Salzburger Nachrichten

Mmh! Tut das gut

Das Walross Freya entert gerne Boote, um sich darauf zu sonnen. Dann benutzt es diese als Klo und taucht wieder unter. Warum tut es das?

- PETER GNAIGER

abt ihr schon einmal eure Eltern schimpfen

gehört, dass die Nachbarkat­ze schon wieder euren Garten als Klo benutzt hat?

Also meine Eltern tun das ständig. Ich meine natürlich, dass sie ständig schimpfen –

und nicht, dass sie ständig in den Nachbargar­ten machen.

Über den Besuch einer Katze würden sich zahlreiche Bootsbesit­zer in der norwegisch­en Hauptstadt Oslo derzeit sehr freuen. Die sind nämlich

gerade andere Kaliber gewohnt. Freya etwa. Die steht total auf Boote, die ihr

nicht gehören. Weil ihre Lieblingss­peise Muscheln sind, könnte man

vermuten, dass Freya eine echte Luxuslady ist. Nur ist Freya eben kein Mensch, sondern ein Walross. Und

Walrosse können bis zu 1200 Kilogramm schwer werden. Das ist ungefähr so schwer wie ein Auto. Unsere

neugierige Freya klettert nun also in Oslo auf Boote. Was bei ihrem Gewicht nicht gerade leicht ist. Aber weil sie feste Stoßzähne hat, kann sie diese

benutzen, um sich wie ein Bergsteige­r mit seinem Pickel in die Schiffswan­d zu schlagen. Dabei geht natürlich allerhand kaputt. Wenn man jetzt noch

bedenkt, dass die Norweger die Nachfahren

der Wikinger sind, dann

kann man sich gut in diese Leute hineinfühl­en. Die lieben ihre Boote natürlich über alles. Und

wenn man dann noch bedenkt, dass Freya fast immer auch das

halbe Bootsdeck mit ihrer – sagen wir einmal – Kacke verunreini­gt, dann wird das Verhältnis zwischen Mensch und Tier immer dramatisch­er.

Jetzt werdet ihr euch zu Recht fragen: Warum tut Freya das? Na ja. Das weiß man nicht so genau. Oslo ist ja nicht einmal ihre Heimat. Aber vielleicht

wurde sie von den guten Meeresfrüc­htelokalen angelockt. Ihre Heimat wäre die Arktis. Dort leben Walrosse eigentlich auf Eisscholle­n. Aber die werden immer weniger, weshalb sich diese Tiere neue Lebensräum­e suchen. Auch ihre Nahrungsmi­ttel werden knapper.

Weshalb wir Freya eigentlich als Klimaund Wirtschaft­sflüchtlin­g betrachten müssen. Meine Eltern schimpfen jetzt übrigens auch nicht

mehr über die Nachbarkat­ze – seit ich ihnen von Freya erzählt habe.

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BILD: SN/PICTUREDES­K-NTB

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