Es fehlen Leuchtturmprojekte und Visionen
Vor allem die Jugend braucht als Anreiz nationale Sportgroßereignisse.
Es ist eine Lethargie zu bemerken im nationalen Sport. Der fehlende Mut und vorschnell unterdrückte Initiativen haben Österreich zu einem Land ohne große Sportereignisse gemacht. Die Komfortzone wird nur in traditionsreichen Weltcupveranstaltungen im Winter verlassen, wo die Nation Weltklasse ist, weil seit Jahren jeder Handgriff sitzt. Hier ist Österreich als Veranstalter international geachtet und gilt als Vorbild. Auch die Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm ist geprägt durch viele organisatorische Erfahrungen der „Sonnen-WM“1991. Trotz vieler Rückschläge und Querschüsse wurde an den Plänen beharrlich festgehalten. Die Fußball-EM der Ausrichter Österreich und Schweiz liegt ohnehin schon 14 Jahre zurück.
War es das? Reicht das? Wo sind weitere Leuchtturmprojekte und Visionen, die der heimische Sport in Zukunft nötig hat? Zurzeit können nur mit privaten Einzelinitiativen Events im Sport in Österreich überleben – über allen schwebt drohend das Damoklesschwert des finanziellen Desasters. Was ist, wenn Hannes Jagerhofer die Lust auf das derzeit laufende Beachvolleyball-Event verliert? Was ist, wenn Sponsoren das Tennis-Challenger-Turnier in Salzburg nicht weiter unterstützen? Bei Großsportevents lähmt Mutige seit Langem die Angst vor Gegenströmungen. Es muss heißen: klare und ehrliche Fakten auf den Tisch, keine Träumereien, sondern bodenständige Konzepte.
Es muss ja nicht gleich Olympia sein, aber ein Blick über die Landesgrenzen nach München beweist: Es geht auch anders. Die kommende Woche finden dort Europameisterschaften in neun olympischen Sportarten statt. Es ist ein neuer Weg, der eingeschlagen wurde, kreativ und dennoch übersichtlich. Es braucht neue Konzepte und Mut. Und gute Infrastrukturen im Sport, deren Entwicklung seit Jahren verpasst wurde und nur mit viel Aufwand neu aufgesetzt werden kann. Sportlandesrat Stefan Schnöll meinte diese Woche im SN-Interview, dass Salzburg Leuchtturmprojekte im Sport brauche. Das stimmt. Das gilt für ganz Österreich. Dennoch muss die Politik noch agiler und zeitgemäßer agieren, um Spitzensportveranstaltungen auf die Beine zu stellen und zu fördern. Denn vor allem die Jugend braucht für die sportliche Entwicklung diese Aktivitäten. Der Schwung und die Euphorie beispielsweise nach der FrauenfußballEM müssen für Gedankenspiele um eigene Bewerbungen Nährboden sein. Die Sportpolitik muss Rahmenbedingungen für den Spitzensport schaffen, damit sich der Breitensport entwickeln kann. Das wäre Nachhaltigkeit im Sport. Leuchtturmprojekte zum Abschauen gibt es bislang nur in anderen Ländern.