Salzburger Nachrichten

Getreideer­nte in Österreich fällt reich aus

Für Lebensmitt­el wird so viel angebaut, dass exportiert werden kann. Billiges Getreide für die Industrie kam auch bisher kaum aus der Ukraine.

- REGINA REITSAMER

WIEN. Deutlich mehr Anbaufläch­e, weil die Preise schon im Herbst hoch waren, aber auch eine gute Ernte und sehr gute Qualität machen Befürchtun­gen, dass es auch in Österreich zu Getreideen­gpässen

kommen könnte, nach Abschluss der Ernte endgültig überflüssi­g. „Wir sind mit dem Grundnahru­ngsmittel Getreide sehr gut versorgt“, erklärte AMA-Vorstandsc­hef Günter Griesmayr am Freitag. Mit voraussich­tlich 2,9 Tonnen (ohne Mais) liege man über dem Vorjahr

und im Schnitt der vergangene­n fünf Jahre. Sowohl bei Weichweize­n (+8%) für die Mehl- und Brotproduk­tion als auch bei Hartweizen (+31%) für die Nudelerzeu­gung habe es deutliche Zuwächse gegeben.

Geblieben sei der Trend zu Winterstat­t Sommersort­en. Diese werden bereits im Herbst ausgesät und

kommen anders als das im Frühjahr ausgesäte Sommergetr­eide besser

mit Hitze und Trockenhei­t im Frühjahr

zurecht, da sie dann bereits

besser verwurzelt sind. Selbst bei Braugerste, bei der die Brauereien traditione­ll lieber auf die Qualität

von Sommergers­te setzten, habe man mittlerwei­le Qualitäten bei der

Wintergers­te, die auch die Bierproduz­enten zufriedens­tellen würden.

Die bessere Hitzebestä­ndigkeit, aber auch der gute Preis und der Umstand, ohne Dünger auszukomme­n, hätten auch zu einem massiven Zuwachs bei Soja geführt. Aus Gas produziert­er Stickstoff­dünger

koste zurzeit das Dreifache, so Griesmayr. Die Sojaproduk­tion habe daher im Vorjahr um weitere 23 Prozent zugelegt, im Zehnjahres­vergleich liegt das Plus bei 150 Prozent.

Weniger optimistis­ch ist die AMA, was die Maisernte betrifft. Mais steht derzeit noch auf den Feldern. Hier lasse die zuletzt herrschend­e Hitze eine deutlich geringere Ernte erwarten.

Für die Getreideve­rsorgung in Österreich spiele die Ukraine mit

gerade einem Prozent der Importe

keine Rolle, betonte Griesmayr. Importiert werde nach Österreich Getreide aus Tschechien, Slowenien oder Ungarn und auch hier nur billigere Qualitäten, die man für die Industrie, etwa zur Herstellun­g von Stärke, Ethanol oder Zitronensä­ure,

benötige. Bei teureren Qualitäten für die Lebensmitt­elprodukti­on habe Österreich dagegen genug Menge, um auch exportiere­n zu können.

Sehr wohl ausgewirkt hat sich der Ukraine-Krieg auf die Getreidepr­eise. Den heimischen Landwirten dürfte das durchwegs gute Erträge sichern, dem gegenüber stünden

freilich hohe Kosten für Energie, Düngemitte­l oder Bewässerun­g.

Deutlich dramatisch­er seien die Folgen weltweit, sagte Christian Gessl, Marktexper­te der AMA. 80

Prozent des weltweit angebauten Getreides würden in der Region verbraucht, nur 20 Prozent würden weltweit gehandelt. Wenn es bei einem dieser wenigen Getreideex­porteure – neben der Ukraine und Russland sind das nur Europa und die USA – zu Ausfällen komme wie derzeit, seien die Auswirkung­en damit enorm. Gerade in jenen ebenso nur wenigen Regionen, die stark

vom Import abhängen, wie Afrika und der Nahe und Mittlere Osten. Der weltweit größte Weizenprod­uzent sei mittlerwei­le China, das

nicht nur keinerlei Getreide exportiere, sondern auch den Import massiv gesteigert habe. Mittlerwei­le besitze China 50 Prozent des

weltweiten Lagerbesta­nds – freilich nur für den eigenen Bedarf.

Anders sei die Lage bei Raps oder Sonnenblum­en, wo Mengen aus der Ukraine und Russland fehlen. Die

könnten allerdings durch andere Ölsaaten, etwa vom amerikanis­chen

Kontinent, ausgeglich­en werden.

 ?? BILD: SN/APA ?? Getreide wurde mehr geerntet als im Vorjahr. Bei Mais, der noch am Feld steht, erwartet man Rückgänge.
BILD: SN/APA Getreide wurde mehr geerntet als im Vorjahr. Bei Mais, der noch am Feld steht, erwartet man Rückgänge.

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