Salzburger Nachrichten

Basketball­star gegen „Händler des Todes“?

US-Star Brittney Griner ist wegen ein bisschen Hanföls zum Spielball unschöner Kämpfe zwischen zwei Großmächte­n geworden.

- MOSKAU, UNCASVILLE.

Arm in Arm standen die Basketball­erinnen der Phoenix Mercury und Connecticu­t Sun bei gedimmtem Hallenlich­t am Mittelkrei­s. Für „42 Sekunden Stille für unsere Schwester“schwiegen

beide Teams am Donnerstag­abend (Ortszeit) vor Spielbegin­n ihrer Partie in der nordamerik­anischen Profiliga WNBA und gedachten ihrer in Russland inhaftiert­en Star-Centerin Brittney Griner. Die Stille wurde nur durch einzelne „Bringt sie nach Hause“-Rufe aus dem Publikum unterbroch­en.

Wenige Stunden davor hatten die Spielerinn­en der Phoenix Mercury

beim Aufwärmen die Urteilsver­kündung gegen ihre Teamkolleg­in

verfolgt: Ein russisches Gericht verurteilt­e Griner wegen illegalen Drogenbesi­tzes zu neun Jahren Lagerhaft, nachdem bei ihr im Februar

bei der Einreise am Moskauer Flughafen Scheremetj­ewo Vape-Kartuschen und Haschischö­l gefunden

worden waren. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. Dies wurde als illegaler Drogenbesi­tz und

versuchter Schmuggel gewertet. Seitdem saß Griner, die sich schuldig bekannte, in Untersuchu­ngshaft. Das Gericht sah keine mildernden Umstände, obwohl sie auch darauf hingewiese­n hatte, dass sie das Hanföl gegen chronische Schmerzen habe verschrieb­en bekommen.

Griner ist eine der besten und bekanntest­en Basketball­erinnen der USA. Weil die Saison in der WNBA aber nur wenige Monate dauert und dort wesentlich weniger Geld verdient werden kann als bei den Männern in der NBA, suchen viele der starken Spielerinn­en oft zusätzlich

lukrative Herausford­erungen. Griner spielte seit 2015 für UMMC Ekaterinbu­rg im Ural.

US-Präsident Joe Biden kritisiert­e die Verurteilu­ng und forderte Griners Freilassun­g. „Russland hält Brittney zu Unrecht fest“, erklärte er in einer schriftlic­hen Stellungna­hme. Die US-Regierung arbeite

weiter unermüdlic­h daran, Griner so bald

wie möglich sicher nach Hause zu bringen.

Washington hatte Moskau von Anfang an ein politisch motivierte­s Verfahren vorgeworfe­n. Als US-Außenminis­ter Antony

Blinken und sein russischer Kollege Sergej Lawrow Ende Juli telefonier­ten, sprachen sie auch über einen möglichen Austausch.

Neben Griner geht es dabei um den USStaatsbü­rger Paul

Whelan. Er wurde 2018 in Russland verhaftet und wegen angebliche­r Spionage zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Moskau wiederum fordert seit Jahren die Auslieferu­ng des früheren Sowjetoffi­ziers Viktor Bout (russisch: But). Er soll Regime und Rebellen in zahlreiche­n Ländern illegal mit Waffen ausgerüste­t haben. Der als „Händler des Todes“berüchtigt­e Russe ist als Waffenhänd­ler in den USA inhaftiert.

Russland ist nach Angaben von Außenminis­ter Sergej Lawrow bereit,

mit Washington über einen Gefangenen­austausch der am Donnerstag verurteilt­en US-Basketball­spielerin Brittney Griner zu diskutiere­n. Er sagte auf einer Pressekonf­erenz bei einem Besuch in

Kambodscha am Freitag, für die Gespräche müsse aber ein direkter

Kommunikat­ionskanal zwischen den Präsidente­n Wladimir Putin

und Joe Biden eingehalte­n werden. Und Kremlsprec­her Dmitri Peskow legte noch nach: „Wenn

wir den Gefangenen­austausch über die Presse diskutiere­n, wird er nie stattfinde­n.“

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BILD: SN/APA/AFP/POOL/KIRILL KUDRYAVTSE­V Brittney Griner könnte zusammen mit Landsmann Paul Whelan (links unten), der wegen angebliche­r Spionage eine lange Haftstrafe verbüßt, gegen den früheren Sowjetoffi­zier und Waffenhänd­ler Viktor Bout („Händler des Todes“) ausgetausc­ht werden.
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