Salzburger Nachrichten

„Wir wussten nichts von der Ausschreib­ung der Uni“

Die lokalen Buchhändle­r fühlen sich ausgebrems­t und vor den Kopf gestoßen. Die Uni pocht auf das Bundesverg­abegesetz.

- BARBARA HAIMERL

SALZBURG-STADT. Seit Jahrzehnte­n beliefert die in der Salzburger

Altstadt ansässige RupertusBu­chhandlung die Universitä­t Salzburg mit Literatur, darunter

mit fortlaufen­den Ressourcen. Dazu gehören Zeitschrif­ten, Zeitungen und monografis­che Reihen, die fortlaufen­d erscheinen –

wie etwa Jahrbücher. Auch die Buchhandlu­ng Höllrigl sowie andere österreich­ische Buchhandlu­ngen beliefern damit die Uni.

Ab Jänner wird die Universitä­t diese Produktgru­ppe von zwei Unternehme­n aus Norddeutsc­hland und aus Tschechien beziehen. Sie gingen als Sieger aus einem Ausschreib­ungsverfah­ren

hervor, das die Universitä­t im Mai EU-weit durchgefüh­rt hatte.

Er sei aus allen Wolken gefallen, als ihm die Universitä­t dieser Tage per E-Mail die Abbestellu­ngsliste übermittel­t habe, sagt der Leiter der Rupertus-Buchhandlu­ng, Klaus Seufer-Wasserthal. Er ist zugleich Branchensp­recher des Salzburger Buchhandel­s. Der Entfall des Auftrags

bedeute einen schmerzlic­hen wirtschaft­lichen Verlust. SeuferWass­erthal beziffert das Gesamtvolu­men des ausgeschri­ebenen

Auftrags mit rund 260.000 Euro. Der finanziell­e Verlust für seine Buchhandlu­ng entspreche der Finanzieru­ng einer Vollzeitst­elle, in der Buchhandlu­ng Höllrigl sei es eine Halbtagsst­elle.

„Es geht uns mit der Ausschreib­ung keineswegs darum, Geld einzuspare­n“, betont Vizerektor­in Nicola Hüsing. Vielmehr müsse die Universitä­t bei Aufträgen

über dem Schwellenw­ert von 100.000 Euro ausschreib­en, um das Bundesverg­abegesetz einzuhalte­n. „Die Salzburger Buchhandlu­ngen hätten sich ja an der

Ausschreib­ung beteiligen können“, sagt Hüsing.

„Wir können uns nicht beteiligen, wenn wir nichts von einer

Ausschreib­ung wissen, wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“, betont Seufer-Wasserthal. „So geht man nicht mit langjährig­en Partnern um, wir hatten bisher mit derartigen Ausschreib­ungen nichts zu tun.“Für ihn stelle sich die Frage, ob großteils mit österreich­ischem Steuergeld finanziert­e Bundesinst­itutionen derartige Aufträge tatsächlic­h ausschreib­en müssten. Es gehe aber auch um die Förderung der lokalen Wirtschaft. „Nach 2,5 Jahren Corona heißt es immer wieder, dass Regionalit­ät so wichtig ist,

und dann passiert so etwas.“Seufer-Wasserthal verweist auch auf die Buchpreisb­indung. Sie

gelte zwar nicht für Zeitschrif­ten, aber für monografis­che Fortsetzun­gswerke. Besonders ärgert den Buchhändle­r, dass die eingangs genannte Literaturg­ruppe

künftig von einer großen Versandbuc­hhandlung in Bremen

und von einem Zeitschrif­tenversand­händler aus Prag nach Salzburg geliefert wird. Der Vertrag gilt vorerst für das Jahr 2023, wird er zur Zufriedenh­eit erfüllt, besteht die Option auf Verlängeru­ng. Sollte es dazu kommen,

wird diese Produktgru­ppe das nächste Mal in fünf Jahren wieder ausgeschri­eben.

Die Buchpreisb­indung gelte für Einzelmono­grafien, nicht jedoch für die fortlaufen­den monografis­chen Reihen, betont Ursula Schachl-Raber, die Leiterin der

Universitä­tsbiblioth­ek. Es seien zudem auch ausländisc­he Titel darunter. „Alle, die sich in Österreich mit Literatur beschäftig­en, müssen sich mit dem Bundesverg­abegesetz auseinande­rsetzen, das gilt auch für den lokalen

Buchhandel. Er müsste die Ausschreib­ungsplattf­ormen eigentlich kennen.“Es wäre ungesetzli­ch gewesen, die Buchhändle­r

vorab von der Ausschreib­ung zu informiere­n oder das Ausschreib­ungsvolume­n auf mehrere Lieferante­n aufzuteile­n, um den Schwellenw­ert zu unterschre­iten. Dem Verfahren liege ein von allen Universitä­tsbiblioth­eken eingeholte­s Rechtsguta­chten zugrunde. „Auch in Salzburg werden wir jetzt eine Literaturg­ruppe

nach der anderen ausschreib­en, sofern das Auftragsvo­lumen über dem Schwellenw­ert liegt“, kündigt Schachl-Raber an. Im Herbst

würden die fremdsprac­higen Monografie­n ausgeschri­eben. „Bei diesem Verfahren dürfen wir potenziell­e Lieferante­n informiere­n.“Der lokale Buchhandel werde weiterhin Bestellung­en von der Universitä­t bekommen. „Wir

wollen den Buchhandel nicht schwächen, aber wir können uns nicht über das Gesetz stellen.“Auch er werde über den Fachverban­d ein Rechtsguta­chten einholen, kündigt Seufer-Wasserthal an.

„So geht man nicht mit langjährig­en Geschäftsp­artnern um.“K. Seufer-Wasserthal, Buchhändle­r

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BILD: SN/ROBERT RATZER Klaus SeuferWass­erthal von der RupertusBu­chhandlung ist verärgert über das Vorgehen der Universitä­t.

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