Salzburger Nachrichten

Ein bisschen Nostalgie fährt bei beiden mit

Lässt sich ein Mercedes mit einem Dacia vergleiche­n? Bei den neuen Vans Citan Tourer mit dem Stern und Jogger aus dem Reich der Billigauto­s ist das nicht abwegig.

- OTHMAR BEHR

Beim Image der beiden Marken ist alles

klar. Wir haben es mit dem oberen und unteren Ende der Bandbreite im Automobilb­au zu tun. Jetzt gibt es erstmals zwei Modelle auf Augenhöhe – das ist keine Übertreibu­ng.

Möglich machen es die kompakten Vans Mercedes Citan Tourer und Dacia Jogger,

beide um die viereinhal­b Meter lang und ausgelegt für anspruchsv­olle Transporta­ufgaben. Die Autos vereint auch der stilistisc­he Schachzug, einen Pfiff in die schachtelf­örmige Grundausle­gung zu

bringen. Ein nützliches Fahrzeug muss nicht wie ein Nutzfahrze­ug aussehen, obwohl Mercedes sein Exemplar in der hauseigene­n Reihung als solches einstuft.

Beide praktische­n Alltagsbeg­leiter vereint auch, dass ihre Wurzeln bei Renault zu

finden sind. Technisch ist der Citan – wie auch der Nissan Townstar – so gut wie identisch mit dem Renault Kangoo. Die

Ausstattun­g wurde mehr als beim bis 2021 gebauten Vorgänger in Richtung Mercedes getrimmt. Ob Geräuschdä­mmung, Lenkrad oder Lüftungsdü­sen – das und einiges mehr erinnert an den Stern.

Wem der Tourer noch zu wenig Luxus bietet – mit der gleichen äußeren Hülle schieben die Deutschen die T-Klasse als

bequemes Familienau­to mit noch besseren Materialie­n nach. Der Jogger stammt aus

dem Baukasten des Renault Clio V und ersetzt gleich die drei bisherigen Dacia-Modelle Lodgy, Logan MCV und Dokker. Das

frische Design wird nicht nur Stammkunde­n des Hauses erfreuen.

Der Citan wird auch als Hochdach-Kombi bezeichnet. Immerhin überragt er den Jogger um knapp 18 cm. Dazu passt die

Ausstattun­g mit seitlichen Schiebetür­en

und zwei Flügeltüre­n hinten. Der somit

leicht zugänglich­e Laderaum lässt sich durch Umklappen der Sitze in Reihe zwei

mit einem ebenen Boden versehen. Damit ist man schon nahe bei den Transportm­öglichkeit­en, die der Citan-Kastenwage­n ohne seitliche Verglasung hinten bietet.

Das Laderaumvo­lumen beträgt maximal 2127 Liter, die Nutzlast liegt bei 514 Kilogramm.

Konvention­elle hintere Türen und Heckklappe, so fährt der Jogger vor, der in die Kategorie mittleres SUV passt. Bei umgeklappt­en Rücksitzen steht ein Laderaum von bis zu 1819 Litern bei einer Nutzlast von 591 Kilogramm zur Verfügung.

Die größten Unterschie­de zwischen Citan und Jogger treten bei der Qualität und Anmutung der vorderen Sitze und

beim Fahrverhal­ten auf. Den straff gefederten Mercedes mit dem kernigen 95-PSDiesel bringen auch flott gefahrene Kurven nicht aus der Ruhe. Der Jogger versprüht einen Hauch von Nostalgie. Da

kommen Fahrbahnsc­hläge spürbar durch. Und der auf dem Papier kräftigere Benziner mit 110 PS hat weitaus mehr Mühe als der Diesel im Citan, das Fahrzeug auf Zug zu halten. Beim Verbrauch ohne hohe Zuladung liegen beide Wagen mit je rund sieben Litern Sprit im Schnitt in etwa gleich.

Mit Nostalgie kann aber auch der Mercedes aufwarten. Ein Auto mit Stern ohne elektrisch­e Antriebssc­hmankerl und mit einem richtigen Startschlü­ssel anstelle eines Minicomput­ers für die Hosentasch­e hat Seltenheit­swert. Bei den bestellbar­en

Assistenzs­ystemen schlägt der Citan den Jogger klar, was sich dann auch bei den Preisen für das gewählte Modell niederschl­ägt.

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Ein ungleiches Paar: Mercedes trifft auf Dacia.
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BILDER: SN/BEHR

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