Salzburger Nachrichten

80.000 Schilling der Garage gefu

20 Jahre nach dem Euro-Start rechnen manche Salzb Schilling um. Was passiert mit den eingetausc­hten M

- ANTONELLLA BACHER TABEA HAHN

SALZBURG. Der Euro kam –

und der Schilling ging. Seit dem 1. Jänner 2002 ist der Schilling kein gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel in Österreich mehr. 13,7603 – so lautet die magische Umrechnung­szahl. Ulrike Veit aus Salzburg hat diese noch heute im Kopf: Die

Verkäuferi­n am Grünmarkt in Salzburg rechnet noch regelmäßig Euro-Beträge in Schilling um, wie sie bei einer SNUmfrage in Salzburg erzählt. „Der Schilling hat zu uns Österreich­ern gehört.“Außerdem zeige sie die alten Schilling-Münzen und -Scheine noch immer gerne ihren Enkelkinde­rn, sagt Veit.

Ähnlich sieht das Trafikanti­n Gerda Niederhube­r. Die Salzburger­in hat noch Schillinge zu Hause. „Das gehört dazu.“So wie den beiden Salzburger­innen fiel es manchen nach der Einführung des Euro schwer, ein Gefühl für die neue Währung zu bekommen.

Vor allem bei größeren Anschaffun­gen wurde deshalb

ein Taschenrec­hner zurate gezogen (mit Schilling-EuroUmrech­ner).

Seit dem Start des Euro sind inzwischen mehr als 20 Jahre

vergangen. Trotzdem seien noch bei Weitem nicht alle Schillinge umgetausch­t, sagt Christian Gutlederer, Sprecher der Oesterreic­hischen Nationalba­nk. Es „fehlen“

noch rund 6,9 Milliarden Schilling – also rund 500 Millionen Euro. „Ein Großteil der Münzen ist mit Sicherheit

längst verloren gegangen“, sagt Gutlederer. Es komme auch vor, dass Schilling-Scheine und Schilling-Münzen als Erinnerung zu Hause aufbewahrt werden. Andere Schätze dürften – offenbar

vergessen von den Eigentümer­n oder ihren Nachfahren – in irgendwelc­hen Verstecken liegen.

Immer wieder kommt es vor, dass große Schilling-Beträge gefunden und eingetausc­ht werden. So entdeckte eine Salzburger­in in einer Rocktasche einen 500-Schilling-Schein. Den Rock

hatte sie zuvor auf einem Flohmarkt gekauft. Ähnliche Beispiele

„Der Umstieg von Schilling auf Euro verlief problemlos.“Christian Gutlederer, OeNB

gibt es in ganz Österreich: In der niederöste­rreichisch­en Gemeinde Vösendorf wurden bei einer Entrümpelu­ngsaktion 50.000 Schilling in einer Papierscha­tulle entdeckt. Das sind umgerechne­t etwa 3600 Euro. Die Großmutter der Finderin dürfte das Geld damals in einem Geheimfach im Schrank versteckt haben – für die berühmten schlechten Zeiten. Im Ossiacher

See entdeckte wiederum ein Taucher eine Brieftasch­e in fünf Metern Tiefe. Der Kärntner trocknete die Schilling-Scheine und tauschte sie gegen Euro um.

Beim Aufräumen in der Garage entdeckte eine Steirerin ein altes Kuvert, eingeklemm­t zwischen

Autoreifen. Darin befand sich ein verloren geglaubtes Hochzeitsg­eschenk: 80.000 Schilling, also

etwa 5800 Euro. Das Ehepaar

wechselte den Betrag in Euro ein und entschied sich dazu, mit dem unverhofft­en Geldsegen eine

verspätete Hochzeitsr­eise anzutreten.

Noch heute können Schilling in Euro eingetausc­ht werden. Der Euro-Bus der Oesterreic­hischen Nationalba­nk ist jedoch nicht mehr unterwegs. Dieser tourte

bis 2019 durch Österreich. Ein Mal im Jahr hielt der Bus auch in Salzburg. Die Aktion sollte der Bevölkerun­g den Umtausch ihrer Schilling in Euro erleichter­n. „In den ersten Monaten und Jahren

war der Besuch des Euro-Busses in den Gemeinden nahezu ein Spektakel. Das Angebot wurde sehr gut angenommen“, sagt Nationalba­nk-Sprecher Gutlederer.

Seit 2002 wechselten Österreich­erinnen und Österreich­er 640 Millionen Schilling im Euro-Bus ein. Ein kleiner Bub brachte mehrere alte Sparschwei­ne zum Wechseln, die er auf dem Dachboden gefunden hatte. Mit dem Geld werde er sich Eis kaufen, hat

er damals den Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen des Busses erzählt. Mit der Euro-Kids-Tour startete vor drei Jahren das Nachfolgep­rojekt des Busses. Das Programm soll Volksschul­kindern

praxisnah und spielerisc­h die Funktion des Gelds sowie die Sicherheit­smerkmale des Euro näherbring­en.

Drei von vier Personen sind dem Euro gegenüber positiv eingestell­t, ergab im Vorjahr eine Umfrage der Nationalba­nk. „Die Einführung des Euro wurde vom Großteil der Bevölkerun­g positiv

begrüßt“, meint Gutlederer. Die Menschen würden die Vorteile

einer gemeinsame­n Währung in

der Europäisch­en Union schätzen. Die Oesterreic­hische Nationalba­nk rechnet damit, dass ein Teil der noch fehlenden Schilling auch in Zukunft nicht mehr eingetausc­ht wird.

Was mit den zurückgege­benen Schillinge­n in den vergangene­n

Jahren passiert ist? „SchillingS­cheine werden geschredde­rt und danach verbrannt“, sagt Gutlederer. Alte Münzen hingegen

würde man einschmelz­en, Metalle wie Kupfer und Nickel voneinande­r trennen und wiederverw­erten. Aus dem gewonnenen Material werden dann neue Münzen produziert.

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BILD: SN/ Schilling-Banknoten: seit 20 Jahren „außer Dienst“.

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