Eine Königin setzt sich durch
Wie sich eine Frau zwischen machtgelüstigen Männern durchsetzt, wird Manuela Kloibmüller als Regisseurin bei den Donaufestwochen Grein auf die Bühne bringen.
GREIN. Diese Frau ist ein Tausendsassa! Während auf der Bühne im Hof der Burg Grein letzte Vorbereitungen getroffen werden, damit die sizilianische Prinzessin Eurinda die
nach ihrem Thron gierenden Freier abwimmeln kann, um zu einer eigenmächtigen Königin samt Ehemann ihrer Wahl zu werden, geht Manuela Kloibmüller auf die Seite und nimmt sich Zeit für ein Interview. Am Samstag ist Premiere einer Rarität: „Moro per amore“, der
letzten von sieben Opern des Italieners Alessandro Stradella. Von dieser Komposition aus 1681 sind erst zwei Aufführungen – 1992 und 2021
– in Italien bekannt. Diese nun in Österreich erstmals gespielte Oper sei ein Bindeglied zwischen frühen Opern Claudio Monteverdis und den späten Barockopern des 18.
Jahrhunderts – etwa von Georg Friedrich Händel oder Johann
Adolph Hasse, erläutert der Dirigent Erich Traxler von „Moro per amore“im Programmheft.
Wenn Manuela Kloibmüller die Regie für diese Barockoper bei den Donaufestwochen in Grein führt, so ist das insofern erstaunlich, als am
Anfang und nach wie vor im Zentrum ihrer künstlerischen Profession das Akkordeonspielen ist.
Dieses war ihr Hauptfach beim Studium an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, und dieses hat sie auch ins Stadttheater Grein gebracht – für Bühnenmusik.
Die dort gezündete Freude verführte sie zum Studium von Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien, worauf Regieassistenzen und Abendspielleitungen am Landestheater Linz folgten. Zudem entfaltet die gebürtige Greinerin ihre Talente in ihrer Heimatstadt: Am Stadttheater Grein hat sie mehrmals inszeniert; auch bei der heurigen Eröffnungspremiere nach der Renovierung dieses 1791 errichteten RokokoTheaters mit William Shakespeares „Der Sturm“war sie im Organisationsteam. Weiters ist Manuela
Kloibmüller die Direktorin der Landesmusikschule Grein, und sie musiziert mit ihrem Akkordeon in verschiedenen Formationen. Am 16. September wird sie im Ensemble Salon Odjilà im Stadttheater Grein auftreten, um die CD „TangoRomaBalkanJazz“vorzustellen.
Von Tango und Balkan-Jazz zur Barockoper? In Alessandro Stradellas Oper gebe es Stellen, „da
groovt es so richtig“, schwärmt Manuela Kloibmüller. Bei den Donaufestwochen hat sie schon mehrmals inszeniert, etwa „L’incontro improvviso“von Joseph Haydn. Sie fasziniere an einer Barockoper, wie
prägnant und präzise Emotionen wie Hass, Rache, Eifersucht oder Liebe zum Ausdruck kämen, und das, ohne zu psychologisieren.
Auch wenn die dreiaktige Oper, für die Flavio Orsini, Herzog von Bracciano, das Libretto verfasst hat, inklusive Heiratsabsichten, verliebter Kammerzofe und eines Gesandten des Königs von Neapel, der sich in die sizilianische Hofdame
verschaut, drei Stunden füllen wird, erkennt Manuela Kloibmüller als deren einst wie jetzt aktuellen Kern die Emanzipation einer Frau, die
trotz Liebes- und Machtavancen der sie umgebenden Männer zur selbstbewussten Königin wird.
Diese Hauptrolle der Eurinda, Königin von Sizilien, übernimmt in Grein Maria Ladurner, begeisterte
Sängerin für Alte Musik, die ihre ersten Karriereschritte unter anderem bei den Musikfestspielen Potsdam
Sanssouci, im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth, bei der Styriarte, den Resonanzen in Wien und hier im Strudengau gemacht hat.
Wenn am Ende der König von Zypern das nun von einer Frau
regierte Sizilien zu erobern trachtet, ergibt auch das für Manuela Kloibmüller ein heutiges Déjà-vu: Seit je
lauere Krieg. Dass diese Oper auf einer Insel im Meer spielt, deutet Bühnenbildnerin Isabella Reder mit der Form eines Schiffs an.
Die Oper „Moro per amore“endet glücklich. Der Sohn des martialischen Königs von Zypern hatte sich als Sklave am Hof von Eurinda eingeschlichen, womit sich der doppeldeutige Titel erklärt: „Moro per amore“kann „Mohr für die Liebe“wie „Ich sterbe für Liebe“heißen.
Als Sklave hat dieser Feraspe das Herz Eurindas gewonnen, als wiederkehrender, entlarvter Königssohn heiratet sie ihn – aus Liebe,
was alle Kriegsgefahr vereitelt.
„In einer Barockoper groovt es so richtig.“Manuela Kloibmüller, Regisseurin
Oper: Alessandro Stradella, „Moro per amore“, Arkadenhof von Schloss Greinburg, 6., 7., 12., 13. und 14. August,
jeweils 19 Uhr.