„Rip-Deals“: Erneuter Schlag gegen Betrüger
Wiener Kriminalisten forschten Bandenmitglieder aus, die ihrem Opfer Gold abkauften und mit Falschgeld bezahlten.
WIEN. Im Kampf gegen sogenannte Rip-Deals feierten Wiener Kriminalisten den bereits dritten Erfolg innerhalb von zwei Wochen. RipDeal-Betrüger hatten bei einem Schweizer bereits im Jahr 2019 Gold
im Gegenwert von 240.000 Schweizer Franken abkassiert (245.499,18 Euro), den Mann in Genua aber mit Falschgeld abgespeist. Der Fall konnte nun geklärt werden – obwohl das Opfer den Betrug aus Angst gar nicht angezeigt hatte.
Die Kriminalisten waren der RipDeal-Bande, die sich aus Mitgliedern serbokroatischer Familienclans in Belgien, den Niederlanden
und Österreich zusammensetzte, seit geraumer Zeit auf den Fersen
gewesen. In diesem Fall führten die Zusammenarbeit mit belgischen Fahndern und zahlreiche Überwachungsmaßnahmen, Spurenauswertungen und die Sicherstellung von Mobiltelefonen zu drei Verdächtigen. Einer davon ist ein RipDeal-Telefonist, der lange Zeit von
Wien aus aktiv war. Dieser hatte den Schweizer unter dem Vorwand
lukrativer Investment- und Verdienstmöglichkeiten kontaktiert
und dessen Interesse geweckt. Es folgten weitere Telefonate, bei denen das Opfer mit angeblich reichen russischen Geschäftsleuten sprach. Diese luden den Mann zu Geschäftstreffen nach Luxemburg
und Frankreich ein, bei denen sie ihm auch Goldbarren abkauften. So gewannen sie dessen Vertrauen.
Der Betrug spielte sich letztlich in einem Hotel in Genua ab. Die Täter machten dem Schweizer weis, dass sie ihm Gold um 240.000 Franken abkaufen würden, und lotsten ihn in die italienische Hafenstadt. Das Gold nahmen sie ihm dort ab
und gaben ihm dafür einen Beutel mit Bargeld. Das Opfer bemerkte aber erst nach dem Treffen, dass die Franken allesamt Blüten waren.
Mit seiner Geschichte rückte der Schweizer heraus, als die Ermittler
Hinweise auf den Betrug erhielten. Der Telefonist wurde 2020 am Wiener Landesgericht verurteilt. Bei weiteren Ermittlungen
konnten zwei Komplizen ausgeforscht werden, nach denen aktuell gefahndet wird.
Erst Ende Juli hatten heimische Ermittler einen 33-jährigen Österreicher in Rom geschnappt, der an einem internationalen, groß angelegten Rip-Deal-Betrug
beteiligt gewesen sein soll. Dabei seien einem Deutschen, der eine spanische Villa im Internet zum
Verkauf angeboten hatte, bei der Geschäftsanbahnung 700.000 Euro in Kryptowährungen abgeknöpft worden.
Dritter Fall: Ein steirisches Brüderpaar (34 und 36), das eine Luxusuhr und Goldmünzen verkaufen wollte, war 2019 einem groß angelegten Betrug aufgesessen. Es kam zu einem Treffen
mit Vertretern eines vermeintlichen Käufers in einem Nobelhotel in Italien. Dort wurden gegen Bezahlung die Wertsachen übergeben. Erst später bemerkten die Männer, dass es sich um Falschgeld handelte. Der Schaden belief sich auf rund 160.000 Euro. Im April 2022 wurde ein Italiener (41) festgenommen. Nach dem zweiten Tatverdächtigen
wird gefahndet.