Künstlerin setzt abgestorbene Hecke mit Farbe in Szene
Cäcilia Gabriel aus Salzburg-Gneis beweist, dass Pflanzen und Bäume den Garten auch dann schmücken können, wenn sie nicht mehr im Saft stehen und ihre beste Zeit hinter sich haben.
SALZBURG-STADT. Als die Pinzgauerin Cäcilia Gabriel vor 25 Jahren von ihrer ursprünglichen Heimat Saalfelden nach Salzburg-Gneis übersiedelte, war der Garten des Hauses in der AdamMüller-Guttenbrunn-Straße völlig verwahrlost. „Hier wuchsen keine Pflanzen, nicht einmal Brennnesseln, und die Thujenhecke war abgestorben“, schildert die Textilkünstlerin. Dann kam ihr eine Idee, die reifen musste und schließlich vor 15 Jahren umgesetzt wurde. Anstatt den Bagger anrücken zu lassen und die Hecke samt den Wurzeln zu entfernen, näherte sich Gabriel der
Angelegenheit kreativ. „Die Hecke war im Inneren extrem verzweigt, ich habe monatelang geschnippelt.“Dann griff Gabriel zur Farbe und bemalte die Hecke
mit Acrylfarbe in leuchtendem Rot. Seither ist die derart bewahrte Thuje der Star im Garten und dient nicht nur wie eine Art Naturskulptur als Blickfang, sondern auch als Stütze und Rankhilfe für Beerensträucher, Wildpflanzen und Heilkräuter, die ein Festmahl für Insekten bieten.
„Obwohl die Hecke schon so lange abgestorben ist, ist sie nach
wie vor stabil“, sagt Gabriel. Ein Mal im Jahr streicht sie die Hecke
neu. „Ich verwende wasserlösliche Farben, das ist mir wichtig.“Die verwahrloste Thujenhecke
hinter der Gartenhütte durfte ebenfalls bleiben. Gabriel schnitt auch sie großzügig aus. Dann
pflanzte sie Efeu, der die abgestorbenen Stämme wie ein Vorhang
kunstvoll umrankt. „Der Efeu will geführt werden“, sagt Gabriel, die sich an den natürlich
entstandenen Gucklöchern und Nischen erfreut.
Hundert verschiedene Kräuter gedeihen mittlerweile im Garten,
viele davon hat Gabriel von Wanderungen mitgebracht, etwa den Klebrigen Salbei und die Witwenblume. Das Wissen über Heilpflanzen hat sie sich in der TEHAkademie in Unken angeeignet. In der Abschlussarbeit setzte sie sich mit dem Thema Kräuter und
Kunst auseinander. „Ich bin eine Spätberufene und habe im zweiten Bildungsweg 2003 mit 39 Jahren begonnen, am Mozarteum Malerei und Textiles Gestalten zu studieren.“Einzigartig sind Gabriels gedruckte Nähgrafiken. Ihre Kreativität lebt die Künstlerin
nicht nur in ihrem Atelier aus, sondern eben auch im Garten, wo sie alles verwendet, was beim Umgraben zum Vorschein
kommt. Mit den Steinen in allen Größen und Formen hat sie Beete angelegt. In der 60 Zentimeter tiefen Grube, die Gabriel eigentlich für den Kompost gegraben hatte, wachsen mittlerweile Kürbisse, Zucchini und Gurken. Neuerdings leuchten auch der Stamm
und die Zweige eines Efeus in Rot. Er hatte die Hausmauer überwuchert, gab aber nach einem Sturm ein klägliches Bild ab und wurde zurückgeschnitten. Kunstvoll
thronen im Garten auch die Stämme von zwei alten Apfelbäumen. Der eine schaut aus wie ein
knorriges Gesicht. Eine Öffnung im Stamm wird Gabriel demnächst bepflanzen.