„Es war klar, wie Eberhofer ticken muss“
Sie schreibt schon am nächsten Fall: die bayerische Krimiautorin Rita Falk im Interview über ihren Buch- und Filmpolizisten.
WIEN. Niederkaltenkirchen ist in Aufruhr, erstens, weil der EberhoferFranz Dienstjubiläum hat, zweitens
wegen des Lotto-Jackpots und drittens wegen wiederholter Mordanschläge gegen den Lotto-Otto, Sohn der Trafikantin. Natürlich ermittelt Landpolizist Eberhofer (gespielt
von Sebastian Bezzel), doch sein Freund Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) fällt diesmal aus, weil er sich nicht wertgeschätzt fühlt: „Guglhupfgeschwader“(ab Freitag im Kino) ist die achte Verfilmung eines Eberhofer-Krimis von Rita Falk
und sicher nicht die letzte – Anlass für ein Gespräch mit Rita Falk über die Wurzeln des Eberhofer bei Grillfesten und Weihnachtsfeiern und seine Fleischwerdung im Kino.
SN: Wie sehr sind Sie involviert in die Drehbücher Ihrer Verfilmungen?
Rita Falk: Ich schaue immer über die Drehbücher, und ich bin da auch recht kritisch. Wenn mir irgendetwas nicht gefällt oder ich denke, das würden meine Figuren so nicht sagen, dann geb ich da schon meinen Senf dazu. Aber dass ich mein Veto einlege, das ist sehr selten, weil der Drehbuchautor Stefan Betz, der Regisseur Ed Herzog und ich, wir sind da mittlerweile schon ein eingespieltes Team.
Haben Sie beim Schreiben mittlerweile den Sebastian Bezzel und den Simon Schwarz vor dem inneren Auge?
SN:
Ja, auf alle Fälle. Das ging schon los, als ich den ersten Film gesehen
habe. Seitdem sind diese Gesichter, diese Schauspieler ständig an meiner Seite, wenn ich schreibe. Das macht es für mich auch leichter, ich muss nicht mehr lange überlegen,
was wer antworten oder wie jemand reagieren würde. Aber ich muss dazusagen, ich hatte die Figuren schon vor den ersten Filmen ziemlich genau so im Kopf, wie sie
dann eigentlich besetzt wurden.
SN:
Wer war zu Beginn das Vorbild für den Eberhofer? War das Ihr Ehemann, der ja auch Polizist war?
Es war zum Teil natürlich Robert, mein Ehemann. Der war ja, ich weiß
gar nimmer, ich glaub, 32 Jahre, bei der bayerischen Polizei. Aber es waren auch ganz viele Geschichten von seinen Kollegen, die bei den
Weihnachtsfeiern und Sommerfesten und Grillabenden aus ihrem Polizeialltag erzählt haben. Und ich
habe mir da vor 25 Jahren schon immer gedacht, das ist so schade, man müsste das mal alles aufschreiben.
Und da hab ich freilich einen großen Fundus gehabt, als ich dann
losgelegt hab mit dem Schreiben. Mir war ziemlich schnell klar, wie
der Eberhofer ticken musste, weil er eigentlich genau so ist, wie die Polizisten gerne wären, wenn sie dürften. So wurde mir das zumindest immer erzählt.
SN: Wie weit gehen Sie bei der Recherche? Haben Sie da jemanden vom Fach, der Ihnen über manche Situationen drüberschaut und sagt, was realistisch ist und was nicht?
Ich habe natürlich viele Quellen, von der Pathologie über Staatsanwaltschaft und Richter bis zu jeder Menge Polizisten. Wenn ich einmal
in irgendeiner Situation nicht sicher bin, wird da recherchiert und nachgefragt, und ich bekomm immer postwendend brauchbare Antworten. Aber trotzdem muss der Franz nicht korrekt sein. Das ging ja schon im ersten Teil los, da schießt er auf einen Plattenspieler, und Robert hat damals zu mir gesagt: „Kein normaler Mensch schießt auf einen Plattenspieler, und ein Polizist schon gar nicht!“Und dann habe
ich gesagt: „Doch, der Franz schon.“Das ist dann halt auch künstlerische Freiheit, dass der Franz unterm Strich tut, was er will.
Ein wiederkehrendes Thema zwischen dem Eberhofer-Franz und seiner Freundin Susi ist die Gleichberechtigung. Wie Sie die Susi schreiben, stehen da feministische Überlegungen dahinter oder geht es Ihnen mehr um den Witz?
SN:
Ich glaube, dass die Susi ein bisserl
gefangen ist. Sie ist ja da draußen auf dem Land in der Gemeinde eine
Verwaltungsschnepfe, wie der Franz so schön sagt, und diese Strukturen machen es ihr nicht so einfach, sich zu emanzipieren.
Sie möchte das gerne, aber sie weiß gar nicht richtig, wie das geht, und ist damit ein bisserl überfordert. Sie startet dann immer sehr
halbherzige Versuche, ist aber auf der anderen Seite dem Franz gegenüber loyal und voller Liebe. Das alles ist immer eher ein Versuch, der
nicht so richtig funktioniert und in dem natürlich eine Komik, aber auch ein Drama liegt.
Es gibt ja mittlerweile eine Fülle an Krimis, die viel mit Lokalkolorit arbeiten. Sind Sie stolz drauf, dass Sie da eine der Ersten waren?
SN:
Mei, darüber hab ich mir wirklich
noch nie Gedanken gemacht. Ich freue mich, dass der Eberhofer funktioniert, und auch, dass andere Regional- oder Provinzkrimis funktionieren, ich finde das ein wunderschönes Genre. Irgendwann wird zwar auch Niederkaltenkirchen Geschichte sein, aber das „RehragoutRendezvous“als elften Fall gibt’s ja schon – und momentan schreibe
ich am zwölften Teil.
Film: „Gugelhupfgeschwader“, Krimi, Deutschland 2022. Regie: Ed Herzog; mit Sebastian Bezzel, Simon
Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Enzi Fuchs, Sigi Zimmerschied,
Stefanie Reinsperger. Start: 5. 8.