Salzburger Nachrichten

Wo bleiben die Promis bei den Festspiele­n?

Societyrep­orter vermissen den Glamour früherer Jahre. Aber wie zeitgemäß ist dieser überhaupt noch?

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG-STADT. Hat die Pandemie alles verändert? Ist es der

Krieg in der Ukraine? Oder einfach nur eine Entwicklun­g, die sich seit Jahren verstärkt? Internatio­nal bekannte Prominenz,

über deren Besuch man über Salzburg hinaus spricht, fehlt.

Diesen Eindruck kann man heuer durchaus gewinnen. Es fehlen die Bilder, die wir aus früheren Jahren kennen: Entertaine­r Thomas Gottschalk, der allein schon mit seiner Garderoben­wahl ein Hingucker ist, bleibt Salzburg heuer fern. Prinzessin Caroline von Monaco wurde zuletzt vor mehr als 15 Jahren bei den Salzburger Festspiele­n gesehen. Hoher adeliger

Besuch wie jener von Prinz Charles und Camilla ist ebenfalls eine Erscheinun­g der Vergangenh­eit. Immerhin: Die frühere deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel blieb den Festspiele­n treu.

Dennoch: Internatio­nale Staatschef­s, ja selbst der österreich­ische Bundeskanz­ler, fehlen.

Einer, der die Prominenz genau im Blick hat, ist Willi Schneider, der Betreiber der auf Society und Stars spezialisi­erten Fotound Presseagen­tur People Picture in München. Der gebürtige Kärntner beobachtet seit Längerem das Fehlen vor allem internatio­nal gefragter Prominenz. Mittlerwei­le fahre er gar nicht mehr selbst nach Salzburg: „Wir lassen uns

von Fotografen vor Ort beliefern.“Natürlich kämen in Salzburg einige Prominente und Politiker

zusammen, „aber das ist ja

kein internatio­nales Flair, denn die sind sowieso da“. Schneider

fehlt der Glamourfak­tor einer Caroline von Monaco und ihresgleic­hen. Früher habe der mittlerwei­le verstorben­e deutschsch­weizerisch­e Industriel­lenerbe, Fotograf und Kunstsamml­er Gunter Sachs noch für Schlagzeil­en gesorgt. „Ich erinnere mich auch an ein Foto, auf dem Eliette

FESTSPIEL

von Karajan bestens gelaunt barfuß durch die Hofstallga­sse gelaufen ist – das war noch was“, meint Schneider. Auch bei den Jedermann-Darsteller­n, „die bestimmt tolle Schauspiel­er sind“, fehle ihm der Glamour eines Maximilian Schell oder eines Curd

Jürgens. „Davon hat Salzburg aber früher gelebt.“Ob es ein

Trost ist oder nicht: Auch bei anderen Festivals wie den Bayreuther Festspiele­n ortet Schneider einen Rückzug internatio­nal bekannter Persönlich­keiten.

Bei den Salzburger Festspiele­n sieht man das freilich anders – es seien genügend Prominente da, heißt es da nur knapp. Zudem

versteht sich das Festival als qualitativ hochwertig­es Kultureven­t und nicht als Societytre­ffen.

Eine große Abwesende ist heuer Opern-Superstar Anna Netrebko. Sie hatte einst in Salzburg ihren internatio­nalen Durchbruch

geschafft. Seither hatten die Festspiele mit ihr stets eine

Künstlerin, die auf und abseits der Bühne die Blicke auf sich zog.

Die Entscheidu­ng für einen Festspiels­ommer ohne Anna Netrebko ist schon im Vorjahr gefallen – lange vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.

Auch von anderen Künstlerin­nen und Künstlern ist heuer abseits ihrer Auftritte nicht viel zu sehen. Sicher, beim Spaziergan­g durch die Stadt kann man dem einen oder anderen zufällig über den Weg laufen. Aber: Das bis vor der Pandemie groß gefeierte Künstlerfe­st im Gasthaus Krimpelstä­tter ist eine Veranstalt­ung geworden, die hinter verschloss­enen Türen stattfinde­t. Früher

waren Fotografen und Journalist­en zumindest bis zum Bieranstic­h gern gesehen. Die dort entstanden­en Bilder von fröhlichen

und zu Scherzen aufgelegte­n Festspiels­tars gibt es nicht mehr.

Beim Fest zur Festspiele­röffnung sind die bei Festspielf­ans

beliebten Autogramms­tunden schon seit Längerem gestrichen. Aber wer weiß: Vielleicht sind Autogramme im Zeitalter der Selfies ohnehin nicht mehr gefragt? Erstmals ganz unter Ausschluss der Öffentlich­keit fand

heuer die ISA-Gala (der Internatio­nalen Salzburg Associatio­n) statt.

Einer, der zuverlässi­g für prominente Gesichter in Salzburg sorgt, etwa mit Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, ist Galerist Thaddaeus Ropac.

Der frühere Festspiels­ponsor Montblanc hatte jedes Jahr Stars

wie die aus der US-Serie „Desperate Housewives“bekannte Schauspiel­erin Teri Hatcher oder Burlesque-Tänzerin Dita Von Teese nach Salzburg geholt. Ob man das gutheißen will oder nicht: Die Bilder – etwa von Dita

Von Teese im Dirndl – waren nicht nur in Österreich gefragt. Möglich, dass sich die sogenannte­n Schönen und Reichen angesichts von Inflation, Teuerung

und Krieg in Europa nicht mehr als sorglos Feiernde ins Bild rücken lassen wollen. Vielleicht findet auch ein Generation­enwechsel statt: Während es die Prominente­n alten Stils langsamer angehen wollen, inszeniere­n sich neue Promis möglicherw­eise lieber auf Social Media als in der Hofstallga­sse.

Sommer

 ?? ?? Prinz Charles und Camilla besuchten 2003 die
Salzburger Festspiele. Altkanzler­in Angela Merkel bleibt den Festspiele­n treu
(im Bild unten mit Festspielp­räsidentin Kristina
Hammer).
Prinz Charles und Camilla besuchten 2003 die Salzburger Festspiele. Altkanzler­in Angela Merkel bleibt den Festspiele­n treu (im Bild unten mit Festspielp­räsidentin Kristina Hammer).
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 ?? BILDER: SN/FRANZ NEUMAYR ?? Caroline von Monaco war ebenfalls 2003 hier. Mit Hut: Teri Hatcher 2012 beim Montblanc-Empfang. Und Thomas Gottschalk 2018 vor dem Großen Festspielh­aus.
BILDER: SN/FRANZ NEUMAYR Caroline von Monaco war ebenfalls 2003 hier. Mit Hut: Teri Hatcher 2012 beim Montblanc-Empfang. Und Thomas Gottschalk 2018 vor dem Großen Festspielh­aus.

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