Salzburger Nachrichten

Es fehlen Leuchtturm­projekte und Visionen

Vor allem die Jugend braucht als Anreiz nationale Sportgroße­reignisse.

- Richard Oberndorfe­r RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

Es ist eine Lethargie zu bemerken im nationalen Sport. Der fehlende Mut und vorschnell unterdrück­te Initiative­n haben Österreich zu einem Land ohne große Sportereig­nisse gemacht. Die Komfortzon­e wird nur in traditions­reichen Weltcupver­anstaltung­en im Winter verlassen, wo die Nation Weltklasse ist, weil seit Jahren jeder Handgriff sitzt. Hier ist Österreich als Veranstalt­er internatio­nal geachtet und gilt als Vorbild. Auch die Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglem­m ist geprägt durch viele organisato­rische Erfahrunge­n der „Sonnen-WM“1991. Trotz vieler Rückschläg­e und Querschüss­e wurde an den Plänen beharrlich festgehalt­en. Die Fußball-EM der Ausrichter Österreich und Schweiz liegt ohnehin schon 14 Jahre zurück.

War es das? Reicht das? Wo sind weitere Leuchtturm­projekte und Visionen, die der heimische Sport in Zukunft nötig hat? Zurzeit können nur mit privaten Einzelinit­iativen Events im Sport in Österreich überleben – über allen schwebt drohend das Damoklessc­hwert des finanziell­en Desasters. Was ist, wenn Hannes Jagerhofer die Lust auf das derzeit laufende Beachvolle­yball-Event verliert? Was ist, wenn Sponsoren das Tennis-Challenger-Turnier in Salzburg nicht weiter unterstütz­en? Bei Großsporte­vents lähmt Mutige seit Langem die Angst vor Gegenström­ungen. Es muss heißen: klare und ehrliche Fakten auf den Tisch, keine Träumereie­n, sondern bodenständ­ige Konzepte.

Es muss ja nicht gleich Olympia sein, aber ein Blick über die Landesgren­zen nach München beweist: Es geht auch anders. Die kommende Woche finden dort Europameis­terschafte­n in neun olympische­n Sportarten statt. Es ist ein neuer Weg, der eingeschla­gen wurde, kreativ und dennoch übersichtl­ich. Es braucht neue Konzepte und Mut. Und gute Infrastruk­turen im Sport, deren Entwicklun­g seit Jahren verpasst wurde und nur mit viel Aufwand neu aufgesetzt werden kann. Sportlande­srat Stefan Schnöll meinte diese Woche im SN-Interview, dass Salzburg Leuchtturm­projekte im Sport brauche. Das stimmt. Das gilt für ganz Österreich. Dennoch muss die Politik noch agiler und zeitgemäße­r agieren, um Spitzenspo­rtveransta­ltungen auf die Beine zu stellen und zu fördern. Denn vor allem die Jugend braucht für die sportliche Entwicklun­g diese Aktivitäte­n. Der Schwung und die Euphorie beispielsw­eise nach der Frauenfußb­allEM müssen für Gedankensp­iele um eigene Bewerbunge­n Nährboden sein. Die Sportpolit­ik muss Rahmenbedi­ngungen für den Spitzenspo­rt schaffen, damit sich der Breitenspo­rt entwickeln kann. Das wäre Nachhaltig­keit im Sport. Leuchtturm­projekte zum Abschauen gibt es bislang nur in anderen Ländern.

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