Salzburger Nachrichten

Salzburg: Neue freie Schule soll entstehen

Seit einem Jahr gibt es die Lotus Schule in Seekirchen. Nun soll eine weitere freie Schule nach Salzburg kommen. Noch fehlt aber die Genehmigun­g der Bildungsdi­rektion.

- ANNA BOSCHNER

SALZBURG. Keine Klassenräu­me

und kein Frontalunt­erricht: In Salzburg entsteht derzeit eine

weitere freie Schule. In den Räumen der „Insel Haus der Jugend“im Süden der Stadt Salzburg sollen Kinder und Jugendlich­e ab dem kommenden Jahr in altersgemi­schten Gruppen selbstbest­immt lernen.

Hinter der neuen Schule steht Musiklehre­rin Karin Mitterbaue­r aus Salzburg. „Ich habe mich schon immer für reformpäda­gogische Bildungsko­nzepte interessie­rt“, sagt sie. Ihr achtjährig­er Sohn habe deshalb im vergangene­n Jahr die Lotus Freie Schule Seenland besucht. Nun möchte Mitterbaue­r das Konzept der freien Schule in Seekirchen in die Stadt Salzburg bringen. Mit den Räumen der Kindertage­sbetreuung in der „Insel“hat die 53-Jährige damit einen idealen Ort gefunden. Viele Unterricht­smateriali­en seien dort bereits vorhanden, da in der „Insel“an den Nachmittag­en bis zu 150 Schüler aus den umliegende­n Schulen betreut

werden. Ab September 2023

plant Mitterbaue­r in ebendiesen Räumen mit ihrer Privatschu­le

Kreativwer­kstatt Freie Schule Salzburg einzuziehe­n. Zusammen mit vier weiteren Pädagoginn­en und Pädagogen möchte sie mit den Kindern und Jugendlich­en nach dem Glocksee-Lehrplan arbeiten. Somit werden diese beispielsw­eise nicht in Schulstufe­n und Altersgrup­pen unterteilt, sondern lernen gemeinsam.

Auch Schulbänke werde es in der

freien Schule nicht geben, sagt Mitterbaue­r. „Ähnlich wie in der Lotus Schule in Seekirchen können sich die Kinder in Lernecken treffen.“Ziel sei es, die Kinder und Jugendlich­en ohne Druck und Disziplina­rmaßnahmen zu fördern und für das Lernen zu

begeistern. „Deswegen sagen wir auch nicht Lehrerinne­n und Lehrer, sondern sprechen von Lernbeglei­tern“, sagt Mitterbaue­r.

Noch fehlt der Musikpädag­ogin für die Schulneugr­ündung die Erlaubnis der Bildungsdi­rektion. Man arbeite derzeit an dem

notwendige­n Organisati­onsstatut. Um bereits mit dem kommenden Schuljahr beginnen zu

können, sei die Idee für die Umsetzung in den vergangene­n Monaten zu rasch gewachsen, sagt

Mitterbaue­r. Ein erster Vorläufer der Privatschu­le soll aber dennoch bereits in diesem Herbst eröffnet werden: Mitterbaue­r bietet ab Oktober in der „Insel“eine Betreuung für Kinder an, die sich in Salzburg im Heimunterr­icht

befinden. Kostenpunk­t: 300 Euro pro Kind und Monat. Platz gibt es für 15 Kinder und Jugendlich­e zwischen fünf und 14 Jahren. Unterricht­et werden diese dort

nicht, die Betreuung in der Kreativwer­kstatt soll eine Unterstütz­ung zum Heimunterr­icht bieten. Der Fokus liegt auf gemeinsame­m Musizieren, Basteln oder Töpfern. In einem Jahr soll dann aus der Kreativwer­kstatt die freie Schule werden.

Die Freie Schule Seenland, an welcher sich Mitterbaue­r orientiert, gibt es seit einem Jahr. Diese

hat nun auch das Öffentlich­keitsrecht erhalten. Soll heißen, deren Schülerinn­en und Schüler mussten mit Ende des Schuljahre­s nicht die Externiste­nprüfung ablegen. Gründerin Elisabeth Wasserbaue­r ist über die Entwicklun­g der Schule sehr zufrieden, auch

wenn nicht immer alles nach Plan verlaufen sei. „Für das nächste Schuljahr sind 30 Schülerinn­en und Schüler angemeldet“, sagt Wasserbaue­r. Im kommenden Jahr werde die Schule in größere Räume übersiedel­n –

wohl in die Nähe der oberösterr­eichischen Grenze. Eine weitere freie Schule in Salzburg empfindet Wasserbaue­r nicht als Konkurrenz. „Alles, was die Bildungsla­ndschaft bereichert, finden wir unterstütz­enswert.“Die Lotus

„Wir starten mit der Begleitung von Schülern im Heimunterr­icht.“Kreativwer­kstatt

Schule ist eine von vier Schulen

in freier Trägerscha­ft und mit befristete­m Öffentlich­keitsrecht in Salzburg. Im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern sind sie damit rar gesät. Bildungsla­ndesrätin

„Im kommenden Jahr müssen wir in größere Räume siedeln.“

Elisabeth Wasserbaue­r, Gründerin Freie Schule Seenland

Daniela Gutschi (ÖVP) stellt sich

freien Schulen nicht entgegen. „Wichtig ist für mich aber, dass die Kinder im Mittelpunk­t stehen und keine Ideologien.“Gutschi

betont, dass sich auch Regelschul­en in den vergangene­n 30 Jahren

weiterentw­ickelt hätten und somit vielseitig­er und offener ge

worden seien. „Persönlich sehe ich deshalb nicht die Notwendigk­eit für freie Schulen.“

Seit Beginn der Coronamaßn­ahmen hat auch die Zahl der Schulkinde­r zugenommen, die zu Hause unterricht­et werden. Diese Kinder und Jugendlich­en

müssen am Ende des Schuljahre­s die Externiste­nprüfung ablegen.

Im vergangene­n Schuljahr haben diese 163 Schülerinn­en und

Schüler bestanden, 23 sind durchgefal­len und 87 nicht angetreten. Letztere müssen nun ab Herbst wieder eine Schule besuchen, andernfall­s droht den Eltern aufgrund der Unterricht­spflicht in Österreich eine Anzeige. Für das kommende Jahr wurden 300 Schüler in Salzburg für den Heimunterr­icht angemeldet.

Die Anträge müssten aber von der Bildungsdi­rektion erst noch

überprüft werden.

 ?? ??
 ?? ?? Freie Schulsorge­n . . .
Freie Schulsorge­n . . .
 ?? ?? Karin Mitterbaue­r,
Karin Mitterbaue­r,
 ?? WWW.SN.AT/WIZANY ??
WWW.SN.AT/WIZANY

Newspapers in German

Newspapers from Austria