„Wir wussten nichts von der Ausschreibung der Uni“
Die lokalen Buchhändler fühlen sich ausgebremst und vor den Kopf gestoßen. Die Uni pocht auf das Bundesvergabegesetz.
SALZBURG-STADT. Seit Jahrzehnten beliefert die in der Salzburger
Altstadt ansässige RupertusBuchhandlung die Universität Salzburg mit Literatur, darunter
mit fortlaufenden Ressourcen. Dazu gehören Zeitschriften, Zeitungen und monografische Reihen, die fortlaufend erscheinen –
wie etwa Jahrbücher. Auch die Buchhandlung Höllrigl sowie andere österreichische Buchhandlungen beliefern damit die Uni.
Ab Jänner wird die Universität diese Produktgruppe von zwei Unternehmen aus Norddeutschland und aus Tschechien beziehen. Sie gingen als Sieger aus einem Ausschreibungsverfahren
hervor, das die Universität im Mai EU-weit durchgeführt hatte.
Er sei aus allen Wolken gefallen, als ihm die Universität dieser Tage per E-Mail die Abbestellungsliste übermittelt habe, sagt der Leiter der Rupertus-Buchhandlung, Klaus Seufer-Wasserthal. Er ist zugleich Branchensprecher des Salzburger Buchhandels. Der Entfall des Auftrags
bedeute einen schmerzlichen wirtschaftlichen Verlust. SeuferWasserthal beziffert das Gesamtvolumen des ausgeschriebenen
Auftrags mit rund 260.000 Euro. Der finanzielle Verlust für seine Buchhandlung entspreche der Finanzierung einer Vollzeitstelle, in der Buchhandlung Höllrigl sei es eine Halbtagsstelle.
„Es geht uns mit der Ausschreibung keineswegs darum, Geld einzusparen“, betont Vizerektorin Nicola Hüsing. Vielmehr müsse die Universität bei Aufträgen
über dem Schwellenwert von 100.000 Euro ausschreiben, um das Bundesvergabegesetz einzuhalten. „Die Salzburger Buchhandlungen hätten sich ja an der
Ausschreibung beteiligen können“, sagt Hüsing.
„Wir können uns nicht beteiligen, wenn wir nichts von einer
Ausschreibung wissen, wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“, betont Seufer-Wasserthal. „So geht man nicht mit langjährigen Partnern um, wir hatten bisher mit derartigen Ausschreibungen nichts zu tun.“Für ihn stelle sich die Frage, ob großteils mit österreichischem Steuergeld finanzierte Bundesinstitutionen derartige Aufträge tatsächlich ausschreiben müssten. Es gehe aber auch um die Förderung der lokalen Wirtschaft. „Nach 2,5 Jahren Corona heißt es immer wieder, dass Regionalität so wichtig ist,
und dann passiert so etwas.“Seufer-Wasserthal verweist auch auf die Buchpreisbindung. Sie
gelte zwar nicht für Zeitschriften, aber für monografische Fortsetzungswerke. Besonders ärgert den Buchhändler, dass die eingangs genannte Literaturgruppe
künftig von einer großen Versandbuchhandlung in Bremen
und von einem Zeitschriftenversandhändler aus Prag nach Salzburg geliefert wird. Der Vertrag gilt vorerst für das Jahr 2023, wird er zur Zufriedenheit erfüllt, besteht die Option auf Verlängerung. Sollte es dazu kommen,
wird diese Produktgruppe das nächste Mal in fünf Jahren wieder ausgeschrieben.
Die Buchpreisbindung gelte für Einzelmonografien, nicht jedoch für die fortlaufenden monografischen Reihen, betont Ursula Schachl-Raber, die Leiterin der
Universitätsbibliothek. Es seien zudem auch ausländische Titel darunter. „Alle, die sich in Österreich mit Literatur beschäftigen, müssen sich mit dem Bundesvergabegesetz auseinandersetzen, das gilt auch für den lokalen
Buchhandel. Er müsste die Ausschreibungsplattformen eigentlich kennen.“Es wäre ungesetzlich gewesen, die Buchhändler
vorab von der Ausschreibung zu informieren oder das Ausschreibungsvolumen auf mehrere Lieferanten aufzuteilen, um den Schwellenwert zu unterschreiten. Dem Verfahren liege ein von allen Universitätsbibliotheken eingeholtes Rechtsgutachten zugrunde. „Auch in Salzburg werden wir jetzt eine Literaturgruppe
nach der anderen ausschreiben, sofern das Auftragsvolumen über dem Schwellenwert liegt“, kündigt Schachl-Raber an. Im Herbst
würden die fremdsprachigen Monografien ausgeschrieben. „Bei diesem Verfahren dürfen wir potenzielle Lieferanten informieren.“Der lokale Buchhandel werde weiterhin Bestellungen von der Universität bekommen. „Wir
wollen den Buchhandel nicht schwächen, aber wir können uns nicht über das Gesetz stellen.“Auch er werde über den Fachverband ein Rechtsgutachten einholen, kündigt Seufer-Wasserthal an.
„So geht man nicht mit langjährigen Geschäftspartnern um.“K. Seufer-Wasserthal, Buchhändler