Tempolimit aus Klimasicht
In einem Artikel im Lokalteil
gaben die „Salzburger Nachrichten“am 2. 8. einer Scheindebatte zur Wirksamkeit einer
Absenkung der Beschränkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen breiten Raum: Das Umweltbundesamt
bezifferte, basierend auf Messdaten, die in das sogenannte „Handbuch Emissionsfaktoren“
einfließen, die Verbrauchseinsparung von Pkw bei einer Reduktion der Geschwindigkeit
von 130 km/h auf 100 km/h mit etwas über 20 Prozent. Der unfallsachverständige DI Kronreif kam zum argumentativ unterlegten und nachvollziehbaren Schluss, dass es in der Praxis deutlich weniger Einsparung sein würde – aus seiner Sicht
würden es eher sieben Prozent sein. Das Faktum, dass die Einsparung im realen Verkehrsgeschehen deutlich niedriger sein
wird, wurde vom Umweltbundesamt übrigens keineswegs in Abrede gestellt.
Was aber soll mit dieser Spiegelfechterei ohne echten Widerspruch ausgesagt werden – etwa dass der Effekt eines Tempolimits so gering sei, dass man getrost darauf verzichten kann? Ein Tempolimit hat unbestritten eine deutliche Minderung des Treibstoffverbrauches und damit auch der Emissionen an
Treibhausgasen und Luftschadstoffen (und natürlich des Verbrauches fossiler Energieträger) zur Folge. Die beeindruckenden Einsparungen durch den „LuftHunderter“(der nur zu 42 Prozent der Gesamtzeit galt) auf der mit 27 Kilometern kurzen
Strecke zwischen Salzburg und Golling wurden vom Luftexperten des Landes, DI Kranabetter, in den SN vom 4. 8. beziffert.
Ob eine Absenkung des Tempolimits nun die von DI Kronreif genannten sieben Prozent Einsparung brächte oder doch mehr (wofür es valide Argumente gibt), ist irrelevant für
die aus Klimaschutzsicht ausschlaggebende Tatsache, dass ein Tempolimit die bei Weitem
wirksamste Einzelmaßnahme zur Minderung der Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr ist, die noch dazu praktisch ohne Kosten und mit weiteren positiven Nebeneffekten sofort umgesetzt werden könnte.
Wer also die Größenordnung der Bedrohung durch die Klimakrise verstanden hat, fragt sich nicht, ob eine Senkung des Tempolimits auf Autobahnen auf 100 km/h sieben Prozent, acht Prozent oder zehn Prozent an Einsparung bringt, sondern
warum es nicht sofort umgesetzt wird!
Dr. Gunter Sperka,
Scientists for Future Salzburg
5026 Salzburg