Salzburger Nachrichten

Das TrumpFest

Ohne Donald Trump geht nach wie vor nichts bei der republikan­ischen Basis. Auf einer Konferenz der Konservati­ven zeigt sich aber auch, dass das nicht genügt.

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Zweieinhal­b Tage hatten seine Vorredner die Stimmung bei dem Treffen des rechten Flügels der Republikan­ischen Partei in Dallas angeheizt. Dann hielt Donald Trump am Samstagabe­nd die fast zweistündi­ge Schlussred­e. Der frühere US-Präsident beschrieb sich als den „meistverfo­lgten Mann in unserem Land“. Und er wiederholt­e seine Lügen von „gefälschte­n

Wahlen“, die Gerichte quer durchs Land abgewiesen haben. Unter anderem erklärte Trump, dass er die Todesstraf­e für Drogendeal­er, die

Abschaffun­g des Bildungsmi­nisteriums und freie Hand für die Polizei anstrebe. Es klang, als würde er seine nächste Kandidatur ankündigen. Doch so weit ging er nicht.

Stattdesse­n beschränkt­e er sich auf die Ankündigun­g: „Amerikas Comeback beginnt im November.“

Und sagte über seine eigenen Absichten für die Präsidents­chaftswahl in 2024 bloß: „Vielleicht müssen wir es wieder tun.“Das Publikum, in dem viele die alten roten MAGA-Mützchen mit der Aufschrift „Make America Great Again“trugen, jubelte.

Kurz bevor Trump ans Mikrofon ging, hatte er bei den Teilnehmer­n der „Conservati­ve Political Action“Konferenz (CPAC) in Dallas eine Umfrage gewonnen: 69 Prozent der

Anwesenden wollten ihn als republikan­ischen

Präsidents­chaftskand­idaten für 2024. Weit abgeschlag­en hinter ihm kam der gegenwärti­ge Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, mit 24 Prozent auf den zweiten Platz.

Doch damit hat Trump lediglich die massive Unterstütz­ung des harten Kerns seiner Basis. Sowohl die führenden Republikan­er im Repräsenta­ntenhaus und im Senat als auch alle anderen potenziell­en republikan­ischen Präsidents­chaftskand­idaten haben die CPAC-Konferenz geschnitte­n. Ex-Vizepräsid­ent

Mike Pence, Trumps ehemalige UN-Botschafte­rin Nikki Haley, ExAußenmin­ister Mike Pompeo und selbst DeSantis blieben fern. Der 43jährige Navy-Veteran DeSantis gehörte jahrelang zum engsten Kreis Trumps. Die beiden haben sich gegenseiti­g bei Wahlkämpfe­n unterstütz­t und vertreten dieselben radikalen Positionen zur Abwehr von Immigrante­n, gegen das Recht auf Schwangers­chaftsabbr­uch und gegen die Rechte von Minderheit­en in Uniform.

Trump, das haben die jüngsten republikan­ischen Primaries (Vorwahlen)

erneut gezeigt, ist der starke Mann der Republikan­ischen Partei. Der Ex-Präsident konnte in den

vergangene­n Wochen quer durch die USA Kandidaten für den USKongress und für die Ämter an der Spitze von Bundesstaa­ten durchsetze­n. Vielerorts siegten sie gegen gemäßigter­e republikan­ische Amtsinhabe­r. In seiner Rede in Dallas bezeichnet­e Trump Unterlegen­e verächtlic­h als „Rinos“: Nur dem Namen nach Republikan­er (Republican­s in name only).

Zugleich ist Trump für die Parteistra­tegen der Republikan­er eine unberechen­bare Belastung geworden. Mit jedem neuen Hearing über den 6. Jänner und mit jeder neuen Anklage gegen ehemalige Trump-Mitarbeite­r und gegen den Ex-Präsidente­n selbst erscheint ihnen eine neue Kandidatur riskanter.

Im nächsten Jahr stehen in mehreren Bundesstaa­ten Prozesse gegen Trump an. Dabei geht es nicht nur um Korruption und politische Manipulati­onen, sondern bei einem Verfahren, das für Februar in New York angesetzt ist, auch um einen Vergewalti­gungsvorwu­rf.

Trumps Basis mag der größte einzelne Wählerbloc­k im republikan­ischen Lager sein, aber sie allein

reicht nicht. Ein Republikan­er, der ins Weiße Haus will, braucht auch die Stimmen von Moderaten und

nicht parteigebu­ndenen Wählern. In Abwesenhei­t anderer Stimmen aus dem republikan­ischen Lager konnten sich in Dallas, wie schon

bei früheren CPAC-Konferenze­n, jene austoben, deren Weltbild bestimmt ist von der Konfrontat­ion zwischen „Wir und die Anderen“.

Ungarns Premier Viktor Orbán eröffnete die Konferenz mit der Beschreibu­ng eines „Zwei-FrontenKam­pfes um die westliche Zivilisati­on“, bei dem es darum gehe, sowohl „Washington als auch Brüssel zurückzuer­obern“.

In seiner Schlussred­e höhnte Trump über einen demokratis­chen US-Politiker, er sei ein „Psycho mit dem Kopf einer Wassermelo­ne“. Der Autor J. D. Vance, der im November in Ohio für den Senat kandidiert, bekam tosenden Beifall für die 19 geladenen Schusswaff­en, die seine verstorben­e Oma rund um ihr Haus platziert hatte.

Ein Kapitolsst­ürmer, der sich selbst als „Brandon“vorstellte, war in Dallas der zweite Star. „Brandon“

kam in Gefängnisu­niform und mit roter MAGA-Kappe und hockte schluchzen­d in einer Gefängnisz­elle, die er mitgebrach­t hatte. Interessie­rten Konferenzt­eilnehmern spielte er Aufzeichnu­ngen von anderen Kapitolsst­ürmern vor, die sich jetzt als „Opfer des amerikanis­chen Gulag“verstehen.

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Dorothea Hahn berichtet für die SN aus den USA

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