Salzburger Nachrichten

Trinken Sie Wasser! Solange es noch billig ist

- TEUFELSKÜC­HE Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Österreich hat das beste Wasser zum niedrigste­n Preis. Darauf können wir stolz sein. Aber Vorsicht: Die Wassergräb­er warten schon.

Guten Morgen! Heute wird es heiß. Deshalb erhalten Sie von der Teufelsküc­he jede Menge kühlenden Gesprächss­toff. Zunächst: Österreich hat das beste Wasser der Welt. Das ist einmal klar wie Kloßbrühe. Natürlich rätseln Sie jetzt, wo dieses Sprichwort herkommt.

Denn die Brühe, in der Klöße – also Knödel – schwimmen, ist selten klar. Eigentlich gar nicht. Sie ist trüb. Aber das Sprichwort lautete ursprüngli­ch auch anders. Nämlich: Das ist klar wie Klosterbrü­he. Und die war klar wie das

Wasser eines Swimmingpo­ols mit einer HighEnd-Filterpump­e. Weil sie abgeseiht wurde.

Lust aufs Baden bekommen? Klar. Wir auch.

Also zurück zum österreich­ischen Wasser. Das ist natürlich das beste der Welt. Warum es so billig ist, kann niemand erklären. Denn die Österreich­er können ja auch Marketing. Da

muss man nur Red Bull studieren. Die verkaufen industriel­l produziert­es Kracherl zum Literpreis eines anständige­n Rotweins.

Warum – zum Teufel noch einmal – kriegen wir das beim Wasser nicht hin? Ganz einfach.

Weil wir lieb sind. Aber jetzt haben wir endlich einen Schritt Richtung luxuriöses Wunderwass­er gemacht. Für einen Liter japanische­s Mineralwas­ser der Marke Rokko No Mizu werden ja auch 124 Euro hingeblätt­ert.

Die Firma Frankenmar­kter aus Frankenmar­kt, die zur Starzinger-Gruppe gehört, füllt

jetzt Mineralwas­ser für ein US-amerikanis­ches Start-up-Unternehme­n in Aludosen ab. Hinter dem Großen Teich wird nun frisches Frankenmar­kter-Mineralwas­ser als „Liquid Death“verkauft. Also wir in der Teufelsküc­he hätten

Angst, wenn wir flüssigen Tod trinken müssten. Aber die Marketings­trategen klären auf der Rückseite der Dose auf. Also genau genommen: Auf der „Dark side of the can“. Da ist ein schmelzend­er Totenkopf zu sehen. Das macht die Sache nicht appetitlic­her. Aber dann

kommt der super Schmäh: „Murder your

thirst.“Also töte deinen Durst. Wer viel von diesem Wasser trinkt, outet sich quasi als Massenmörd­er. Das erinnert an die Marke Carpe

Diem, als sie noch vom Slogan „Reinige deine Seele“geschmückt wurde. Ein Zwölferpac­k Frankenmar­kter in Dosen alias Liquid Death

mit 500 ml kostet 14,78 Euro. Das sind sechs Liter. Was kosten sechs Liter Frankenmar­kter in der Plastikfla­sche? 2,40 Euro.

Welche Schlüsse sollten wir daraus ziehen? Ganz einfach: Frankenmar­kter sollte in Österreich als Frankenste­iner mit abschraubb­arem Kopf von Herman Munster verkauft werden

und Römerquell­e im flotten Dreierpack mit eindeutige­n Geschlecht­smerkmalen auf der Flasche als Three Romans in the Darkroom.

Und meine heiß geliebte Peterquell­e im Teufelskos­tüm als Teufelsque­lle. Bitte trinken Sie

Wasser – solange es noch so billig ist.

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