Waldbauern sehen Chance in der Krise
Salzburgs Forstwirte sollen jetzt mehr aufs Holz als Brennstoff setzen. Auf dem Markt sorgt der „Klopapiereffekt“für zusätzliche Überhitzung.
GOLLING. 200 Euro für nicht einmal einen Schüttraummeter (meist osteuropäisches) ofenfertiges Brennholz. Die Preisexplosionen im heimischen Handel
lösen auch bei Bauernvertretern Kopfschütteln aus. Sie färben auf das Image der Forstwirtschaft ab.
Die heimischen Waldbauern sehen in der Energiekrise durchaus große Chancen. Die enorme Nachfrage werden sie aber nicht
befriedigen können. Die Landwirtschaftskammer rät ihren Mitgliedern derzeit, sich auf
Durchforstung und Pflege und damit Energieholz zu konzentrieren, zumal der Schnittholzmarkt ohnehin rückläufig sei. „Wir wollen nicht die Sägeindustrie überschwemmen“, sagte der Forstdirektor der Kammer, Franz Lanschützer, am Mittwoch bei einem Lokalaugenschein in Golling.
Ein gewisser „Klopapiereffekt“steigere die bereits hohe Nachfrage noch. Stammkunden von
Waldbauern haben beste Chancen auf Brennholzlieferungen,
neue Kunden schlechtere. Und am stärksten wird sich der Ausbau von Hackschnitzelheiz(kraft)werken auswirken.
Die Holzvorräte in Österreich haben sich laut der Interessenvertretung in den vergangenen 40 Jahren fast verdoppelt. Der jährliche Einschlag in Salzburg
liege bei 1 bis 1,2 Millionen Kubikmetern, wobei sich 2021 durch die verbesserte Marktsituation (aus Sicht des Produzenten) die
Holznutzung vor allem im kleinen Privatwald wesentlich erhöht habe. Mit diesem Einschlag verwerten die Salzburger Waldbesitzer zirka 80 Prozent des nutzbaren Zuwachses. Auffällig sei die Zunahme an Starkholz –
und damit ein Trend zum Überaltern. Besonders Schutzwälder bräuchten eine Verjüngung.
Wer den Wald bewirtschaften wolle, brauche Forstwege. Während Naturschützer, vor allem die Landesumweltanwaltschaft, die ihrer Meinung nach zu vielen, zu
großen und in Einzelfällen unsachgemäß hergestellten Forststraßen kritisieren, verteidigen
die Vertreter der Waldbauern die
„Lebensadern“, wie sie Kammerpräsident Rupert Quehenberger nennt. Sie würden einer möglichst großen Selbstversorgung der Region mit Holz dienen.
Laut Experten wäre eine Erschließungsdichte von 50 Laufmetern mit Lkw befahrbaren Forststraßen pro Hektar zulässig („jedenfalls in Ordnung“), sagt Projektant Gottfried Schatteiner.
Dieser Wert sei nicht erreicht. „2009 waren es 41 Laufmeter pro Hektar.“Rücksicht auf die Natur
und viele Auflagen seien längst Standard. Forststraßen mit ihren
Lichtungen böten neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. So etwa der nun vier Jahre alte drei
Kilometer lange Forstweg Bucheben-Bartholomä am Unterhang des Kleinen Göll, sagt der Experte
und deutet auf die zahlreichen Schmetterlinge. „Zum Beispiel dürfen für die Trassen zwischen Mitte März und Mitte August wegen der Vögel keine Fällungen erfolgen.“Dass gut geplante Forststraßen wertvolle Lebensräume
bieten können, erkennt auch die Umweltanwaltschaft an.
Die 21 Mitglieder der Bringungsgenossenschaft im Gollinger Ortsteil Torren können den zum Teil sehr steilen Schutzwald nun laufend und kleinflächig bewirtschaften sowie Schadholz nach Stürmen und Borkenkäferbefall aufarbeiten.
Matthias Essl und Josef Kronreif sind gerade bei der Arbeit. „Wir wollten ursprünglich mit sechs Mitgliedern nur einen 800 Meter langen Traktorweg bauen. Dann haben wir dieses Projekt
geplant und am 3. Dezember 2016
zu bauen angefangen“, sagt ihr Obmann Nikolaus Malter. „Wir sind uns einig geworden, am Anfang war es schwierig. Jetzt sind wir froh, dass wir den Weg haben.“Dank zwei schneearmer Winter schritt der Bau rasch voran. Technisch war er in dem felsigen Gebiet schwierig.
Selbstverständlich sei ein Forstweg ein massiver Eingriff in die Natur, räumt Bauernpräsident Quehenberger ein. Aber ohne Wege könne der wertvolle Rohstoff nicht aus dem Wald transportiert werden. Ebenso erleichterten sie die Aufforstung und Pflege. In Wirtschaftswäldern sehen die Fachleute der
Kammer schon eine große Wegdichte erreicht. In Einzelfällen oder bei Schädlingsbefall werde man noch etwas bauen müssen.
Aber viele Schutzwälder, die vor Lawinen, Muren, Steinschlägen
und ähnlichen Gefahren schützen, seien noch unerschlossen.
Die Borkenkäfer machen heuer bisher – noch – nicht gar so
große Probleme wie in vergange
„Jetzt sind wir froh, dass wir diesen Forstweg haben.“Obmann
nen Jahren. Die Hauptgründe sind das kühle Frühjahr und die Feuchtigkeit in der letzten Zeit.
Aber zurzeit beginnt sich die Lage doch zu verschärfen. Waldbauern hoffen, dass sich heuer nur zwei Käfergenerationen entwickeln können.