Salzburger Nachrichten

„Warten auf Bojangles“: Traumtanze­n am Abgrund

- Filmstarts der Woche

WIEN. Es ist das Jahr 1958 auf einem Fest an der französisc­hen Riviera, und es ist einer jener Nachmittag­e, an denen alles passieren kann im Leben des Partylöwen Georges (gespielt von Romain Duris).

Den ganzen Tag schon bezirzt er Damen mit Lügen von amerikanis­chem Unternehme­rtum,

umgarnt Herren mit der Behauptung, ein adeliger Rumäne zu sein, und betrinkt sich vergnügt auf anderer Leute Kosten. Bis sein Blick auf Camille (Virginie Efira) fällt, die sich mit womöglich noch dreisteren Lügen auf das Fest geschummel­t hat.

Es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen Georges und Camille, die sich alle naselang

einen anderen Namen gibt, Georges heimlich heiratet und dann sitzen lässt und schließlic­h mit ihm einen Sohn namens Gary bekommt.

„Warten auf Bojangles“(ab Freitag im Kino) ist Régis Roinsards Verfilmung des französisc­hen Erfolgsrom­ans von Olivier

Bourdeaut über eine Liebe zwischen zwei Traumtänze­rn, im

Buch parallel erzählt aus der

Sicht von Georges und des kleinen Gary.

Diese Doppelung versucht auch der Film, was jedoch nicht schlüssig

gelingt. Vor allem wird dadurch Camille zur unverständ­lichen Anderen – und sie ist ohnehin schon geheimnisv­oll genug, eine aufregende Frau, deren Stimmungss­chwankunge­n und Champagner­verbrauch genau so lange reizvoll sind, bis der Gerichtsvo­llzieher vor der Tür steht.

SN-KINOSEITE

In seinen besten Momenten flirrt „Warten auf Bojangles“wie das

Licht auf dem Meer vor der Côte d’Azur, gerät dabei aber gefährlich

nah an Kitsch und kriegt dann nicht die Kurve ins Melodramen-Fahrwasser. Die Glaubwürdi­gkeit bleibt dabei auf der Strecke, aber immerhin gab es unterwegs viele schöne Bilder und Kostüme. lena

Film: Warten auf Bojangles. Frankreich, Belgien 2021. Regie: Régis Roinsard. Mit Romain Duris, Virginie Efira. Start: 5. 8.

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