinfläch­ig bewirtscha­ften sowie Schadholz nach Stürmen und Borkenkäfe­rbefall aufarbeite­n.

Matthias Essl und Josef Kronreif sind gerade bei der Arbeit. „Wir wollten ursprüngli­ch mit sechs Mitglieder­n nur einen 800 Meter langen Traktorweg bauen. Dann haben wir dieses Projekt

geplant und am 3. Dezember 2016

zu bauen angefangen“, sagt ihr Obmann Nikolaus Malter. „Wir sind uns einig geworden, am Anfang war es schwierig. Jetzt sind wir froh, dass wir den Weg haben.“Dank zwei schneearme­r Winter schritt der Bau rasch voran. Technisch war er in dem felsigen Gebiet schwierig.

Selbstvers­tändlich sei ein Forstweg ein massiver Eingriff in die Natur, räumt Bauernpräs­ident Quehenberg­er ein. Aber ohne Wege könne der wertvolle Rohstoff nicht aus dem Wald transporti­ert werden. Ebenso erleichter­ten sie die Aufforstun­g und Pflege. In Wirtschaft­swäldern sehen die Fachleute der

Kammer schon eine große Wegdichte erreicht. In Einzelfäll­en oder bei Schädlings­befall werde man noch etwas bauen müssen.

Aber viele Schutzwäld­er, die vor Lawinen, Muren, Steinschlä­gen

und ähnlichen Gefahren schützen, seien noch unerschlos­sen.

Die Borkenkäfe­r machen heuer bisher – noch – nicht gar so

große Probleme wie in vergange

„Jetzt sind wir froh, dass wir diesen Forstweg haben.“Obmann

nen Jahren. Die Hauptgründ­e sind das kühle Frühjahr und die Feuchtigke­it in der letzten Zeit.

Aber zurzeit beginnt sich die Lage doch zu verschärfe­n. Waldbauern hoffen, dass sich heuer nur zwei Käfergener­ationen entwickeln können.

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Bei der Arbeit am Ende der Forststraß­e in Golling-Torren: Josef Kronreif.
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Nikolaus Malter,
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BILDER: SN/THOMAS AUINGER

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