„Es war eine fordernde Zeit“
Sonja Klima, Geschäftsführerin der Hofreitschule, erzählt im SN-Interview über Sponsoren, die anonym bleiben wollen, und was sie für das Traditionsunternehmen alles erreicht hat.
Die Bestellung von Sonja Klima zur Geschäftsführerin der Hofreitschule im Jänner 2019 war überaus umstritten. Jetzt läuft ihr Vertrag aus, der Posten wurde neu ausgeschrieben. Die 59-Jährige zieht Bilanz ihrer Amtszeit und gibt einen Ausblick auf Kommendes.
In der Hofreitschule wird es künftig nur mehr einen statt, wie bislang, zwei Geschäftsführer geben. Werden Sie sich wieder bewerben und wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen auf einen neuen Vertrag ein?
SN:
Sonja Klima: Selbstverständlich bewerbe ich mich, und das würde ich nicht tun, wenn ich nicht davon
überzeugt wäre, dafür qualifiziert zu sein und daher hohe Chancen auf einen neuen Vertrag zu haben.
In der Ausschreibung werden „betriebswirtschaftliche Kenntnisse zur Führung eines Unternehmens vergleichbarer Größe mit mehrjähriger Berufserfahrung“verlangt. Die betriebswirtschaftlichen Belange waren bisher bei Erwin Klissenbauer angesiedelt. Wenn Sie wiederbestellt werden, wer wird das Betriebswirtschaftliche tätigen?
SN:
Mein Fokus liegt primär am Markenkern der Hofreitschule. Voraussetzung für alle Aktivitäten sind die Pferdegesundheit und die nachhaltige Erhaltung der Hohen Schule der Reitkunst. Es gilt, diesen Traditionsbetrieb behutsam, aber energisch in die Zukunft zu führen.
Hier werde ich vor allem Marketing, Events, Sponsoring und die internationale Präsentation forcieren. Die kaufmännischen Schwerpunkte und Details werden in der Hofreitschule auch in Zukunft von einem kompetenten Fachmann in
Absprache und Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung geleitet
werden.
Sie waren bei Ihrer Bewerbung 2018 drittgereiht. Begründet wurde Ihre Ernennung damit, dass Sie als Marketingexpertin lukrative Sponsorenverträge für die Hofreitschule gewinnen werden. Wie ist Ihre Bilanz nach fast vier Jahren Tätigkeit?
SN:
Tatsächlich war ich zweitgereiht. Bereits vor den in einer derartigen
Ausschreibung vorgesehenen Hearings schien der Bereiter Herwig Radnetter als zukünftiger Geschäftsführer festzustehen. Ich
konnte mich dann im Hearing durchsetzen und der Aufsichtsrat hat mich in geheimer Abstimmung
bestellt. Der Beirat hatte mit der Bestellung übrigens nichts zu tun. (Der Expertenbeirat wollte die Entscheidung nicht mittragen und trat geschlossen zurück, Anm.)
Die Zielsetzungen waren eindeutig: mehr Sponsorengelder, stärkere
Aktivitäten im Marketing und eine höhere Sichtbarkeit der Marke in neuen Zielgruppen sowie stärkere
Öffnung auch für Publikum aus Österreich. Es ist mir – trotz schwieriger Rahmenbedingungen (Pandemie) – gelungen, Sponsoren zu gewinnen und zukunftsorientierte Maßnahmen und Projekte umzusetzen. So wurde als herausragendes Projekt 2020 eine Zusammenarbeit mit dem international renommierten LBI ArchPro gestartet.
Diese Organisation ist an vielen UNESCO-Kulturerbestätten aktiv,
um durch eine umfassende Digitalisierung und Virtualisierung einen
wesentlichen Beitrag zur Sicherung des immateriellen UNESCO-Kulturerbes zu leisten. Dazu gehören auch die damit verbundenen historischen Gebäude. Ein derartiges Projekt verbindet alte Kulturwerte durch neue Methoden mit der Gegenwart und der Zukunft.
Die Empfehlungen des Rechnungshofs aus der Prüfungsperiode 2015 bis 2019 betreffend Tierwohl haben auf einen Handlungsbedarf hingewiesen. Dieses Problem ist mir sofort nach meiner Bestellung 2019 aufgefallen und ich habe
Abhilfe geschaffen.
Ihnen zufolge erhielt die Hofreitschule 800.000 Euro an Sponsorgeld durch Ihr Wirken. Handelt es sich um Sach- oder Geldspenden? Und welcher Sponsor hat welche Summe für welches Projekt gegeben?
SN:
Mittlerweile ist der Betrag sogar
höher. Es handelt sich um Geldspenden. Es ist allgemein bekannt, dass große Unternehmen, speziell börsennotierte Unternehmen, Sponsorentätigkeit mit
werbewirksamer Öffentlichkeitsarbeit verbinden. Sie müssen transparent auf Basis ihrer Rechenschaftsverpflichtungen
gegenüber den Eigentümern ihr Engagement begründen. Einzelpersonen oder deren Stiftungen wollen hingegen in vielen Fällen ihre Sponsorentätigkeit nicht an die große Glocke hängen und das
respektiere ich.
SN:
Es ist ein neues Besucherzentrum geplant. Verraten Sie uns, welcher Großsponsor dahintersteht und warum das Zentrum bislang nicht errichtet wurde?
Diese Frage müssten Sie an den Aufsichtsrat richten, in dessen Aufgabenbereich die Entscheidung über die Errichtung fällt. Ich konnte erwirken, dass die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung stehen. Ich darf in diesem Zusammenhang nochmals auf die mediale Zurückhaltung
privater Sponsoren verweisen.
SN: Zahlreiche Bedienstete führen Arbeitsgerichtsprozesse gegen das Unternehmen. Wie beurteilen Sie die Stimmung in der Hofreitschule?
Man kann nicht von „zahlreichen“Prozessen sprechen. Wir hatten während meiner Amtszeit
vier arbeitsgerichtliche Verfahren. Diese Anzahl bedeutet im
Verhältnis zu den vorangegangenen Jahren weder einen signifikanten Zuwachs noch hebt sie sich von Unternehmen vergleichbarer Größe ab. Einen Schluss auf die Stimmung innerhalb der Hofreitschule lassen die Prozesse jedenfalls nicht zu.
Dass die letzten zweieinhalb Jahre pandemiebedingt überaus fordernd für alle waren, ist kein Geheimnis. Trotzdem haben wir das Unternehmen mit 200 Bediensteten stabil durch die schwierige Zeit gesteuert.