AUA schlägt sich tapfer
Die Fluglinie hat den Verlust im ersten Halbjahr halbiert, dank guter Buchungslage im Sommer und für Herbst. Die steigenden Kosten, der Ukraine-Krieg und die Coronazahlen machen eine Prognose schwierig.
WIEN. Die Austrian Airlines (AUA) spürt nach den zwei verheerenden Coronajahren wieder leichten Aufwind. Im zweiten Quartal hat die zum deutschen Lufthansa-Konzern
gehörende Fluglinie ein „kleines, aber feines positive Ergebnis“von zwei Millionen Euro ausgewiesen, sagt AUA-Chefin Annette Mann am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen.
In den ersten sechs Monaten blieb das Ergebnis weiter rot, unter anderem wegen der neuen Coronavirus-Variante Omikron zu Jahresbeginn. Bei einem auf 678 Mill. Euro mehr als verdreifachten Umsatz betrug der operative Verlust 106 Mill. Euro. Das war halb so hoch wie im
Vorjahreszeitraum und ein Drittel des Werts von 2020. In den vergangenen zehn Jahren wies die AUA nur drei Mal positive Halbjahresergebnisse aus, 2016, ’17 und ’18, und jeweils weniger als 10 Mill. Euro.
Die AUA sei 99 Prozent ihres Sommerflugplans geflogen. Anders als
bei anderen Airlines und Flughäfen habe es – abgesehen von einem Wochenende mit vielen Coronainfektionen
bei Mitarbeitern – kaum Flugstreichungen gegeben, sagt Operativ-Vorstand Francesco Sciortino. Geholfen hätten der AUA die Kurzarbeit und die Aufnahme von 200 Flugbegleitern im vorigen Herbst.
Ab Oktober sollen 40 bis 60 Piloten und mehr als 100 Mitarbeiter für die
Kabine aufgenommen werden. Auch Bodenpersonal und Technik werden wieder aufgestockt, nachdem in den vergangenen zwei Jahren 1300 Stellen abgebaut wurden. Aktuell hat die Airline 4635 Vollzeitstellen.
„Österreich fliegt AUA“, betonte Vertriebsvorstand Michael Trestl, vor allem ans Mittelmeer. Im ersten Halbjahr stiegen die Passagierzahlen demnach auf 4,17 Mill., verglichen mit 1,1 Mill. in den ersten sechs Monaten 2021. Zum Vorkrisenniveau fehlt noch ein Stück: In der ersten Jahreshälfte 2019 transportierte die AUA noch 6,7 Mill. Fluggäste.
Die Auslastung im Juli sei bei 90 Prozent gelegen, auf manchen Strecken sei das Sitzangebot um ein
Fünftel höher als im Sommer 2019, sagt Trestl. Zurückhaltung sei noch immer bei Geschäftsreisen spürbar
und besonders Richtung Asien, nicht zuletzt weil der RusslandUkraine-Krieg großräumiges Umfliegen nötig macht.
Besserung stellt der Vertriebschef bei der Hotline in Aussicht. Die Zahl der Mitarbeiter im Servicecenter habe man deutlich aufgestockt,
um Kundenanfragen zu erledigen. Die Zahl der Anrufe habe sich auf
32.000 verdoppelt. Zusätzlich soll es „digitale Unterstützung“geben.
Für die nächsten Monate ist die Buchungslage laut AUA „erfreulich“und für 2023 wird erneut mit deutlich steigender Nachfrage gerechnet. Ein Ausblick sei aber „wirklich schwierig“, sagt AUA-Chefin Mann. Schließlich stellten die anhaltende Pandemie, massiv gestiegene Treibstoffkosten sowie konjunkturelle Unsicherheiten das Unternehmen
weiterhin vor sehr große Herausforderungen. Im Gesamtjahr werde sich trotz der Trendwende bei der
Airline heuer kein positives Ergebnis ausgehen.
Wegen der höheren Kosten sind die Tickets bereits um 20 bis 30 Prozent teurer als 2019. Ob es weitere Preisanpassungen geben werde, ließ Trestl offen, „denn die Preise
werden am Markt gemacht“. Bei den Mehrkosten durch den Ausfall der Raffinerie Schwechat geht Mann von einer „partnerschaftlichen Lösung“gemeinsam mit der OMV aus. Die AUA tanke derzeit „so
wenig wie möglich in Wien“, was mitunter teurer ist und mehr Gewicht beim Fliegen mit sich bringt.
Vom staatlich besicherten Kredit, mit dem der AUA zu Beginn der Coronapandemie das Überleben gesichert wurde, wurde ein Drittel zurückgezahlt. 210 Mill. Euro sind noch offen, die nächste Tranche
von 30 Mill. Euro ist im Dezember fällig. Die im März 2020 eingeführte
Kurzarbeit wurde beendet.