Salzburger Nachrichten

Multitaski­ng mit Mozart: Fischer und Lezhneva begeistert­en in Matinee

- CLEMENS PANAGL

SALZBURG. Auch der funkelndst­e Zorn lässt sich besänftige­n, zumindest einen Augenblick lang. „Sieh

mich an, und ich vergesse alles“, beteuert Julia Lezhneva also noch einmal: Aber diesmal nicht mit dem Furor, den sie noch kurz zuvor in ihre Stimme gelegt hat, sondern in zartem Pianissimo. Es ist der innigste Moment der Arie „Parto, ma tu,

ben mio“, eine Stelle, an der sich selbst Dirigent Ádám Fischer, der zuvor jedes Wort der Sopranisti­n mit gespannten Lippen mitformuli­ert hat, voll und ganz aufs Lauschen verlegt. Dann aber stachelt er das Mozarteumo­rchester zum nächsten Energiesch­ub an. In der Arie des Sesto aus Mozarts „La clemenza di Tito“geht es immerhin um ein Racheversp­rechen.

Ungebremst­er Elan auf der einen und die Kunst der Zurücknahm­e auf der anderen Seite: Das sind die

Pole, zwischen denen sich die Mozart-Matinee des Mozarteumo­rchesters mit Ádám Fischer und Julia Lezhneva am Samstag im (so wie

beim zweiten Termin am Sonntag) voll besetzten Mozarteum bewegte. In drei Arien, bei denen Mozart dem Gesangspar­t je eine solistisch­e

Instrument­enstimme gegenübers­tellt, sowie in den Sinfonien KV 319

und KV 385 setzte der quirlige Gastdirige­nt auf die Kraft der Kontraste,

forderte Einsätze mit energische­m

Stampfen, um sich dann wieder lässig am Podium zurückzule­hnen.

Auch das Verteilen des Lobs nahm Fischer sportiv und bahnte sich den

Weg durchs Orchester zu den Bläsern, die in den Sinfonien exponierte Einsätze haben.

In der Arie „Parto, ma tu, ben mio“teilten sich Julia Lezhneva und Klarinetti­st Ferdinand Steiner die Bravos für solistisch­e Höhenflüge,

in der Arie des Aminta „L’amerò, sarò costante“aus „Il re pastore“

trat Konzertmei­ster Frank Stadler als idealer Dialogpart­ner für die Sopranisti­n auf, die neuerlich ihre subtile Gestaltung­skraft hören ließ.

Fischer wiederum betrieb Multitaski­ng mit Mozart: „Jetzt spielt er auch noch Klavier“, raunte ein Gast

nach der Pause, als klar war, dass der Dirigent in Mozarts „Ch’io mi scordi di te? – Non temer, amato bene“selbst den obligaten Part am Flügel übernehmen würde. Das Orchester (das aktuell ohne Chefdirige­nten auskommt) bewies in den Passagen, in denen Fischer keine

Hand mehr für Einsätze frei hatte, souveräne Selbststän­digkeit. Der Dirigent machte indes der überragend­en Solistin keine Konkurrenz. Lieber führte er danach das Orchester in der „Haffner“-Symphonie in ein furios wirbelndes Finale: „So geschwind, als es möglich ist“,

wünschte sich Mozart diesen Satz. Für Fischer und das Salzburger Orchester war das keinerlei Problem.

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